Birgit Brenner
11 Nov - 23 Dec 2011
BIRGIT BRENNER
Ein Anfang. Von Was. Oder so.
11.11. bis zum 23.12.2011
Unter dem Titel Ein Anfang. Von Was. Oder so. zeigt Birgit Brenner eine Installation für den Dortmunder Kunstverein. Diese Ausstellung leitet den Beginn einer neuen Ausstellungsreihe ein: Im Fokus stehen künstlerische Arbeiten, die durch Mittel der darstellenden Kunst eine Auseinandersetzung mit der Frage nach der Erzählstruktur, Funktion und Form bildender Kunst aufwerfen. »Performatives«, »Exzessives«, »Narratives« in der zeitgenössischen Kunst werden durch die Künstler und deren Arbeiten über einen längeren Zeitraum die Auseinandersetzung vertiefen.
Birgit Brenner geht in ihren Arbeiten literarisch vor, ihre Texte sind wie Filmdrehbücher organisiert und dienen als Ausgangssituation für ein installatives Film-Set, das eher einer Seelenbühne gleicht. Mit übergroßen Fotoplots, Pappen, Schildern und verbalen Versatzstücken manövriert sie uns in die beklemmende Banalität des Seelenlebens. Beeinflusst von Filmemachern wie Rainer Werner Fassbinder und Jean-Luc Godard sind es Figuren wie aus Ulrich Seidls „Hundstage“, die zumeist im inneren Monolog hadern, scheitern, zweifeln. Dennoch ist Birgit Brenner nicht in erster Linie am zwischenmenschlichen Drama interessiert – es ist viel mehr ihr Vehikel zur Bildfindung.
Die 1964 in Ulm geborene Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin und Stuttgart, wo sie seit 2007 eine Professur für „Fotografie/Zeichnung/Neue Medien” an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste ausübt. Sie studierte zunächst Kommunikationsdesign und wurde schließlich an der Hochschule der Künste (HdK), Berlin Studentin bei Prof. Rebecca Horn, bei der sie auch ihren Meisterschülerabschluss absolvierte.
Birgit Brenner: Ein Anfang. Von Was. Oder so.
20.26 Uhr. Er sitzt am Rechner und sieht einen Film. Der ist schon fast zu Ende und man ahnt den Schluss bereits voraus. Sich umbringen. Oder so. Es muss schnell gehen. Während das Blut auf Boden und Katze tropft, sagt die Schauspielerin Sätze wie „Wer versorgt jetzt meine Mutter?“. Diese Szene kann er auswendig und spricht die Worte leise mit. Während sie im Film ganz langsam stirbt, macht er sein Hanteltraining im Arbeitszimmer. Im Sitzen und mit fünf Kilo pro Arm. Er schwitzt nicht.
Die Musik wird lauter und schwermütig. Schließlich kommt der Abspann. Im Hintergrund schiebt seine Freundin währenddessen den Staubsauger von Zimmer zu Zimmer. Er hört mit dem Training auf, sitzt da, in Unterhose und stellt sich vor, die Frau im Film küsst ihn, liegt oben und hat Gefühle. Die Phantasien werden begleitet vom Lärm des Staubsaugers. Die Webcam zeichnet alles auf.
20.39 Uhr. Er hat getan, was er tun musste. Er nimmt ein Taschentuch, wischt sich ab, stellt den nackten Unterleib noch nah vor die Kamera, Großaufnahme, und schaltet Minuten später die Kamera aus. Alles erledigt.
Aber es geht ja weiter.
20.43 Uhr. Er umarmt seine Freundin von hinten. Sie hält den Staubsaugergriff fest in der Hand. Sein nackter Bauch an ihrem Rücken. Dann sind seine Hände an ihrem Hals. Das Leben hat sich nicht gelohnt. Immer Probleme. Er entscheidet spontan, sie geht vor und er kommt nach. Er sollte jetzt fest zudrücken. Und macht es.
20.57 Uhr. Als sie endlich unten leblos auf dem Boden liegt, macht er ein Foto von ihr. Nennt es „Frau auf Teppich“. Geht zum Rechner und stellt das Bild ins Netz. Schnell gibt es die ersten Reaktionen. Vielleicht ist doch nicht alles umsonst. Denkt er. Vielleicht ist das alles auch ein Anfang. Von was. Oder so.
