KW Institute for Contemporary Art

Sue de Beer: Hans und Grete

27 Sep 2003 - 09 Jan 2004

Sue de Beer: Hans und Grete
27.09.2003 - 09.01.2004

In der Zwei-Kanal Video-Installation Hans und Grete beleuchtet die amerikanische Künstlerin Sue de Beer Szenen aus dem Leben von vier Jugendlichen, deren fiktive Geschichten auf der Recherche der Künstlerin zu den psychologischen Profilen amerikanischer ‚school shooters' basieren. Mit Hilfe einer Serie von Monologen in Interviewform und experimentellen Episoden nähert sich Sue de Beer den psychischen Abgründen jugendlicher Obsessionen und Gewalt.

De Beer untersucht reale Schreckensereignisse und deren soziale Auswirkungen, in dem sie einerseits Bezüge herstellt zu terroristischen Gewaltakten und andererseits zu den morbiden und realitätsfernen Fantasien des Horror-Genres. Die Erzählung des Videos bezieht sich auf das Massaker in der Columbine High School 1999 in Littleton im US-Bundesstaat Colorado. Der Titel Hans und Grete ist entlehnt von Decknamen deutscher Terroristen in den 70er Jahren, auf die sich amerikanische Schüler immer wieder bei ihren Taten berufen haben. Es verbindet somit zwei historische Ereignisse, die rund 30 Jahre auseinander liegen, und bricht diese durch die Bezugnahme auf Jugendkultur und Kult-Legenden auf. Es ist voller Anspielungen auf Subkulturen, von denen viele Jugendliche heute geprägt werden: Horrorfilme, Videospiele, Psychedelic Rock, Metal und Goth.
Das präzise strukturierte, mehrteilige Video verläßt sich auf die Monologe der vier Protagonisten. Präsentiert wird es auf zwei rechtwinklig zueinander angeordneten Leinwänden, die in eine Installation aus übergroßen Stofftieren auf pinkem, flauschigem Teppich eingebettet sind. Der Betrachter, der sich hier niederlässt, wird hin und her gerissen zwischen der fiktiven Welt des künstlichen, kitschig-überladenen Jugendzimmers und der bedrückenden Realität der zeitgeschichtlichen Ereignisse.

Sue de Beer hat das Projekt Hans und Grete als Preisträgerin des Philip Morris Art Fellowship an der American Academy 2001/2002 in Berlin und Teilnehmerin in dem Internationalen Atelierprogramm des Künstlerhaus Bethanien entwickelt. Das zu dem Projekt erschienene Buch (dt./engl.) wird während der Ausstellung in den KW erhältlich sein (58 Seiten, 15 Euro).

Die Ausstellung wird unterstützt von: Philip Morris Kunstförderung, American Academy Berlin, Mr. Michael Clifton, Gallery Postmasters, N.Y. und Tracey Williams.
Spezieller Dank geht an Gallery Sandroni.Rey
 

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