Kunstverein Nürnberg

Zeichnung?

29 Oct - 18 Dec 2011

ZEICHNUNG?
Hanne Darboven, Michael Hakimi, Eva Kotatkova, Ane Mette Hol und Eva Raschpichler
29. Oktober bis 18. Dezember 2011

Anlässlich des 250-jährigen Jubiläums des Unternehmens Faber-Castell (Partner der Albrecht Dürer Gesellschaft seit 1964) wird in den Räumen des Kunstvereins die Ausstellung Zeichnung? gezeigt. Sie ergänzt die in Kooperation zwischen dem Kunstverein und der Sammlung Faber-Castell entwickelte und seit Mai 2011 im Graf von Faber-Castell ́schen Schloss in Stein präsentierte Ausstellung Ein Blick auf die Linie* mit Arbeiten aus der Sammlung Faber-Castell.

In der Ausstellung Zeichnung? werden nun raumgreifende sowie konzeptuelle Arbeiten gezeigt, die Zeichnung als Ausdrucksform des Abdrucks und der Spur begreifen. Zeichnung ist hier nicht allein als Graphit auf Papier zu verstehen, sondern kann sich auch in anderer medialer Form als Methode ausdrücken.

So wird aus der Sammlung Faber-Castell eine Arbeit von Hanne Darboven (*1941 in München, 2009 gestorben) gezeigt, die aus Stundenplänen und Fotokopien von Notizen bzw. Textbildern besteht, denen die Künstlerin mit Filzstift weitere Kommentare hinzugefügt hat. Dieses Agglomerat von Textfragmenten versandte Darboven an den Schriftsteller Dieter Reichardt für dessen Tango-Forschungen. Die poetischen Textblätter sind sowohl Spiegel ihrer seriell rhythmischen Arbeitsweise als auch zeichenhafte Bilder.

Gegenüber der Vitrine mit den Arbeiten von Hanne Darboven führte Eva Kotatkova (*1982 in Prag, lebt und arbeitet in Prag) mit Hilfe einer von ihr entworfenen Zeichenmaschine mit ihrem Rücken an der mit Schultafelfarbe gestrichenen Wand eine Zeichnungsübung durch. Die mit der um den Körper geschnallten Apparatur performativ produzierte Kreide-Zeichnung ihres eigenen Schulgebäudes verweist auf die Adoleszenz mit all den Erinnerungen hieran als auch die Versuche 'es richtig zu machen'. Mit dem Beitrag gibt Kotatkova einen Einblick in ihre analytische Arbeitsweise, bei der immer der Mensch und seine Wahrnehmung sowie Erinnerung behandelt werden.

Bewegungsspuren geht ebenso Eva Raschpichler (*1980 in Bamberg, lebt in Nürnberg) nach. In ihrer Arbeit spielt das Sichtbarmachen des Ephemeren die Hauptrolle: sie fotografiert Schatten und Lichterscheinungen. So spürt sie zum Beispiel in der Arbeit Ohne Titel, 2011 Spiegelungen von Farbpostkarten auf, die an eine Wand geworfen werden und wie eine Erscheinung wirken. Die Scroll-Bewegungen der Hand der Künstlerin kann man ihren beiden Videoloops nachvollziehen und doch öffnen sich vor allem abstrakte Lichtkompositionen in ihrem Raum.

Die Frage von Original und Reproduktion, von Realismus und Illusion näher sich die Norwegerin Ane Mette Hol (*1979 in Bodø, lebt in Oslo) in ihren Zeichnungen. Als Vorlagen dienen Papiere, denen sie in ihrem Leben begegnet. Diese Papiere wie fehlerhafte Kopien, Pack- und Schutzpapiere immitiert sie mit Kreiden und Farbstiften minutiös. So wandelt sie beispielsweise beginnend auf dem weißen Papier im Zeichnen dieses erst zu einem Packpapier um, indem sie selbst Flecken kopiert, die von seinem genuinen Gebrauch als Bodenschutz für Malerarbeiten zeugen.

Der Raum als Bühne der Zeichnung wird schließlich in dem installativen Beitrag von Michael Hakimi (*1968, lebt in Berlin und lehrt seit 2011 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg) deutlich. Für diese Ausstellung hat er sich einem Grundelement angenommen: der Heizung. Zusammengefügt ergeben Drucke eines Heizungsfotos einen 'Blick auf die Linie', der sich als Skelettstruktur in den Raum vollstreckt und hier mit weiteren räumlichen Arbeiten einen perspektivreichen Parcours eröffnet.
 

Tags: Hanne Darboven, Michael Hakimi, Ane Mette Hol, Eva Koťátková