Kunstverein Düsseldorf

Fikret Atay

13 - 27 Nov 2005

FIKRET ATAY
Bang Bang!, 2003
Videostill
FIKRET ATAY
im Rahmen von "der neue orient"
13. - 27. November 2005
Eröffnung: Samstag, 12. November 2005, 20 Uhr

In seiner Einzelausstellung im Kunstverein zeigt der junge kurdische Künstler Fikret Atay (*1976 Batman, Türkei; lebt in Batman und Paris) Videoarbeiten, die in den letzten vier Jahren entstanden sind. Seine kurzen Filme zeigen alle ein Thema: Kinder in Anatolien beim Spielen. Die Szenen, die durch eine poetische und unprätentiöse Bildsprache bestechen, könnten auch an anderen Orten der Welt aufgenommen sein und werden durch die Arbeit des Künstlers zu Sinnbildern.

Die Situationen, die Atay zeigt, sind uninszeniert, mit der Handkamera gefilmt, vertraut und fremd zugleich. Typischerweise sind Jungen oftmals seine Protagonisten. In Tinica spielt ein Jugendlicher vor der Silhouette der Stadt Batman auf Blechdosen Schlagzeug und kickt diese anschließend lässig einen Hügel hinunter, eine politisch höchst brisante Metropole, die in der Abenddämmerung schlummert. In Bang Bang sind kleine Jungen zu sehen, die spielend zwischen Zügen Erschießungen vollziehen – oder andere Jugendliche, die vor einem Geldautomaten singen, werden zu den Rebels of the Dance, die nur noch wenig mit der in der Türkei bekannten Tanzshow Sultans of the Dance gemein haben. Die melodischen Reime in einer verschlüsselten Sprache, die die beiden singen und ‚rappen’, funktionieren wie eine Art fremde Sprache. Die einzig verständlichen Worte am Ende auf Kurdisch lauten: „Wer ist der Pascha? Wer ist der Bräutigam?“

Die Szenen der Kinder bilden beeindruckende, von Firket Atay gleichzeitig dokumentarisch und metaphorisch beschriebene Modelle für die Welt der Erwachsenen. Er zeigt den „Homo Ludens“ in einer Region, in der Vergangenheit und Zukunft der Welt eng miteinander verwoben sind und Fragen von Tradition, Religion, der Stellung der Frau oder von Kapitalismus und globalisiertem Markt die weitere Entwicklung an der Schnittstelle von Europa, Asien und Afrika entscheidend mitbestimmt. Die nachgespielte Kriegszene, die militärisch anmutenden Tänze in Jeanshosen, das Trommeln auf dem Berg oder das Feixen vor dem Geldautomaten zeigen eine Perspektive der neuen Generation auf das Leben, wie immer bestimmt durch beides: das Nachmachen des Vorhandenen und das Entwickeln individueller Gegenentwürfe. So sind die Filme auch Bilder über das Ich und die Gemeinschaft, die das Unsichere und das Starke, im Angesicht von Kampf, Maschine oder Stadt deutlich machen.
 

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