Ein Anfang. Von Was. Oder so.
11.11. bis zum 23.12.2011
Unter dem Titel Ein Anfang. Von Was. Oder so. zeigt Birgit Brenner eine Installation für den Dortmunder Kunstverein. Diese Ausstellung leitet den Beginn einer neuen Ausstellungsreihe ein: Im Fokus stehen künstlerische Arbeiten, die durch Mittel der darstellenden Kunst eine Auseinandersetzung mit der Frage nach der Erzählstruktur, Funktion und Form bildender Kunst aufwerfen. »Performatives«, »Exzessives«, »Narratives« in der zeitgenössischen Kunst werden durch die Künstler und deren Arbeiten über einen längeren Zeitraum die Auseinandersetzung vertiefen.
Birgit Brenner geht in ihren Arbeiten literarisch vor, ihre Texte sind wie Filmdrehbücher organisiert und dienen als Ausgangssituation für ein installatives Film-Set, das eher einer Seelenbühne gleicht. Mit übergroßen Fotoplots, Pappen, Schildern und verbalen Versatzstücken manövriert sie uns in die beklemmende Banalität des Seelenlebens. Beeinflusst von Filmemachern wie Rainer Werner Fassbinder und Jean-Luc Godard sind es Figuren wie aus Ulrich Seidls „Hundstage“, die zumeist im inneren Monolog hadern, scheitern, zweifeln. Dennoch ist Birgit Brenner nicht in erster Linie am zwischenmenschlichen Drama interessiert – es ist viel mehr ihr Vehikel zur Bildfindung.
Die 1964 in Ulm geborene Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin und Stuttgart, wo sie seit 2007 eine Professur für „Fotografie/Zeichnung/Neue Medien” an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste ausübt. Sie studierte zunächst Kommunikationsdesign und wurde schließlich an der Hochschule der Künste (HdK), Berlin Studentin bei Prof. Rebecca Horn, bei der sie auch ihren Meisterschülerabschluss absolvierte.
Birgit Brenner: Ein Anfang. Von Was. Oder so.
20.26 Uhr. Er sitzt am Rechner und sieht einen Film. Der ist schon fast zu Ende und man ahnt den Schluss bereits voraus. Sich umbringen. Oder so. Es muss schnell gehen. Während das Blut auf Boden und Katze tropft, sagt die Schauspielerin Sätze wie „Wer versorgt jetzt meine Mutter?“. Diese Szene kann er auswendig und spricht die Worte leise mit. Während sie im Film ganz langsam stirbt, macht er sein Hanteltraining im Arbeitszimmer. Im Sitzen und mit fünf Kilo pro Arm. Er schwitzt nicht.
Die Musik wird lauter und schwermütig. Schließlich kommt der Abspann. Im Hintergrund schiebt seine Freundin währenddessen den Staubsauger von Zimmer zu Zimmer. Er hört mit dem Training auf, sitzt da, in Unterhose und stellt sich vor, die Frau im Film küsst ihn, liegt oben und hat Gefühle. Die Phantasien werden begleitet vom Lärm des Staubsaugers. Die Webcam zeichnet alles auf.
20.39 Uhr. Er hat getan, was er tun musste. Er nimmt ein Taschentuch, wischt sich ab, stellt den nackten Unterleib noch nah vor die Kamera, Großaufnahme, und schaltet Minuten später die Kamera aus. Alles erledigt.
Aber es geht ja weiter.
20.43 Uhr. Er umarmt seine Freundin von hinten. Sie hält den Staubsaugergriff fest in der Hand. Sein nackter Bauch an ihrem Rücken. Dann sind seine Hände an ihrem Hals. Das Leben hat sich nicht gelohnt. Immer Probleme. Er entscheidet spontan, sie geht vor und er kommt nach. Er sollte jetzt fest zudrücken. Und macht es.
20.57 Uhr. Als sie endlich unten leblos auf dem Boden liegt, macht er ein Foto von ihr. Nennt es „Frau auf Teppich“. Geht zum Rechner und stellt das Bild ins Netz. Schnell gibt es die ersten Reaktionen. Vielleicht ist doch nicht alles umsonst. Denkt er. Vielleicht ist das alles auch ein Anfang. Von was. Oder so.