Kunstverein Leipzig

Meine Linie

14 Mar - 22 Apr 2012

Konsument-Warenhaus Leipzig, Archiv: Hildegard Korger
MEINE LINIE.SCHRIFT UND RAUM
14. März bis 22. April 2012

Ausgewählt und platziert von Maurice Göldner, Karen Laube, Andrej Loll, Daniel Mudra, Philipp Paulsen, Ute Richter, Britt Schlehahn, Toni Schönbuchner

Anlässlich der Buchmesse organisiert der Kunstverein Leipzig 2012 zum dritten Mal in Folge eine Ausstellung, die sich mit Gestaltung in und aus Leipzig beschäftigt. Nach Ausstellungen zu Buchgestaltung und Grafikdesign 2010 („Mein Block“) und Schrift aus Leipzig 2011 („Mein Typ“) stehen nun verbindende Elemente beider Teilgebiete von Gestaltung im Mittelpunkt, die sich auf den öffentlichen Raum und Architektur beziehen. Ausgehend vom visuellen Erbe im städtischen Raum soll diesem gegenüber nicht nur eine neue Wahrnehmung gewonnen, sondern auch eine zeitgenössische Interpretation gegenüber gestellt werden.

Die Ausstellung bietet daher ein reiches Spektrum an verlorenen, vergessenen, übersehenen Schriften und Gestaltungen in Leipzig und zeigt künstlerische Interventionen zu Schrift auf.

Ein Beispiel aus der Geschichte bildet die von Peter Behrens entworfene Reklameburg, die sich von 1921 bis 1923 auf dem Marktplatz befand. Die Reklameburg sollte sich zum „weltbekannten Wahrzeichen der Messe“ entwickeln und steht für die Versuche eine planmäßige Gestaltung der Messereklame nach künstlerischen und werbetechnischen Gesichtspunkten sowie eine „Kultur der Reklame“ zu etablieren.

Hildegard Korger – von 1976 bis 1984 Beraterin für baugebundende Schrift beim Büro des Chefarchitekten der Stadt Leipzig – stellte für die Ausstellung ihre Diasammlung von Schriften im Raum zur Verfügung. Zu sehen sind Beispiele der Beschriftung aus Leipzig und anderen Städten.

Neben der äußeren Beschriftung steht die Gestaltung von Läden basierend auf dem Archiv von Klaus Liebig. Er gestaltete in den 1970er und 1980er Jahren eine Vielzahl von Läden in der Innenstadt von Leipzig – wie etwa die „Wollboutique“, die Jugendboutique „Steil“ oder das „Kaufhaus Topas“. Artikel aus Fachzeitschriften beschreiben Arbeitsweise und Rezeption. Dorit Margreiters Film „zentrum“ aus dem Jahr 2006 bringt den Schriftzug „brühlzentrum“ aus dem Jahr 1966 wieder zum Leuchten. Während die Arbeit von Toni Schönbuchner „Probelauf am Brühl“ die zukünftige Schrift der Höfe am Brühl aufzeigt.

Aber nicht nur Leuchtreklame und Schriftzüge beeinflussen das Bild einer Stadt oder die Wahrnehmung im öffentlichen Raum, sondern auch leicht zu übersehene Linien und Beschriftungen. Straßenschilder aus dem Archiv von Gert Wunderlich verdeutlichen die gestalterische Entwicklung über die Jahrzehnte hinweg. Linien lenken unsere Bewegung im Raum. Die Arbeit „Start/ Ziel“ von Daniel Mudra aus dem Jahr 2006 zeigt wie uns Zeichen im Raum leiten und ordnen. „Das Land der Griechen“ von Luise Bartels offenbart die zeitgenössische Beschriftungskultur von griechischen Restaurants.
Plakate im Stadtraum greifen historische und zeitgenössische Positionen und Mittel zur Gestaltung von Reklame auf. Die Plakatserie von Karen Laube zitiert Kritiker der überbordenden und ungestalteten Werbung wie Walter Benjamin, Peter Behrens oder Jan Tschichold. Den Aussagen steht die Feststellung der Stadt Leipzig aus dem Jahr 1926 zur Seite, dass die Möglichkeit einer städtischen Reklameberatung kaum in Anspruch genommen wird. Ute Richter überträgt die gegenwärtig vorherrschende Plakatierung in ihrer Arbeit „Die Eigenbewegung des Materials“. Das Plakat stellt eine Referenz an die neonfarbigen Poster dar, die an Straßenrändern für Ballonfliegen, Reptilienschau, Ü-30-Partys oder die Gosenschenke werben. Und in diesem Zusammenhang ist es ein Versuch, den Dramatiker Heiner Müller auf die Straße zu bringen.

Ausgewählte Lehrbücher zeigen wie Schrift an die Wand gelangt.
 

Tags: Dorit Margreiter, Jan Tschichold