Wolfgang Plöger
Delay
25 Feb - 03 Apr 2011
Wolfgang Plögers Œuvre ist thematisch und medial weit gefächert. Neben zahlreichen Buchprojekten, widmet er sich vorrangig 16-mm- und Super8-Filmprojketen. Seine filmischen Arbeiten umfassen Animationstechniken und die direkte physischen Bearbeitung des Filmmaterials. Darüberhinaus inszeniert Plöger seine Filme als räumliche Installationen durch Einbeziehung von Objekten in die Projektion und die Anordnung der Projektoren und des Zelluloids als offene Filminstallation. Als Endlosschleifen, sog. Loops, werden die Filmstreifen im Raum verspannt. Die Materialität des Films wird so zum wesentlichen Teil der Ausstellung.
Für den Kunstverein Langenhagen entwickelt Wolfgang Plöger eine 16 mm Film Installation mit 4 Projektoren, die jeweils paarweise aneinander gekoppelt, zeitlich versetzte Doppelprojektionen zeigen. Ausgangspunkt seiner filmischen Bestandsaufnahme ist der Schauplatz des Selbstmordes von Heinrich von Kleist. Im 200. Todesjahr Kleists nähert sich Plöger diesem Ort unter Berücksichtigung des berühmt gewordenen erkenntnistheoretischen Zweifels, den Kleist in einem Brief an Wilhelmine von Zenge 1801 wie folgt formulierte:
„Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün - und nie würden sie entscheiden können, ob ihr Auge ihnen die Dinge zeigt, wie sie sind, oder ob es nicht etwas zu ihnen hinzutut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört. So ist es mit dem Verstande. Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist, oder ob es uns nur so scheint. Ist das letzte, so ist die Wahrheit, die wir hier sammeln, nach dem Tode nicht mehr - und alles Bestreben, ein Eigentum sich zu erwerben, das uns auch in das Grab folgt, ist vergeblich.“
Kleists Frage nach Wahrheitsgehalt und Verbindlichkeit/ Intersubjektivität von Wahrnehmung ist von besonderer Bedeutung für Plögers Arbeiten und zentral für die Ausstellung. Eine grüne Glasscheibe trennt den Ausstellungsraum in zwei Teile, in denen jeweils eine Doppelprojektion zu sehen ist. Die räumliche Installation und die Zeitverzögerung der Filmbilder nehmen Kleists Zweifell produktiv auf und setzen ihn in Beziehung zu zeitgenössischen medientheoretischen Fragestellungen und Erinnerungsdiskursen. Der Ort des Freitodes Kleist soll für die Feierlichkeiten zu seinem 200. Todesjahr zu einem Gedenkort umgestaltet werden.
Wolfgang Plöger (*1971) lebt in Berlin und studierte freie Kunst an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa und den USA u.a. westlondonprojects, London (UK), Artist, ten Bosch (NL), The Art Institute of Chicago, Chicago (USA), KW Institute for Contemporary Art, Berlin (D), MUMOK Wien (A) und in den Galerien Stella Lohaus (B), Georg Kargl (A), Nelson Freeman (F) und Konrad Fischer (D).
Im Künstlerhaus Bremen fand 2009 Plögers erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland statt.
Für den Kunstverein Langenhagen entwickelt Wolfgang Plöger eine 16 mm Film Installation mit 4 Projektoren, die jeweils paarweise aneinander gekoppelt, zeitlich versetzte Doppelprojektionen zeigen. Ausgangspunkt seiner filmischen Bestandsaufnahme ist der Schauplatz des Selbstmordes von Heinrich von Kleist. Im 200. Todesjahr Kleists nähert sich Plöger diesem Ort unter Berücksichtigung des berühmt gewordenen erkenntnistheoretischen Zweifels, den Kleist in einem Brief an Wilhelmine von Zenge 1801 wie folgt formulierte:
„Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün - und nie würden sie entscheiden können, ob ihr Auge ihnen die Dinge zeigt, wie sie sind, oder ob es nicht etwas zu ihnen hinzutut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört. So ist es mit dem Verstande. Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist, oder ob es uns nur so scheint. Ist das letzte, so ist die Wahrheit, die wir hier sammeln, nach dem Tode nicht mehr - und alles Bestreben, ein Eigentum sich zu erwerben, das uns auch in das Grab folgt, ist vergeblich.“
Kleists Frage nach Wahrheitsgehalt und Verbindlichkeit/ Intersubjektivität von Wahrnehmung ist von besonderer Bedeutung für Plögers Arbeiten und zentral für die Ausstellung. Eine grüne Glasscheibe trennt den Ausstellungsraum in zwei Teile, in denen jeweils eine Doppelprojektion zu sehen ist. Die räumliche Installation und die Zeitverzögerung der Filmbilder nehmen Kleists Zweifell produktiv auf und setzen ihn in Beziehung zu zeitgenössischen medientheoretischen Fragestellungen und Erinnerungsdiskursen. Der Ort des Freitodes Kleist soll für die Feierlichkeiten zu seinem 200. Todesjahr zu einem Gedenkort umgestaltet werden.
Wolfgang Plöger (*1971) lebt in Berlin und studierte freie Kunst an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa und den USA u.a. westlondonprojects, London (UK), Artist, ten Bosch (NL), The Art Institute of Chicago, Chicago (USA), KW Institute for Contemporary Art, Berlin (D), MUMOK Wien (A) und in den Galerien Stella Lohaus (B), Georg Kargl (A), Nelson Freeman (F) und Konrad Fischer (D).
Im Künstlerhaus Bremen fand 2009 Plögers erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland statt.