Voyage, voyage
16 Jul - 09 Oct 2011
VOYAGE, VOYAGE
Olga Chernysheva, Braco Dimitrijevic, Eunhye Hwang und Norbert Witzgall
16. Juli bis 9. Oktober 2011
Die Reise, um die es sich in der Ausstellung handelt, ist eine innere Reise. Sie ist eine gedankliche Reise, die sich in unserem Kopf abspielt, wo Zeit und Raum sich unendlich ausdehnen können. Es ist eine Reise in die Gedanken- und Fantasiewelt, eine Reise der Imagination.
So wie uns die Musik aus dem offenen Fenster eines vorbeifahrenden Autos auf einmal in Momente der Kindheit und Jugend versetzen kann, hängen die Gedanken zum Teil von Zeichen ab und von dem, was in der äußeren Welt stattfindet. Die Arbeiten von Olga Chernysheva, Braco Dimitrijevic, Eunhye Hwang und Norbert Witzgall, wecken anhand eines Wortes, eines Klanges oder einer Farbe, Emotionen und Erinnerungen hervor, etwas, die im Unterbewusstsein schlummert.
Norbert Witzgall (*1976 in Münchberg, lebt in Berlin) beschäftigt sich mit figürlicher Malerei. Er fertigt Portraits von verstorbenen Hollywoodstars und anhand von Reproduktionen alter Meisterwerke an. Zum anderen verwendet er Fotos von Freunden und Bekannten. Durch die Anwendung verschiedener malerischer und kompositorischer teils altmeisterlicher Techniken, Proportionsverschiebungen, Perspektiv- und Farbwechsel, treibt Witzgall seine Porträts über das Dokumentarische hinaus auf die Ebene der psychischen Ereignisse. Die Figuren befinden sich in einer halb realen, halb surrealen Dimension, zwischen ikonischer Präsenz und dem Moment ihres Verschwindens.
Die Künstlerin Eunhye Hwang (*1978 in Seoul, lebt in Berlin) nähert sich dem Phänomen der Passage auf einer metaphysischen Ebene. Ihre Arbeit ist geprägt von ihrer persönlichen Präsenz als Performerin. Sie setzt ihre Stimme und ihren Körper ein, womit sie durch die Interaktion mit dem Publikum die Identität und die Individualität des Menschen thematisiert. In ihrem Video Yesterday Today Tomorrow (2010) sieht man Grabsteine auf verschiedenen Friedhöfen. Die Künstlerin, die davor steht aber nicht zu erkennen ist, improvisiert eine Melodie. In einer Art Hommage singt sie die Namen der vor ihr liegenden Toten. Der Dialog mit den unbekannten Toten, aber auch Erinnerungen an das Leben verschmelzen zu einer poetischen Metapher des Übergangs zwischen Leben und Tod, zwischen Realität und Fiktion.
Die Vergänglichkeit spielt ebenso in den Arbeiten von Braco Dimitrijevic (*1948 in Sarajevo, lebt in Paris) eine wichtige Rolle. Bereits auf der Fassade des Milchhofs, indem der Kunstverein Räume mietet, wird der Besucher mit einem Nürnberger Portrait (Casual Passer-by I met at 11.36 am, Nürnberg, 2007) aus der Serie des Casual passer-by begrüßt. Man ist gewillt dieser herausgehobenen Person eine Bedeutung beizumessen, man möchte wissen wer sie ist und was sie geleistet hat. Letztendlich handelt es sich bei den Personen, die Dimitrijevic verwendet jedoch um Passanten, die der Künstler portraitiert hat. Die Frage der Bedeutung des Menschen, sein Bild aber auch Mechanismen der medialen oder historischen Verwertung und unserer Wahrnehmung hiervon werden bei Dimitrijevic hinterfragt.
Das Video The Train (2003) von Olga Chernysheva (*1962 in Moskau, lebt in Moskau) schließlich fasst den Gedanken der Passage zwischen zwei Orten, aber auch den Gedanken von einer Zeitlichkeit, die sich auflöst, zusammen. Der Betrachter folgt in ihrem Video der Kamerafahrt durch einen Zug mit Reisenden. Ab und zu passieren kleine Dinge, zum Beispiel musiziert ein Kind oder ein älterer Herr trägt ein Gedicht vor. Durch die stimmungsvolle Tonspur mit Wolfgang Amadeus Mozarts Andante aus dem Klavierkonzert Nr.21 verwandelt sich die Fahrt schließlich in eine Art Traum und endet mit dem Blick auf den wegfahrenden Zug, als dem Ende der Geschichte.
Wie die Arbeit ist auch die gesamte Ausstellung eine Art Parcours. Der Besucher ist eingeladen von Zustand zu Zustand zu flanieren, von einer Reise zur nächsten – Voyage, voyage!
