Kunstverein Leipzig

Kill Your Idols!

20 Sep - 03 Nov 2013

Archiv Lamm & Kirch
KILL YOUR IDOLS!
Psychoanalysis of contemporary architecture of the City of Brno
20 September - 3 November 2013

Mit: Arnold Bartetzky (GWZO Leipzig), Regina Bittner (Bauhaus Dessau), Lilly Bozzo-Costa (Architektin), Wolfram Günther (Stadtforum Leipzig), Engelbert Lütke Daldrup (IBA Thüringen), Bernd Sikora (Architekt), Moderation: Britt Schlehahn

Curator: Petra Hlaváčková /4AM Forum for Architecture and Media (Brno/CZ)
Installation: Ondřej Synek und Jan Vlach
Video/editing: Tomáš Hlavacek (Guerilla.film)

The focus of the exhibition are interviews with five architectural ateliers from Brno - held to their own work, idols, inspirations and obsessions - Markéta Veselá (Maura), Svatopluk Sládeček (New Work), Ladislav Kuba and Tomáš Pilař, Antonín Novák and Petr Valenta (DRNH) and Zdeněk Fránek. The title is the dogma of Sigmund Freud borrowed "kill your father" and refers to the strong mental and psychological influences on the development part of the family and the social environment. In this specific case, the question is directed to the following generations of architect / interior in Brno in dealing with strong interwar functionalist movement and the figure over architect Bohuslav Fuchs. The interviews now show for the first time in Germany a form of work of architecture to the public not only a previously hidden source of knowledge about the architecture in Brno opened in its subjective nature of the analysis by the respondents, but also shows how other places deal with the architectural heritage will. The interviews also refer to their own position as an architect, the sources of inspiration for their work, the role of their teachers on their own work, their relationships to history and theory of architecture, visual arts and literature to define their most important criteria for quality architecture and thus building culture The exhibition of 4AM focuses on a person and their effects on future generations, thus forming a local analysis of the events in architecture, urban development and public art from 1989 to the present, a second documentary exhibition part.

Baukultur in Leipzig von 1989 bis heute

Als im Herbst 1989 der Film „Ist Leipzig noch zu retten?“ im DDR-Fernsehen zur Ausstrahlung fand, waren erst wenige Woche vergangen als sich Vertreter der Stadt und der Partei trafen, um über die von Erich Honecker verkündete Bewerbung Leipzigs für die Olympischen Sommerspiele 2004 zu beraten. Gewünschte und tatsächliche Realitäten hätten größer nicht auseinanderliegen können.

Am 15. November 1989 gründete sich die Initiative zur Rettung Leipzigs – bestehend aus Vertretern des Kulturbundes, des Verbandes Bildender Künstler sowie dem Bund der Architekten. Im Mittelpunkt standen ein grundlegendes Umdenken in der Denkmalpflege und Baukultur, der Erhalt von historischer Baumasse, gegen die Zerstörung von Altbausubstanz im Zuge der komplexen Rekonstruktionsmaßnahmen seit der Mitte der 1980er Jahre – wie beispielsweise in Leipzig das Kreuzviertel oder der bereits begonnene Abriss in Leipzig-Connewitz, um an deren Stelle Plattenbauten zu errichten. In der Innenstadt sollten Bauten wie die Nikolaistraße 31 den zukünftigen Weg versinnbildlichen: Plattenbauten mit einer gewissen nuancierten Formsprache als Ersatz zur historische Baugruppe.

Am 6. und 7. Januar 1990 fand die 1. Volksbaukonferenz in Leipzig statt, die klar sowohl die Defizite der letzten Jahrzehnte bestimmte als auch Ideale für die Zukunft formulierte.

1990/91 wurde auf Bundesebene das Modellstadt-Programm für ostdeutsche Städte initiiert, fanden sich doch hier noch eine Reihe von Kriegsbrachen und gleichzeitig musste auch die Stadtdenkmalpflege neu gedacht und vor allem praktisch handeln. Entgegen der von Investorenseite gern initiierten Stadtbildpflege statt Stadtdenkmalpflege in ihrer Ganzheit mussten Diskussionen stattfinden, die die Stadtdenkmalpflege als integralen Bestandteil der Stadterneuerung verstand. Bereits die erste, frei gewählte Regierung unter Hans Modrow hatte in ihrer ersten Regierungserklärung eine Arbeitsgruppe „Gesellschaftskonzeption und Stadtentwicklung“ festgelegt.

