Kunstverein Leipzig

Rimma Arslanov

16 Aug - 01 Sep 2013

© Rimma Arslanov
Gray Noon
RIMMA ARSLANOV
Gray Noon
16. August bis 01. September 2013

Die Ausstellung „GRAY NOON“ im Kunstverein Leipzig markiert den Endpunkt des dreimonatigen Aufenthalts Rimma Arslanovs in der Künstlerresidenz BLUMEN. Die in Tel Aviv lebende Usbekin konstruiert in ihren Zeichnungen, Animationen und skulpturalen Arbeiten eine alternative - sehr persönliche und intime - Realität, in welcher sich architektonische, abstrakte, florale, und anthropomorphe Formen durchdringen, zusammenfinden und immer wieder neu kompiliert werden.

Rimma Arslanov bedient sich dabei frei aus dem kanonischen Vokabular einer zwischen Orient und Okzident changierenden Architektur. Aus dem islamischen Raum bekannte Ornamente wie das Mashrabiyya-Muster verbinden sich mit klassischen europäischen Architekturelementen und stehen gleichberechtigt neben diesen. Dennoch erschöpft und erklärt sich diese Zusammenstellung von Architekturformen nicht ausschließlich aus der Biografie und Lebenswelt der Künstlerin. Ein geschlossener zeichnerischer Raum findet sich nur selten in den Arbeiten Arslanovs. Die konstruierte Realität bleibt immer lückenhaft, wirkt fragil, zerbrechlich, verlangt vielleicht sogar nach Ergänzung durch den Rezipienten. Die abgebildeten Architekturen sind oftmals dem Verfall hingegeben, wirken ruinenhaft, scheinen sich im Raum schwebend nach einer gewissen Logik aufzulösen. Gerade durch die Einbindung von Elementen botanischer Natur – auch hier bestätigt sich ein dialektisches Spiel mit Gegensätzlichkeiten in der Bildwelt Arslanovs – erhalten ihre Zeichnungen eine Qualität die Ästhetik- und Kunsttheoretiker des 18. und 19. Jahrhunderts wohl „malerisch“ genannt hätten. Die Natur durchdringt die vom Menschen gemachte Architektur, sucht sich ihren Platz in derselben, wendet sich teilweise aber auch ab. Bäume und Baumstümpfe schlagen Wurzeln im Nichts, die Bildelemente scheinen auf der Suche nach Stabilität, einem geeigneten Ort zu sein. Oftmals scheint der Mensch als Bindeglied zwischen Natur und Architektur in anthropomorphen zeichnerischen Konstrukten Teil dieser Bildwelt zu werden. Nie offensichtlich, eher implizit und heimlich nimmt er an der konstruierten Realität teil.

Neben dem Verschränken und Collagieren dialektischer Gegensatzpaare in Arslanovs Zeichnungen verselbstständigen sich diese Bildelemente auch immer wieder in animierten Video- und skulpturalen Arbeiten. Die implizierte Beweglichkeit botanischer Elemente wird so in den Animationen zur visuellen Realität. Die Welt, die Rimma Arslanov in ihren Arbeiten konstruiert, ist eine suchende, eine nach Authentizität strebende. Obwohl aus dieser Perspektive der Realität nicht unähnlich, sind doch die Elemente nicht Teil einer allgemeinen, sondern einer sehr intimen Symbolik. Mit einem mutigen Sprung „down the rabbit hole“ gibt sich Rimma Arslanov ihrem eigenen Bildgedächtnis, Kindheitserinnerungen, dem Verortungsversuch in unterschiedlichen Kulturkreisen hin und schafft Bildwelten die gerade in ihren fantastischen und traumhaften Aspekten viel (Spiel)raum für den Betrachter bieten.