Willie Doherty
19 May - 02 Sep 2007
Willie Doherty
19. Mai bis 2. September 2007
Eröffnung: Freitag, den 18. Mai 2007, 19 Uhr
Pressekonferenz: Freitag, den 18. Mai 2007 um 11 Uhr
Willie Doherty, 1959 in Derry, Nordirland, geboren, zählt zu den bekanntesten Künstlern seiner Generation und wird in diesem Jahr sein Heimatland auf der Biennale von Venedig vertreten. Die Ausstellung im Kunstverein in Hamburg ist die bis dato umfangreichste Präsentation seines filmischen Werks in einer deutschen Institution. In Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München konzipiert, begleitet beide Präsentationen ein im Verlag Hatje Cantz erscheinender Oeuvrekatalog.
In den Ein- oder Mehrkanalvideos, die Willie Doherty häufig raumgreifend präsentiert, entwirft er politische und ästhetische Bilder von Irland, die der weit verbreiteten Vorstellung einer schönen unberührten Naturlandschaft ebenso kritisch gegenüberstehen wie einer einseitigen Berichterstattung über den Nordirlandkonflikt. So wechseln beispielsweise die bei einigen Arbeiten über die Bilder gelegten Stimmen aus dem Off ihre Identität und nehmen abwechselnd Rollen von Tätern und Opfern ein. Es geht dem Künstler weniger um eine fixierte Deutung und Festschreibung der Ereignisse, als vielmehr darum, die archetypischen Merkmale des Konflikts herauszukristallisieren. Dies wird auch in den filmisch festgehaltenen Spuren des Bürgerkriegs wie zum Beispiel verlassene, verwüstete Gebäude oder Straßensperren deutlich, die stets als ambivalente Phänomene begriffen werden - sowohl als Auslöser wie auch als Ergebnis von Handlungen. Dieser perspektivische Rollentausch korrespondiert mit der Rezeption der von Willie Doherty häufig dualistisch konzipierten Arbeiten, die nur dann optimal wahrgenommen werden können, wenn sich die Besucher abwechselnd einer von zwei Projektionsflächen zuwenden.
Eine besondere Qualität der Videoarbeiten Willie Dohertys liegt in ihrem Potential, über den konkreten Konflikt in Nordirland unterschwellig Themen wie die Überwachung öffentlicher Plätze, Ein- und Ausschlussmechanismen sowie National-, Religions- und Glaubenskonflikte auf allgemeingültiger Ebene differenziert zu verhandeln. Darüber hinaus loten seine Arbeiten im Spannungsfeld von Authentizität und Fiktion die Möglichkeiten und Bedingungen des filmischen Apparats aus und nutzen Vorgehensweisen so unterschiedlicher Genres wie Action-, Dokumentar- und Autorenfilm. Auch wenn die variierenden stilistischen Mittel ein breites Spektrum aufweisen, ist allen Arbeiten nicht nur ein hohes Maß an suggestiver Bildfindung eigen, sie bestechen darüber hinaus auch durch die Ambivalenz des scheinbar Eindeutigen. Eine bedrohlich wirkende Person wie beispielsweise der kahlköpfige Mann in Non-Specific Threat, der langsam von einer Kamerafahrt umrundet wird, charakterisiert sich mit den aus dem Off gesprochenen Worten gleichermaßen als agierend wie reagierend, als Fiktion und Realität, als Vergangenheit und Zukunft. In ihnen wechseln Szenarien der Bedrohung mit solchen der Intimität. Dieser Mann könnte sowohl ein möglicher Beteiligter des Nordirlandkonflikts, ein Terrorist oder auch ein Repräsentant staatlicher Macht sein, jedoch ist es genausogut möglich, in ihm einen gewöhnlichen Arbeiter, Studenten oder Sportler zu sehen.
Gerade diese produktive Uneindeutigkeit verwickelt die Betrachter nicht nur emotional, sondern auch intellektuell, indem sie anschaulich verdeutlicht, dass diffuse Ängste vor möglichen Gewalttaten und Projektionen in Bezug auf die Gefährlichkeit von vermeintlich Fremdem nicht nur in Nordirland ein Charakteristikum des allgemeinen Status Quo der Gesellschaft darstellen.
