Marcel Tyroller / Fred Sandback
04 Jul - 06 Sep 2009
MARCEL TYROLLER / FRED SANDBACK
4. Juli - 6. September 2009
Im Erdgeschoss des Kunstvereins treffen mit Marcel Tyroller (*1971, lebt in München) und Fred Sandback (1943-2003) zwei minimalistisch arbeitende Künstler aufeinander, die sich über die bewusste Verwendung flüchtiger Materialien den Raum erschließen. Ihre Skulpturen fungieren als Architekturkommentare, die ein fragiles Werden und weniger ein festes Sein be-schreiben.
Die Maschine Schnur 2 des Münchner Künstlers Marcel Tyroller wirft im Loop einen roten Faden an die Wände des Ausstellungsraums. Er prallt an die weißen Wände, läuft an ihnen hinunter, kehrt in die Maschine zurück und beginnt erneut den immerwährenden, unregelmä-ßigen und von den räumlichen Bedingungen bestimmte Figur, begleitet vom sonoren Surren der Maschine. Es entsteht ein nicht zuletzt im Geräusch des Motors rhythmisiertes Raumbild, das sehendes Erfassen, körperliche Erfahrung von Raum und Hören in einem fortwährenden Kreislauf kurz schließt.
In der Wahl des Materials und der Reduziertheit der Form erinnert Marcel Tyroller an den amerikanischen Künstler Fred Sandback, der zu den wichtigen Protagonisten der Minimal Art zu zählen ist. Sandback benutzte vornehmlich Fäden in verschiedenen Farben. Das Material interessierte ihn vor allem aufgrund des leicht flirrenden, visuell schwer zu erfassenden Cha-rakters der Fasern. Er entwickelte auf die jeweilige örtliche Situation bezogene Skulpturen oh-ne Körper und klare Definition. Anschaulich verdeutlicht das die Arbeit Untitled (Seven-part Vertical Construction) aus dem Jahr 1987. Die aus gelbem, rotem, blauem und schwarzem Wollgarn zwischen Decke und Boden gespannten Linien stellen nur einen geringen Eingriff dar. Die Skulptur fügt dem Raum keine weitere Masse hinzu, vielmehr betont sie einen fehlen-den Innenraum und lässt die Leere physisch erfahrbar werden.
Die ruhende Leere des abstrakten Werks von Sandback übersetzt Marcel Tyroller in ein zeit-genössisches, mechanistisch bewegtes Konzept von minimalistischer Skulptur und überschrei-tet dessen Grenzen hin zu einer malerischen Geste, die in den 1970er Jahren gerade im Zuge von Minimal Art ausgeschlossen wurde. Die Linie des Fadens, die jede Unebenheit der Wand, jede Eigenheit des Raumes aufnimmt und sich ihren Weg sucht, zeichnet ein sich stetig verän-derndes Wandbild, das sich der Geradlinigkeit der gespannten Fäden von Sandbacks Arbeit entgegenstellt.
4. Juli - 6. September 2009
Im Erdgeschoss des Kunstvereins treffen mit Marcel Tyroller (*1971, lebt in München) und Fred Sandback (1943-2003) zwei minimalistisch arbeitende Künstler aufeinander, die sich über die bewusste Verwendung flüchtiger Materialien den Raum erschließen. Ihre Skulpturen fungieren als Architekturkommentare, die ein fragiles Werden und weniger ein festes Sein be-schreiben.
Die Maschine Schnur 2 des Münchner Künstlers Marcel Tyroller wirft im Loop einen roten Faden an die Wände des Ausstellungsraums. Er prallt an die weißen Wände, läuft an ihnen hinunter, kehrt in die Maschine zurück und beginnt erneut den immerwährenden, unregelmä-ßigen und von den räumlichen Bedingungen bestimmte Figur, begleitet vom sonoren Surren der Maschine. Es entsteht ein nicht zuletzt im Geräusch des Motors rhythmisiertes Raumbild, das sehendes Erfassen, körperliche Erfahrung von Raum und Hören in einem fortwährenden Kreislauf kurz schließt.
In der Wahl des Materials und der Reduziertheit der Form erinnert Marcel Tyroller an den amerikanischen Künstler Fred Sandback, der zu den wichtigen Protagonisten der Minimal Art zu zählen ist. Sandback benutzte vornehmlich Fäden in verschiedenen Farben. Das Material interessierte ihn vor allem aufgrund des leicht flirrenden, visuell schwer zu erfassenden Cha-rakters der Fasern. Er entwickelte auf die jeweilige örtliche Situation bezogene Skulpturen oh-ne Körper und klare Definition. Anschaulich verdeutlicht das die Arbeit Untitled (Seven-part Vertical Construction) aus dem Jahr 1987. Die aus gelbem, rotem, blauem und schwarzem Wollgarn zwischen Decke und Boden gespannten Linien stellen nur einen geringen Eingriff dar. Die Skulptur fügt dem Raum keine weitere Masse hinzu, vielmehr betont sie einen fehlen-den Innenraum und lässt die Leere physisch erfahrbar werden.
Die ruhende Leere des abstrakten Werks von Sandback übersetzt Marcel Tyroller in ein zeit-genössisches, mechanistisch bewegtes Konzept von minimalistischer Skulptur und überschrei-tet dessen Grenzen hin zu einer malerischen Geste, die in den 1970er Jahren gerade im Zuge von Minimal Art ausgeschlossen wurde. Die Linie des Fadens, die jede Unebenheit der Wand, jede Eigenheit des Raumes aufnimmt und sich ihren Weg sucht, zeichnet ein sich stetig verän-derndes Wandbild, das sich der Geradlinigkeit der gespannten Fäden von Sandbacks Arbeit entgegenstellt.