Dortmunder Kunstverein

Angelika Loderer

12 Sep - 01 Nov 2015

Angelika Loderer
Coming in Pieces, Installationsansicht, Dortmunder Kunstverein, 2015
Foto: Roland Baege
ANGELIKA LODERER
Coming in Pieces
12 September – 1 November 2015

Durch den spielerischen Umgang mit heterogenen Materialien und die ungewöhnliche Anwendung klassischer Bildhauertechniken schafft Angelika Loderer (*1984 in Feldbach (AT), lebt in Wien) Skulpturen, die sowohl ihren prozesshaften Charakter offenbaren als auch Spannungsverhältnisse von Oberflächen und Materialität, Schwerkraft und Leichtigkeit, Fragilität und Robustheit generieren.

Für ihre erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland hat Loderer eine Serie entwickelt, die sich auf das Objekt des Aquariums formal sowie historisch bezieht. Dieses diente im 19. Jahrhundert als Dekor für Interieurs sowie dem Aufbau individueller Miniatur- und Phantasiewelten. Die „Aquarien“ Loderers (Ohne Titel (Dose) (Wasser) (Aschenbecher), 2015) bestehen aus Aluminium, sind mit Wasser gefüllt und zum Teil mit kleinen Alltagsobjekten wie Aschenbechern ausgestattet. Durch die Lackierung und die pastose Bearbeitung der Metallrahmen, die an weichen Ton erinnert und die Handarbeit hinter dem Objekt erkennen lässt, scheinen die kuriosen Skulpturen einer barocken Zeit zu entstammen. Dennoch bricht die Präsenz der alltäglichen Gegenstände die Ernsthaftigkeit der Form und verwandelt die Wassergefäße in halb düstere halb popartige Konstruktionen. Loderers Aquarien gehören also weniger zur Kategorie funktionaler Gefäße für Wasserwesen als zu derjenigen der Follies. In der Landschaftsarchitektur sowie Gartenkunst bezeichnen Follies exzentrische Bauwerke, die keine andere Funktion haben, als die Landschaft zu animieren und die Fantasie anzuregen. Mit ihrer Anspielung auf den kapselartigen Charakter des Kunstvereins stehen Loderers Objekte in Kontrast zu dessen konstruktivistischen und klaren Architektur: Das Glatte wird porös und organisch, die Transparenz wird unscharf. Absurdität und Humor ermöglichen hier die Verwandlung der Formen und Materialien, wodurch man, wie bei den Follies, in eine andere Welt transportiert wird.

Andere Objekte in der Ausstellung erinnern an Dinge, die man auf Baustellen, im Haushalt oder in der Natur antrifft. Ihre Gestalt basiert auf der Beobachtung natürlicher Prozesse, die mit gewöhnlichen Materialien wie Plastik, Sand, Wasser, Papier oder Metall in eine skulpturale Form überführt werden. Seien es die kleinen Papierklumpen, die entstehen, wenn man die Hosentaschen vor dem Waschen vergisst zu leeren, wie in den sogenannten Waschmaschinenskulpturen aus Gips und Papier. Sei es der Staub, der sich auf einer unebenen Fläche absetzt und deren zuvor unsichtbare Struktur offenbart, wie die vor Ort entstandene Arbeit Ohne Titel (Dortmund), 2015 aus Teppich, Gips, Plastik und Sand. Sie tauchen in der Ausstellung wie natürliche Readymades auf und spielen so auf eine humorvolle Art mit einer Ästhetik des Alltäglichen.