Kunstverein Hamburg

Daniel Josefsohn

01 - 30 May 2010

© Daniel Josefsohn
The Jewing Gun - IDF Soldiers in Israel, 2009
DANIEL JOSEFSOHN

1. - 30. Mai 2010

"Daniel Josefsohn ist neben Wolfgang Tillmanns, in bildkünstlerischer Hinsicht ihm mindestens gleichwertig, einer der derzeit herausragenden zeitgenössischen Fotografen." (Prof. Klaus Honnef)

Daniel Josefsohn (*1961, lebt in Berlin) arbeitet seit 1995 als freischaffender Fotograf für zahlreiche Magazine wie Die Zeit, das Magazin der Süddeutschen Zeitung, Jetzt!, Brand Eins oder Monopol. Bekannt wurde er mit Schwarz-Weiß-Portraits von Jugendlichen, die er für eine Kampagne des Musiksenders MTV entwickelte. Neben Fotografien und Fotostrecken schafft Josefsohn auch Filme oder Objekte. So hat er über Elternhaus, einer 1997 gegründeten Künstlergruppe, mit „MoslBuddJewChristHinDao“ ein Parfüm für den Weltfrieden produziert. Der Duft wurde von Mark Buxton entwickelt, die Idee, den Flakon, bzw. die Verpackung sowie die Werbekampagne von Josefsohn.

Seine Arbeiten bewegen sich an der Grenze zwischen Kunst, Design, Modefotografie und Gestaltung. Sie fangen damit das Gefühl einer Generation ein, die sich spielerisch zwischen den unterschiedlichen Medien und Stilrichtungen bewegt und eine ganz eigene Sprache für ihr Leben und ihre Umwelt gefunden hat. Das besondere seiner Arbeiten aber liegt in ihren Brüchen: Seine Fotos sind nicht nur ästhetisch und durchkomponiert. Vielmehr verbergen sie unter ihrer hochglänzenden Oberfläche das Abgründige und Verschwiegene. Wie z.B. das Foto eines typischen reetgedeckten Hauses auf der Insel Sylt, vor dem eine israelische Flagge im Wind weht. Auf den ersten Blick versteckt das Bild das brisante Detail. Erst der begleitende Text lässt die Betrachter erfahren, dass es sich hierbei angeblich um das ehemalige Wohnhaus von Herman Göring handelt. So wird die scheinbare Idylle zu einem verstörenden Kosmos deutscher Vergangenheit.

Ähnlich verhält es sich mit den Aufnahmen eines bürgerlichen Wohnhauses in der deutschen Provinz. Die Architektur, der dazugehörende Garten, die Gardinen vor dem Fenster erscheinen beliebig. Doch handelt es sich um den Ort eines Verbrechens, welches durch den „Kannibalen von Rothenburg“ weltweit medial bekannt wurde. Gerade diese Spannung zwischen der formal ästhetischen Oberfläche der Aufnahmen und der entsprechenden Geschichte, bzw. das Wissen um die Ereignisse, lädt die Bilder politisch auf. Ob es sich um Rechtsradikalismus in Deutschland oder den Nahost-Konflikt in Israel handelt, Josefsohn findet ungewöhnliche Motive und irritierende Szenen.

Seine Serie „Jewing Gun“ porträtiert junge israelische SoldatInnen. Die Fotografien sind geprägt von einer Widersprüchlichkeit zwischen den Uniformen und kleinen Accessoires wie z.B. Sonnenbrillen, die die Aufnahmen wie eine Modestrecke für ein Magazin wirken lassen. Tatsächlich aber zeigen sie den Ausdruck von Persönlichkeit, den diese Menschen der Uniform mit diesen Details abringen. Das alles hält Josefsohn nicht aus der Situation des unbeteiligten Beobachters fest, sondern mit den Augen des bewusst Hinsehenden und jenseits von den medial so häufig wiederholten Stereotypen.