Georg Herold
21 Jan - 20 Mar 2011
© Georg Herold
Floating Lab
2011 Dachlatten, Zwirn, Draht 7 x 13 m
Courtesy of Georg Herold
Foto: Marc Doradzill
Floating Lab
2011 Dachlatten, Zwirn, Draht 7 x 13 m
Courtesy of Georg Herold
Foto: Marc Doradzill
GEORG HEROLD
Floating Lab
21 January - 20 March, 2011
„Floating Lab“ ist eine skulpturale Installation in Form eines Labyrinths, das Georg Herold (*1947, Jena) für die große Ausstellungshalle des Kunstvereins entwirft. Streng-geometrische Raumstrukturierung der Minimal Art der 1960er Jahre wird mit der Theseus Sage des Altertums verbunden; griechische Mythologie wird in der Installation in einen zeitgenössischen Zusammenhang gebracht. Das frei hängende Gebilde aus einfachen Materialien wie Zwirn und Dachlatten ist begehbar. Jedoch kommt „Floating Lab“ trotz des raumgreifenden Maßstabs und des interaktiven Ansatzes eher einem grafischen Diagramm eines Labyrinths gleich als einer festen Architektur. Wie in einer Falle werden wir darin festgehalten, weniger physisch als konzeptuell.
Georg Herold hat in seiner neuen, für den Kunstverein entworfenen Installation „Floating Lab“ den Mythos des Labyrinths aufgenommen, das er als ein scheinbar schwebendes, aus Holzlatten bestehendes Wegesystem ins Erdgeschoss der Ausstellungshalle einpasst. Von Paul Graham ist auf der Galerie eine Auswahl der Serie „Beyond Caring“ zu sehen, Farbfotografien, die er 1984/85 in Wartesälen und Fluren englischer Arbeitsämter, größtenteils heimlich, aufgenommen hat. Was beide Ausstellungen teilen, ist eine jeweils unterschiedlich geartete allegorische Dimension. So kann das Labyrinth Georg Herolds bildlich als Falle wahrgenommen werden, in die wir selbst geraten, sobald wir die Skulptur betreten. Die großformatigen Ansichten von Paul Graham dagegen, die Räume mit wartenden Menschen festhalten, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, oder aber leere Behördenflure, können als Bilder für einen bürokratischen Alptraum betrachtet werden. Die Beschäftigung mit dem Eingefangen- wie dem Festgehaltenwerden zeigt ambivalente Züge. Bei Herold ist es eine dreidimensionale materielle Form, die gleichzeitig als Bild oder Narration weitergedacht und zum mentalen Gefängnis werden kann. Grahams Fotografien schwanken zwischen historischer Dokumentation einer sozial-politischen Wirklichkeit und allegorischen Darstellungen des psychologischen Festgehaltenwerdens in einer kafkaesken Vorhölle. Georg Herold hat in der Vergangenheit verschiedentlich im Außen- und Innenraum Labyrinthe entworfen. Wie diese früheren temporären skulpturalen Installationen ist es auch in Freiburg ein frei hängendes Gebilde, das aus Draht, Zwirn und Dachlatten besteht, dessen Ausmaß sowie Wegesystem für den spezifischem Ort entworfen wurde. Weder der Titel, noch das Werk als solches, jedoch der bloße Gedanke an ein Labyrinth bringt uns, obgleich nur als schwaches Echo, die Theseus Sage in Erinnerung. Eine von Theseus’ Heldentaten besagt, dass er mit Hilfe der Göttin Ariadne den Minotaurus, einen Menschen mit Stierkopf, tötete, der in einem Labyrinth auf Kreta gefangen gehalten wurde. In Verbindung mit der skulpturalen Installation wird Georg Herold einige seiner Kaviarbilder präsentieren, die seit den 1980er Jahren bekannt sind. Die Verwendung des teuren Kaviars persifliert Herold mit der Form der Malerei: das Erscheinungsbild der Gemälde hat so gar nichts von dem Luxusprodukt. Georg Herold zählt zu der Generation deutscher Künstler um Martin Kippenberger, Albert Oehlen und Günther Förg. Ein Kennzeichen ihrer Werke besteht in einem manchmal lapidaren, zum Teil ironisch-launischen Umgang mit Materialien und Themen. Verbindungen zum Alltag, zur Politik oder der Kunstgeschichte werden hergestellt, jedoch nie aus einem mystisch-transzendierenden Verständnis heraus, wie etwa bei Joseph Beuys. Charakteristisch für das Werk Herolds ist die Verwendung „einfacher“ und im klassischen Sinn wenig bedeutungsreicher Materialien, wie etwa Dachlatten, Ziegelsteine, Strumpfhosen oder Teesiebe. Der Bezug zu Gegenständen des Alltags ist deutlich. Im Sinne einer Materialprüfung konfrontiert Herold den Betrachter mit der Frage, in welchem Zusammenhang Material und Bedeutung, Bild und Sprache stehen. Herolds Arbeit ist seit den 1980er Jahren international bekannt und wurde in Einzelausstellungen 2004 im MoMA, San Francisco; 2005 im Stedelijk Museum, Amsterdam; 2007/08 im Museum Ludwig, Köln sowie bei internationalen Großausstellungen wie der documenta in Kassel 1992 gezeigt.
