Yael Bartana
09 Jun - 03 Sep 2006
Yael Bartana
9. Juni bis 3. September 2006
Eröffnung: Donnerstag, 8. Juni, um 19 Uhr
In ihren Videoinstallationen setzt sich die israelische Künstlerin Yael Bartana (geb. 1970) mit dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft auseinander. Eine signifikante Rolle spielen in diesem Zusammenhang ihre Herkunft und die spezifische politische Situation in der Re-gion ihrer Heimat. Dabei können einzelne Ereignisse des Nahostkonflikts Ausgangspunkte ihrer Arbeiten sein (wie z.B. die Evakuierung der Gilad-Kolonie als Referenz für ihre Projektion Wild Seeds). Aber auch die tagtägliche Präsenz der teilweise bürgerkriegs-ähnlichen Verhältnisse ist als Subtext in vielen Aufnahmen der Künstlerin gegenwärtig. Häufig sind es die latent schwelenden Aggressionen wie in Low Relief II - eine gemeinsame Demonstration von israelischen und palästinensischen Jugendlichen und deren zum Zeit-punkt der Aufnahmen noch eher friedlichen Interaktionen mit den Soldaten -, die ihren Videos eine eigenartige Spannung verleihen.
Weiter gilt Yael Bartanas besonderes Interesse den Mechanismen staatlicher, religiöser und anderer sozial bedingter Ausnahmezustände, wie sie sich etwa in Gedenk-, Fest- und Feier-tagen manifestieren. "Staatlich organisierte Gedenkveranstaltungen, Zeremonien und militä-rische Feiern definieren die Tradition und prägen die nationale Identität. Sie sind wirkungs-volle und deshalb gefährliche Phänomene, die Muster der Loyalität und der Unwissenheit erhalten. Mich interessiert die Dynamik des Staates, der eine bestimmte Anschauung diktiert, und des Individuums, das sich zu ihr bekennt." (Yael Bartana)
Ein eindringliches Beispiel hierfür ist ihre Arbeit Trembling Time, die von einer Autobahn-überführung in Tel Aviv am Gedenktag für Gefallene der israelischen Kriege gedreht wurde. Beim Ertönen der Sirenen kommt der gesamte Verkehr zum Erliegen und die Menschen steigen für die Dauer einer Schweigeminute aus ihren Autos. Trotz der Sachlichkeit, die nicht zuletzt durch die statische Kameraeinstellung erzeugt wird, wirkt die gesamte Szenerie gespenstisch. Durch einfache Verfahren wie Zeitlupe und Überblendungen sowie dem suggestiven Einsatz von Ton gelingt es Yael Bartana, die bedrückende Stimmung des Moments noch zu steigern. Dies gilt auch für viele andere ihrer Videos, die auf den ersten Blick wie soziologische Studien wirken und erst bei näherem Betrachten verdeutlichen, wie die Künstlerin durch die Wahl des Ausschnitts, besonderer Blickwinkel und der Wiederholung einzelner Szenen eine sehr subjektive Atmosphäre erzeugt.
Obwohl Yael Bartana an vielen internationalen Gruppenausstellungen und Biennalen teilge-nommen hat, ist die Ausstellung im Kunstverein ihre erste umfassende Einzelausstellung in Deutschland, die einen repräsentativen Überblick über ihre bisherigen Arbeiten gibt.
Die Reihe wird ermöglicht durch die Sparda-Bank Hamburg, Kooperationspartner des Kunstvereins.
© Yael Bartana
“Odds and Ends”, 2005
Videostill
9. Juni bis 3. September 2006
Eröffnung: Donnerstag, 8. Juni, um 19 Uhr
In ihren Videoinstallationen setzt sich die israelische Künstlerin Yael Bartana (geb. 1970) mit dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft auseinander. Eine signifikante Rolle spielen in diesem Zusammenhang ihre Herkunft und die spezifische politische Situation in der Re-gion ihrer Heimat. Dabei können einzelne Ereignisse des Nahostkonflikts Ausgangspunkte ihrer Arbeiten sein (wie z.B. die Evakuierung der Gilad-Kolonie als Referenz für ihre Projektion Wild Seeds). Aber auch die tagtägliche Präsenz der teilweise bürgerkriegs-ähnlichen Verhältnisse ist als Subtext in vielen Aufnahmen der Künstlerin gegenwärtig. Häufig sind es die latent schwelenden Aggressionen wie in Low Relief II - eine gemeinsame Demonstration von israelischen und palästinensischen Jugendlichen und deren zum Zeit-punkt der Aufnahmen noch eher friedlichen Interaktionen mit den Soldaten -, die ihren Videos eine eigenartige Spannung verleihen.
Weiter gilt Yael Bartanas besonderes Interesse den Mechanismen staatlicher, religiöser und anderer sozial bedingter Ausnahmezustände, wie sie sich etwa in Gedenk-, Fest- und Feier-tagen manifestieren. "Staatlich organisierte Gedenkveranstaltungen, Zeremonien und militä-rische Feiern definieren die Tradition und prägen die nationale Identität. Sie sind wirkungs-volle und deshalb gefährliche Phänomene, die Muster der Loyalität und der Unwissenheit erhalten. Mich interessiert die Dynamik des Staates, der eine bestimmte Anschauung diktiert, und des Individuums, das sich zu ihr bekennt." (Yael Bartana)
Ein eindringliches Beispiel hierfür ist ihre Arbeit Trembling Time, die von einer Autobahn-überführung in Tel Aviv am Gedenktag für Gefallene der israelischen Kriege gedreht wurde. Beim Ertönen der Sirenen kommt der gesamte Verkehr zum Erliegen und die Menschen steigen für die Dauer einer Schweigeminute aus ihren Autos. Trotz der Sachlichkeit, die nicht zuletzt durch die statische Kameraeinstellung erzeugt wird, wirkt die gesamte Szenerie gespenstisch. Durch einfache Verfahren wie Zeitlupe und Überblendungen sowie dem suggestiven Einsatz von Ton gelingt es Yael Bartana, die bedrückende Stimmung des Moments noch zu steigern. Dies gilt auch für viele andere ihrer Videos, die auf den ersten Blick wie soziologische Studien wirken und erst bei näherem Betrachten verdeutlichen, wie die Künstlerin durch die Wahl des Ausschnitts, besonderer Blickwinkel und der Wiederholung einzelner Szenen eine sehr subjektive Atmosphäre erzeugt.
Obwohl Yael Bartana an vielen internationalen Gruppenausstellungen und Biennalen teilge-nommen hat, ist die Ausstellung im Kunstverein ihre erste umfassende Einzelausstellung in Deutschland, die einen repräsentativen Überblick über ihre bisherigen Arbeiten gibt.
Die Reihe wird ermöglicht durch die Sparda-Bank Hamburg, Kooperationspartner des Kunstvereins.
© Yael Bartana
“Odds and Ends”, 2005
Videostill