Kunstverein München

General Idea Editions 1967-1995

25 Feb - 16 Apr 2006

GENEREAL IDEA EDITIONS 1967-1995
25. Februar - 16. April 2006

General Idea wurde 1968 von AA Bronson, Felix Partz† und Jorge Zontal† in Toronto gegründet. Die Künstlergruppe entstand, wie Bronson rückblickend bemerkt, "in den Nachwehen der Pariser Studentenunruhen, aus den Überbleibseln von Hippiekommunen, Untergrundzeitungen, radikaler Pädagogik, Happenings, Love-Ins, Marshall McLuhan und der Situationistischen Internationale. Wir glaubten an eine freie Ökonomie, an die Abschaffung des Urheberrechts und an horizontale, basisdemokratische Strukturen, die die Architektur des Internets vorwegnahmen."

Erste internationale Anerkennung errang General Idea mit ihren pointierten Interventionen in die Medienlandschaften der späten 60er und frühen 70er Jahre. Im Verlauf ihrer fast drei Jahrzehnte währenden Karriere erarbeitete sich das kanadische Künstlerkollektiv mit Witz, theoretischer Schärfe und formaler Präzision einen festen Platz unter den künstlerischen Avantgarden der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als Pioniere einer konzeptuellen und medienbasierten Kunst schufen General Idea ein breit angelegtes Werk, das so unterschiedliche Formate wie Installation, Performance, Fotografie, Video, Plakat und Publikation umfasst.

Trotz - oder gerade wegen - seiner historischen Relevanz bleibt das Oeuvre von General Idea aktuell. Zum einen wurde die kollaborative Struktur der Gruppe sowie ihre Thematisierung 'alternativer Gemeinschaften' und 'queerer Identitäten' im Zeitalter von AIDS zum Modell für künstlerische Aktivismen der 80er und 90er Jahre. Zum anderen prägen die Strategien der 'viralen Infektion' und parasitären Aneignung von populärkulturellen Medien und ihren Formaten bis heute die kritische Sensibilität einer zeitgenössischen Generation von Künstlern, die innerhalb der sie umgebenden Medienwelten offensiv Handlungsräume ausloten.

Wichtiger und integraler Bestandteil der Arbeit von General Idea war immer auch die Gestaltung und Herstellung von Editionen, von Massenartikeln und Multiples wie Postkarten, Postern, Tapeten, Flaggen, Zeitschriften, Luftballons und auch Geschirr. Diese in Auflagen produzierten Arbeiten nehmen innerhalb des Gesamtwerks der Gruppe keinen lediglich sekundären Status ein, sie sind ausdrücklich keine zweitrangigen oder untergeordneten Ausdrucksformen von 'eigentlichen' Originalwerken. Vielmehr bilden diese Artefakte, wie Friedemann Malsch anmerkt, einen konzeptuellen Zusammenhang, einen eigenständigen und konsequenten Diskurs, der für das künstlerische Denken und Handeln von General Idea konstitutiv ist: die Entwertung von Originalität und künstlerischem Genie; die Rolle der Medien in der Konstruktion derselben; die Unterwanderung öffentlicher Bilder, ihrer Produktions- und Distributionszusammenhänge vermittels ihrer eigenen Strategien; sowie die kritisch-ironische Analyse des Kunstmarktes und der Galerie als Wirtschaftsunternehmen.

In Zusammenarbeit mit der Kuratorin Barbara Fischer und dem Künstler AA Bronson freut sich der Kunstverein München, die Ausstellung General Idea Editions 1967-1995 nun, nachdem sie zuletzt im Andy Warhol Museum, Pittsburgh zu sehen war, als erste europäische Institution im Rahmen seines Ausstellungsjahres ‚Mögliche Identitäten’ präsentieren zu können.

GENEREAL IDEA EDITIONS 1967-1995
wird kuratiert von Barbara Fischer, Blackwood Gallery, University of Toronto at Mississauga
 

Tags: AA Bronson, General Idea, Andy Warhol