Lelong

Addicted to Paper

29 Nov 2007 - 29 Feb 2008

© Kiki Smith (USA), Sleepwalkers», 2001
Tusche und Bleistift auf Nepal Papier
62 x 78 cm
ADDICTED TO PAPER

Isidro Blasco (Spanien)
Kwang-Young Chun (Korea)
Jane Hammond (USA)
Katharina Hinsberg (Deutschland)
Jana Kluge (Deutschland/Frankreich)
Jirí Kolár (Tschechien)
Luis Lizardo(Venezuela)
Huang Min (China)
Mathias Schmied (Schweiz)
Kiki Smith (USA)

Der ins Auge fallende Titel der Ausstellung in der Galerie Lelong Zürich betrifft die konsequente Auseinandersetzung einiger Künstler mit dem Material Papier. Zehn verschiedene Künstler aus neun Ländern zeigen genauso vielseitige wie eigenständige Arten des Umgangs mit diesem Medium. Gerade das war die Idee zu „Addicted to Paper“, Künstler einzuladen, die diese Leidenschaft zu Papier teilen. Als Resultat ist eine sehr umfangreiche und spannende Installation mit folgenden Künstlern entstanden:
Kwang-Young Chun (Korea) steht für das Additive: Er verwendet als Rohstoff für seine Arbeiten altes, benutztes Maulbeerbaumpapier, das er in koreanischen Büchern findet. Seine Werke sind mit der Geschichte und dem Inhalt der Bücher in komprimierter Form aufgeladen, die für das Bewusstsein zur koreanischen Herkunft stehen. Er faltet seine Papiere zu kompakten Formen, aus denen reliefartige Bilder entstehen, die die Struktur des Papiers beibehalten, indem sie in den Raum hinein- und aus dem Rahmen herauswuchern, jedoch an Phantasielandschaften oder an Kraterlöcher erinnern, wie im ausgestellten Werk „Aggregation 004-AP017“.
Jirí Kolár (Tschechien) und Jana Kluge (Frankreich) stehen für die Collage, das Zusammensetzen: Bausteine für ihre Arbeiten sind Kleinstteile, Schnipsel aus Zeitungspapier (Jirí Kolár) oder bei Jana Kluge zerschnittene Computerausdrucke von Texten und monotonen Buchstabenfolgen, die beide zu Objekten und Collagen zusammenkleben (Kolár) und anordnen (Kluge). Jirí Kolár (1914–2002) gilt als einer der Väter der Collage, derjenige, der diese Technik zu seinem Lebenswerk machte.
Kiki Smith (USA) steht sie für die Position der konventionellen Zeichnung. Sie arbeitet seit vielen
Jahren immer wieder mit Nepalpapier. Für die existentiellen und auch kritischen Inhalte ihrer Arbeiten ist das zarte, stoffähnliche Nepalpapier ein ideales Material, das gleichzeitig die Fragilität, wie auch das Persönliche ihrer Arbeiten verstärkt.
Jane Hammond (USA) und Huang Min (China) stehen für das deskriptive Element. Jane Hammond „dichtet“. Genauso assoziationsreich wie die Inhalte ihrer Arbeiten sind auch die verwendeten Materialien und nicht aus Zufall finden sich in den Beschriftungsetiketten zahlreiche, mehrere Zeilen füllende „Inhaltsstoffe“, die in geschickter Montagetechnik angeordnet wurden. Sie erzählt Geschichten, manchmal Märchen, die wie 1001 Nacht anmuten und kluge, kenntnisreiche Verdichtungen sind. Huang Min erzählt auch Geschichten, ihre Geschichten aus gemalten Bildern sind jene realistischen des chinesischen Alltags, die sie in einer Mischform aus Buch und Schriftrolle, in Form von Leporellos mit feinen, oftmals zum Schmunzeln anregenden Details schreibt.
Den Arbeiten von Katharina Hinsberg (Deutschland) und Mathias Schmied (Schweiz) ist etwas Dekonstruktives zu eigen: Sie zerschneiden und die zu einer völlig neuen räumlichen Form gebrachten Papierblätter bilden eine Installation. Im Falle von Katharina Hinsbergs handelt es sich trotz des Einsatzes leichten Papiers um strenge, beinahe „manipulierende“ Räume, die die Aufmerksamkeit des Betrachters fordern und in erster Linie gar nicht wie Papier wirken. Mathias Schmied erweitert Comic-Hefte zu Bildträgern: er behält dabei ganz eindeutig den narrativen Charakter der Comic-Geschichten bei, macht daraus jedoch seine eigene Story, die bis auf deren Protagonisten nichts mehr mit den Comic-Stripes zu tun hat. Mathias Schmied lässt den Spiderman über die Wände des Pavillons der Galerie Lelong Zürich fliegen.
Isidro Blasco (Spanien) täuscht und führt den Betrachter in den Zweifel über dessen Wahrnehmung. Er zerschneidet Papier und Photos, bildet dann jedoch unter Zuhilfenahme von Karton und Holzleisten architektonische Gebilde, in deren Perspektive ein Haken sein muss: Es ist nämlich, wie bei einer Problemanalyse, immer ein und derselbe Punkt, der von allen möglichen verschiedenen Blickpunkten beleuchtet wird.
Zu guter Letzt steht Luis Lizardo (Venezuela) für das sich scheinbar auflösende Element. Seine an einigen Punkten der Galerie von der Decke schwebenden wunderschönen Objekte bilden die abrundende Conclusio: auch ihnen ist ihr Wesen aus Papier zuerst nicht anzumerken, sie faszinieren durch ihre Leichtigkeit und Eleganz und wirken mehr wie Federn als greifbare, „handfeste“ Objekte.

Wir danken den Künstlern und den Galerien Albrecht, Faria, Houg, Juda, Klein, Dotor für die freundliche Kooperation.

Die Ausstellung ist vom 29. November bis Ende Februar 2008 zu sehen.
Öffnungszeiten: DI-FR 11-18 Uhr, SA 10-16 Uhr
 

Tags: Isidro Blasco, Jane Hammond, Katharina Hinsberg, Jiri Kolár, Kiki Smith