Kunstverein Düsseldorf

Teresa Margolles

16 Sep 2006 - 07 Jan 2007

TERESA MARGOLLES
127 cuerpos (127 Körper), 2006
Reststücke von Fäden, mit denen
Körper von Personen, die eines
gewaltsamen Todes gestorben sind,
nach der Autopsie vernäht wurden.
Jedes Fadenstück entspricht einem
Körper. Die Fäden stammen aus
verschiedenen Leichenschau-
häusern in Mexiko.
Installationsansicht Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen 2006
Foto: Achim Kukulies
TERESA MARGOLLES
127 cuerpos
16. September 2006 – 7. Januar 2007
Eröffnung: Freitag, 15. September, 20 Uhr

Anlässlich der „Quadriennale 06“ zeigt die mexikanische Künstlerin Teresa Margolles (*1963 in Culiacán, Sinaloa/Mexiko) im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen ihre Einzelausstellung 127 cuerpos. Teresa Margolles vertritt eine der radikalsten und international meist diskutierten Positionen der zeitgenössischen Kunst. In ihren auf den ersten Blick zarten, poetischen Installationen präsentiert sie den Körper in stark abstrahierter Form und doch mit höchst realistischen Mitteln: Sie arbeitet mit menschlichen Spuren, wie dem Wasser von Leichenwaschungen, Blutspuren oder Fettablagerungen, die sie in schwerelos anmutende Arbeiten transformiert. Dabei füllt sie den Ausstellungsraum mit Überresten zahlreicher, oft anonymer Körper und ‚kontaminiert’ so seine neutrale, unschuldige Aura.

127 cuerpos (127 Körper, 2006) lautet der Titel der Arbeit, die Teresa Margolles für die Ausstellung im Kunstverein konzipiert hat – ein Titel der auf die 127 Körper, genauer auf 127 obdzuierte Leichname aus verschiedenen Orten Mexikos verweist, denen das Material für die Ausstellung entstammt. Die Künstlerin zeigt die Reststücke von Fäden, mit denen Leichen nach der Autopsie vernäht wurden; Fäden, die den gesamten Leichnam durchwandert und dessen körperliche Spuren in sich aufgesogen haben.
Teresa Margolles verbindet diese Fadenstücke zu einer raumgreifenden Installation, die in der Reduziertheit des Materials ein Gefühl von Verschwinden und Auflösung vermittelt. Die Frage der Auflösung lässt sich dabei nicht nur auf den Aspekt des Körperlichen, sondern auch auf Wertesysteme, gesellschaftliche und politische Strukturen übertragen.
Die Personen, von denen Teresa Margolles’ Arbeiten handeln, leben an den Rändern der Gesellschaft. In ihrem Werk erscheint der Körper nicht nur als Träger von Individualität, sondern auch als sichtbarer Repräsentant einer breiten, minderprivilegierten Schicht. Neben sozialen, politischen und wirtschaftlichen Aspekten spielen im Werk von Margolles auch Vergänglichkeit und Erinnerung, Verlust, Trauer und Schmerz eine wichtige Rolle.

Margolles’ Arbeiten bestechen durch Konsequenz und Unnachgiebigkeit, durch eine schonungslose Auseinandersetzung mit dem Körper als totem Körper, als Leichnam. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine große Brisanz und Aktualität aus. Sie verbinden das Persönliche mit dem Politischen, das Abstrakte mit dem Konkreten, westliche Codes mit lateinamerikanischer Realität. Dabei fordern sie den Betrachter auf, sich mit den verdrängten und tabuisierten Aspekten des (sozialen) Körpers zu beschäftigen.

Zur Eröffnung der Ausstellung erscheint ein Katalog mit Vorworten des Kulturdezernenten Hans-Georg Lohe, und der Direktorin des Kunstvereins Dr. Vanessa Joan Müller, sowie Texten von Nike Bätzner, Patrizia Dander, Guillermo Fadanelli und Heriberto Yépez.
 

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