19. Mai bis 2. September 2007
Eröffnung: Freitag, den 18. Mai 2007, 19 Uhr
Pressekonferenz: Freitag, den 18. Mai 2007 um 11 Uhr
Willie Doherty, 1959 in Derry, Nordirland, geboren, zählt zu den bekanntesten Künstlern seiner Generation und wird in diesem Jahr sein Heimatland auf der Biennale von Venedig vertreten. Die Ausstellung im Kunstverein in Hamburg ist die bis dato umfangreichste Präsentation seines filmischen Werks in einer deutschen Institution. In Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München konzipiert, begleitet beide Präsentationen ein im Verlag Hatje Cantz erscheinender Oeuvrekatalog.
In den Ein- oder Mehrkanalvideos, die Willie Doherty häufig raumgreifend präsentiert, entwirft er politische und ästhetische Bilder von Irland, die der weit verbreiteten Vorstellung einer schönen unberührten Naturlandschaft ebenso kritisch gegenüberstehen wie einer einseitigen Berichterstattung über den Nordirlandkonflikt. So wechseln beispielsweise die bei einigen Arbeiten über die Bilder gelegten Stimmen aus dem Off ihre Identität und nehmen abwechselnd Rollen von Tätern und Opfern ein. Es geht dem Künstler weniger um eine fixierte Deutung und Festschreibung der Ereignisse, als vielmehr darum, die archetypischen Merkmale des Konflikts herauszukristallisieren. Dies wird auch in den filmisch festgehaltenen Spuren des Bürgerkriegs wie zum Beispiel verlassene, verwüstete Gebäude oder Straßensperren deutlich, die stets als ambivalente Phänomene begriffen werden - sowohl als Auslöser wie auch als Ergebnis von Handlungen. Dieser perspektivische Rollentausch korrespondiert mit der Rezeption der von Willie Doherty häufig dualistisch konzipierten Arbeiten, die nur dann optimal wahrgenommen werden können, wenn sich die Besucher abwechselnd einer von zwei Projektionsflächen zuwenden.
Eine besondere Qualität der Videoarbeiten Willie Dohertys liegt in ihrem Potential, über den konkreten Konflikt in Nordirland unterschwellig Themen wie die Überwachung öffentlicher Plätze, Ein- und Ausschlussmechanismen sowie National-, Religions- und Glaubenskonflikte auf allgemeingültiger Ebene differenziert zu verhandeln. Darüber hinaus loten seine Arbeiten im Spannungsfeld von Authentizität und Fiktion die Möglichkeiten und Bedingungen des filmischen Apparats aus und nutzen Vorgehensweisen so unterschiedlicher Genres wie Action-, Dokumentar- und Autorenfilm. Auch wenn die variierenden stilistischen Mittel ein breites Spektrum aufweisen, ist allen Arbeiten nicht nur ein hohes Maß an suggestiver Bildfindung eigen, sie bestechen darüber hinaus auch durch die Ambivalenz des scheinbar Eindeutigen. Eine bedrohlich wirkende Person wie beispielsweise der kahlköpfige Mann in Non-Specific Threat, der langsam von einer Kamerafahrt umrundet wird, charakterisiert sich mit den aus dem Off gesprochenen Worten gleichermaßen als agierend wie reagierend, als Fiktion und Realität, als Vergangenheit und Zukunft. In ihnen wechseln Szenarien der Bedrohung mit solchen der Intimität. Dieser Mann könnte sowohl ein möglicher Beteiligter des Nordirlandkonflikts, ein Terrorist oder auch ein Repräsentant staatlicher Macht sein, jedoch ist es genausogut möglich, in ihm einen gewöhnlichen Arbeiter, Studenten oder Sportler zu sehen.
Gerade diese produktive Uneindeutigkeit verwickelt die Betrachter nicht nur emotional, sondern auch intellektuell, indem sie anschaulich verdeutlicht, dass diffuse Ängste vor möglichen Gewalttaten und Projektionen in Bezug auf die Gefährlichkeit von vermeintlich Fremdem nicht nur in Nordirland ein Charakteristikum des allgemeinen Status Quo der Gesellschaft darstellen.