Mitte der 1990er Jahre entstand mit dem Hauptbahnhof als komplexe Shopping Mall mit Bahnanschluss ein Raumzusammenhang, wie er im Anschluss unendliche Male kopiert, in fast allen Städten heute zu finden ist. Basierend auf dem Gedanken, die Kaufkraft von den auf den Wiesen außerhalb der Stadt sich befindlichen Einkaufszentren wieder in die Stadt zu holen, wurde die historische Struktur eines Kulturensembles der Reise komplett zerstört. Mit dem Umzug der Messe in den Norden der Stadt verwaiste nicht nur das historisch gewachsene Alte Messeglände – die Technische Messe – und die seit Beginn des 19. Jahrhunderts entstandenen innerstädtischen Messehäuser, sondern begann auch ein wesentlicher Umbau der Innenstadt – so u.a. das Messeensemble rund um den Markt oder die komplette Entkernung vom Messehof einschließlich des Passagesystems.

1997-2000 „Leipzig den Wandel zeigen“ Unter dem Motto „Den Wandel zeigen“ standen die Projekte der Stadt Leipzig von 1997 bis 2000, die als Beitrag der EXPO 2000 in Hannover dienten. Insbesondere das ehemalige Industrieviertel Plagwitz wurde grundlegend neu strukturiert und eine Reihe von teilweise sehr wertvollen Industrieanlagen zerstört. Die dadurch entstandenen Leerflächen konnten einerseits als „Luxus der Leere“ (Wolfgang Kil) missverstanden werden, andererseits stellten sie eine räumliche Option für eine zukünftige postfordistische Gesellschaft dar.

2000ff. Seit 2000 ist auch in Leipzig ein verstärktes Interesse an dem Verhältnis von Architektur, Baukultur und Kunst zu verzeichnen.
Fand 2002 auf der Spinnerei die Tagung zu „Wie Architektur sozial denken kann“ statt, so organisierte L 21 – eine Initiative der Leipziger Architekturbüros Hobusch & Kuppardt, KARO Architekten, kombinat 4, m. f. s. Architekten, S. E. P. – bereits seit 2000 eine Reihe von Veranstaltungen und Ausstellungen, die sich kritisch mit dem Begriff „Boomtown“ und dem Leitbild der Gründerzeit für Leipzig auseinandersetzten. Eine Auswahl der damals produzierten Arbeiten wird in der Ausstellung zu sehen sein. Dazu gehört u.a. ein Video mit Stimmen von Bürger/innen aus dem Jahr 2001 zu Vorstellungen von einer Stadt und Urteilen zur Bautätigkeit des letzten Jahrzehnts.

Mit dem Programm „Stadtumbau Ost“ ab 2002 wurden Abrissprämien seitens des Bundes gezahlt bzw. Entschuldungen wirksam, sodass Unternehmen und Besitzer eher den Abriss favorisieren denn eine öffentlich geforderte Baukultur. Zahlreiche heute noch existierende Brachflächen erinnern an den unermüdlichen Kampf von Bürgerinitiativen, die sich 2004 zum Stadtforum zusammenschlossen.

Weitere Initiativen sollen an dieser Stelle vorläufig nur erwähnt werden – wie beispielsweise das Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes zu „Schrumpfenden Städten“ von 2004ff., in dem auch Leipzig eine wesentliche Rolle spielte. „Heimat Moderne“ 2005, das unterschiedliche Gruppen zusammenführte, um über den städtischen Raum Positionen zur Diskussion zu stellen.

Mit dem Abriss der Brühlbebauung und der Errichtung der Höfe am Brühl ergab sich eine neue Form der Kommunikation zwischen Bürgerschaft, Investor und Stadt, wobei sich die Frage stellt: Garantiert Kommunikation auch hochwertige Baukultur?