Olga Chernysheva, Braco Dimitrijevic, Eunhye Hwang und Norbert Witzgall
16. Juli bis 9. Oktober 2011
Die Reise, um die es sich in der Ausstellung handelt, ist eine innere Reise. Sie ist eine gedankliche Reise, die sich in unserem Kopf abspielt, wo Zeit und Raum sich unendlich ausdehnen können. Es ist eine Reise in die Gedanken- und Fantasiewelt, eine Reise der Imagination.
So wie uns die Musik aus dem offenen Fenster eines vorbeifahrenden Autos auf einmal in Momente der Kindheit und Jugend versetzen kann, hängen die Gedanken zum Teil von Zeichen ab und von dem, was in der äußeren Welt stattfindet. Die Arbeiten von Olga Chernysheva, Braco Dimitrijevic, Eunhye Hwang und Norbert Witzgall, wecken anhand eines Wortes, eines Klanges oder einer Farbe, Emotionen und Erinnerungen hervor, etwas, die im Unterbewusstsein schlummert.
Norbert Witzgall (*1976 in Münchberg, lebt in Berlin) beschäftigt sich mit figürlicher Malerei. Er fertigt Portraits von verstorbenen Hollywoodstars und anhand von Reproduktionen alter Meisterwerke an. Zum anderen verwendet er Fotos von Freunden und Bekannten. Durch die Anwendung verschiedener malerischer und kompositorischer teils altmeisterlicher Techniken, Proportionsverschiebungen, Perspektiv- und Farbwechsel, treibt Witzgall seine Porträts über das Dokumentarische hinaus auf die Ebene der psychischen Ereignisse. Die Figuren befinden sich in einer halb realen, halb surrealen Dimension, zwischen ikonischer Präsenz und dem Moment ihres Verschwindens.
Die Künstlerin Eunhye Hwang (*1978 in Seoul, lebt in Berlin) nähert sich dem Phänomen der Passage auf einer metaphysischen Ebene. Ihre Arbeit ist geprägt von ihrer persönlichen Präsenz als Performerin. Sie setzt ihre Stimme und ihren Körper ein, womit sie durch die Interaktion mit dem Publikum die Identität und die Individualität des Menschen thematisiert. In ihrem Video Yesterday Today Tomorrow (2010) sieht man Grabsteine auf verschiedenen Friedhöfen. Die Künstlerin, die davor steht aber nicht zu erkennen ist, improvisiert eine Melodie. In einer Art Hommage singt sie die Namen der vor ihr liegenden Toten. Der Dialog mit den unbekannten Toten, aber auch Erinnerungen an das Leben verschmelzen zu einer poetischen Metapher des Übergangs zwischen Leben und Tod, zwischen Realität und Fiktion.
Die Vergänglichkeit spielt ebenso in den Arbeiten von Braco Dimitrijevic (*1948 in Sarajevo, lebt in Paris) eine wichtige Rolle. Bereits auf der Fassade des Milchhofs, indem der Kunstverein Räume mietet, wird der Besucher mit einem Nürnberger Portrait (Casual Passer-by I met at 11.36 am, Nürnberg, 2007) aus der Serie des Casual passer-by begrüßt. Man ist gewillt dieser herausgehobenen Person eine Bedeutung beizumessen, man möchte wissen wer sie ist und was sie geleistet hat. Letztendlich handelt es sich bei den Personen, die Dimitrijevic verwendet jedoch um Passanten, die der Künstler portraitiert hat. Die Frage der Bedeutung des Menschen, sein Bild aber auch Mechanismen der medialen oder historischen Verwertung und unserer Wahrnehmung hiervon werden bei Dimitrijevic hinterfragt.
Das Video The Train (2003) von Olga Chernysheva (*1962 in Moskau, lebt in Moskau) schließlich fasst den Gedanken der Passage zwischen zwei Orten, aber auch den Gedanken von einer Zeitlichkeit, die sich auflöst, zusammen. Der Betrachter folgt in ihrem Video der Kamerafahrt durch einen Zug mit Reisenden. Ab und zu passieren kleine Dinge, zum Beispiel musiziert ein Kind oder ein älterer Herr trägt ein Gedicht vor. Durch die stimmungsvolle Tonspur mit Wolfgang Amadeus Mozarts Andante aus dem Klavierkonzert Nr.21 verwandelt sich die Fahrt schließlich in eine Art Traum und endet mit dem Blick auf den wegfahrenden Zug, als dem Ende der Geschichte.
Wie die Arbeit ist auch die gesamte Ausstellung eine Art Parcours. Der Besucher ist eingeladen von Zustand zu Zustand zu flanieren, von einer Reise zur nächsten – Voyage, voyage!