Brandenburgischer Kunstverein

Frank Nitsche

04 Dec 2011 - 05 Feb 2012

FRANK NITSCHE
Hello China
4 dezember, 2011 - 5 februar, 2012

Im Dezember und Januar verwandelt der Maler Frank Nitsche das Ausstellungsgebäude des Brandenburgischen Kunstvereins auf der Potsdamer Freundschaftsinsel in eine Großskulptur. Das Gebäude wird zu einem überdimensionalen Leuchtkasten. Eine Serie neuer, für dieses Projekt entwickelter Gemälde verschmilzt mit der Architektur zu einer Installation im öffentlichen Raum.

Für zwei Monate wird die Funktion des Ausstellungspavillons so auf den Kopf gestellt. Statt in einer geschützten Umgebung Besucher zum Dialog mit Kunstwerken einzuladen, werden Nitsches neue Arbeiten auf einer temporären Wandkonstruktion zur Fensterseite hin aufgehängt. Die Passanten im winterlichen Gartendenkmal Freundschaftsinsel können das Gebäude nicht betreten, sondern nehmen die Kunst wie in einem Schaufenster wahr. Eine neue Serie großformatiger Gemälde nimmt dabei direkten Bezug auf den umliegenden Garten und die Architektur, in der sie sich präsentieren.

So zitiert Nitsche auf den bis zu drei Meter breiten Leinwänden die Fassadenelemente des 1973 entstandenen Pavillons. Die Rasterstruktur der DDR-Moderne erscheint in rechteckigen Feldern, Rahmen und linearen Markierungen auf den Bildtafeln. Die komplexe, von Verschleifungen, Übermalungen, Gitterlinien und Verblendungen geprägte Bildsprache Nitsches erscheint seltsam verändert. Die Farbflächen dehnen sich weitläufiger als üblich aus und sind auf eine duale Welt grüner und schwarz-grauer Farbwerte reduziert. Zu einer Zeit, in der die Natur ihre Farbe einbüßt, emanzipiert sich eine höchst reflektierte Malerei von der Leinwand und strahlt als gleißend ausgeleuchtete Plastik in den Garten zurück.

Auf diese Weise wird nicht nur ein Genre, das vielerorts nur noch als Ware erörtert wird, in einem tatsächlich öffentlichen Schaufenster dargeboten. Hier wagt auch ein Maler die Infragestellung der Malerei mit ihren eigenen Mitteln. Einer ungeschützten Fernsicht ausgesetzt, machen sich die Bilder mit ihrer Umwelt vergleichbar. Eine Kunst, die auf den verweilenden, nahen Blick angewiesen ist, testet ihre Wirkung in einem Raum, in dem sie zwischen durchkalkulierten Werbebildern und stereotypen Illustrationen gemeinhin nichts gilt. Ein Maler, der in seinen Abstraktionen stets Bezug auf Medienbilder nimmt - der die Katastrophenfotografien, die zynischen Freak-Shows der illustrierten Magazine, die Technik- und Wissenschaftsfotografie als schematische Geometrien in seinen Bildern aufleben lässt -, wandelt seine Bilder in Zeichen des Außenraums, in eine öffentliche Ausschilderung um, die aus den verschiedensten Perspektven quer durch den Garten in der Natur aufleuchtet.

Der BKV Potsdam freut sich sehr, Ihnen ein Experiment zu präsentieren, in dem es keine fertigen Antworten gibt und auch der malerische Prozess weiter fortgesetzt wird. Denn nach Abschluss der Ausstellung soll die Erfahrung mit der Präsentation auf der Freundschaftsinsel in die Nachbearbeitung der Werke einfließen. Frank Nitsche wird seine Leinwände in die Atelier- und Galeriewelt heimholen und dort die Oberflächen seiner Arbeiten mit Reflexen der Fernsicht anreichern. Maler und Kunstverein planen eine Dokumentation dieses Prozesses.

Am 3. Dezember 2011 wird der Ausstellungsraum ab 16 Uhr während der Eröffnung für das Publikum auch von innen zugänglich sein. Anschließend ist Frank Nitsches Installation zu den Öffnungszeiten der Freundschaftsinsel jederzeit von außen begehbar.
 

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