Floating Lab
21 January - 20 March, 2011
„Floating Lab“ ist eine skulpturale Installation in Form eines Labyrinths, das Georg Herold (*1947, Jena) für die große Ausstellungshalle des Kunstvereins entwirft. Streng-geometrische Raumstrukturierung der Minimal Art der 1960er Jahre wird mit der Theseus Sage des Altertums verbunden; griechische Mythologie wird in der Installation in einen zeitgenössischen Zusammenhang gebracht. Das frei hängende Gebilde aus einfachen Materialien wie Zwirn und Dachlatten ist begehbar. Jedoch kommt „Floating Lab“ trotz des raumgreifenden Maßstabs und des interaktiven Ansatzes eher einem grafischen Diagramm eines Labyrinths gleich als einer festen Architektur. Wie in einer Falle werden wir darin festgehalten, weniger physisch als konzeptuell.
Georg Herold hat in seiner neuen, für den Kunstverein entworfenen Installation „Floating Lab“ den Mythos des Labyrinths aufgenommen, das er als ein scheinbar schwebendes, aus Holzlatten bestehendes Wegesystem ins Erdgeschoss der Ausstellungshalle einpasst. Von Paul Graham ist auf der Galerie eine Auswahl der Serie „Beyond Caring“ zu sehen, Farbfotografien, die er 1984/85 in Wartesälen und Fluren englischer Arbeitsämter, größtenteils heimlich, aufgenommen hat. Was beide Ausstellungen teilen, ist eine jeweils unterschiedlich geartete allegorische Dimension. So kann das Labyrinth Georg Herolds bildlich als Falle wahrgenommen werden, in die wir selbst geraten, sobald wir die Skulptur betreten. Die großformatigen Ansichten von Paul Graham dagegen, die Räume mit wartenden Menschen festhalten, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, oder aber leere Behördenflure, können als Bilder für einen bürokratischen Alptraum betrachtet werden. Die Beschäftigung mit dem Eingefangen- wie dem Festgehaltenwerden zeigt ambivalente Züge. Bei Herold ist es eine dreidimensionale materielle Form, die gleichzeitig als Bild oder Narration weitergedacht und zum mentalen Gefängnis werden kann. Grahams Fotografien schwanken zwischen historischer Dokumentation einer sozial-politischen Wirklichkeit und allegorischen Darstellungen des psychologischen Festgehaltenwerdens in einer kafkaesken Vorhölle. Georg Herold hat in der Vergangenheit verschiedentlich im Außen- und Innenraum Labyrinthe entworfen. Wie diese früheren temporären skulpturalen Installationen ist es auch in Freiburg ein frei hängendes Gebilde, das aus Draht, Zwirn und Dachlatten besteht, dessen Ausmaß sowie Wegesystem für den spezifischem Ort entworfen wurde. Weder der Titel, noch das Werk als solches, jedoch der bloße Gedanke an ein Labyrinth bringt uns, obgleich nur als schwaches Echo, die Theseus Sage in Erinnerung. Eine von Theseus’ Heldentaten besagt, dass er mit Hilfe der Göttin Ariadne den Minotaurus, einen Menschen mit Stierkopf, tötete, der in einem Labyrinth auf Kreta gefangen gehalten wurde. In Verbindung mit der skulpturalen Installation wird Georg Herold einige seiner Kaviarbilder präsentieren, die seit den 1980er Jahren bekannt sind. Die Verwendung des teuren Kaviars persifliert Herold mit der Form der Malerei: das Erscheinungsbild der Gemälde hat so gar nichts von dem Luxusprodukt. Georg Herold zählt zu der Generation deutscher Künstler um Martin Kippenberger, Albert Oehlen und Günther Förg. Ein Kennzeichen ihrer Werke besteht in einem manchmal lapidaren, zum Teil ironisch-launischen Umgang mit Materialien und Themen. Verbindungen zum Alltag, zur Politik oder der Kunstgeschichte werden hergestellt, jedoch nie aus einem mystisch-transzendierenden Verständnis heraus, wie etwa bei Joseph Beuys. Charakteristisch für das Werk Herolds ist die Verwendung „einfacher“ und im klassischen Sinn wenig bedeutungsreicher Materialien, wie etwa Dachlatten, Ziegelsteine, Strumpfhosen oder Teesiebe. Der Bezug zu Gegenständen des Alltags ist deutlich. Im Sinne einer Materialprüfung konfrontiert Herold den Betrachter mit der Frage, in welchem Zusammenhang Material und Bedeutung, Bild und Sprache stehen. Herolds Arbeit ist seit den 1980er Jahren international bekannt und wurde in Einzelausstellungen 2004 im MoMA, San Francisco; 2005 im Stedelijk Museum, Amsterdam; 2007/08 im Museum Ludwig, Köln sowie bei internationalen Großausstellungen wie der documenta in Kassel 1992 gezeigt.