Lelong

Lisa Milroy

22 Apr - 27 May 2006

Lisa Milroy
New Paintings
22. April - 27. Mai 2006

Unsere Frühjahrs-Ausstellung stellt neue Gemälde der englischen Malerin LISA MILROY (geboren 1959 in Vancouver, Kanada) vor. Ihre Bilder wurden in der Schweiz erstmals 1990 von der Kunsthalle Bern in einer Einzelausstellung vorgestellt. Im Jahr 2003 zeigte die Galerie Lelong in der Ausstellung "Focus: London" ihre Werke zusammen mit Peter M. Davis und Zebedee Jones.

Quelle der Motive von Lisa Milroys neuen Bildern sind erinnerte Szenen, Landschaften, Reisenotizen, Räume oder Objekte, die sie sich in intensiver gedanklicher Auseinandersetzung aneignet, fast könnte man sagen: einverleibt. In einem weiteren Schritt wird das spätere Motiv aus seinem ursprünglichen Kontext herausgeschält und entweder als solitäres Sujet oder aber als sich überlappende Bild-im-Bild-Komposition dargestellt (siehe „100 % Recycled“). Die detailgetreue Abbildung steht dabei nicht im Vordergrund, vielmehr die Widergabe ihrer ganz persönlichen Aneignung und Sichtweise des Gegenstandes.

Dargestellte Objekte, zum Beispiel ostasiatische Keramiken („Four Vases“ oder „Red Vase“), scheinen vor dem unifarbenen Hintergrund zu schweben. Sie werden zu Preziosen, die einerseits zum „das möchte ich unbedingt haben“ herausfordern, gleichwohl den Betrachter auf (kühler) Distanz halten.

Andere Kompositionen sind dagegen dynamisch und komplex, die Sujets werden fragmentarisch
zu einem grossen Ganzen zusammengesetzt, wie in den Gemälden „Cherry Blossoms“ (unser Plakatmotiv) oder „Misty Landscapes“ . Durchaus ironisch spielt sie in dem Bild „Snapshot“ mit unserer Gewohnheit, überall entweder mit mobilen Telefon-, Kleinbild- oder Videokameras, die Gegenwart ablichten zu wollen. Virtuos in schwarz auf schwarz gemalt, erscheinen, über- und untereinander angeordnet, alle möglichen Kameratypen mit erleuchteten Bildschirmen, auf denen der Betrachter Szenen, Figuren und Gegenstände als Foto verfolgen kann.

Mit ihren Bildkompositionen erschafft Milroy eine eigene, zeitgemässe Interpretation des klassischen Stilllebens, die sich von den traditionellen Eigenschaften des Genres entfernt. Der englische Kurator Lewis Biggs bezeichnet es als ein Zelebrieren der Vielfalt, eine Negation der Idee der Perfektionierbarkeit .

Nur in den autobiografisch gefärbten, erzählerischen Bildern wird eine eindeutigere Lesart zugelassen, wie in dem mehr als 20 m langen Gemälde, das Lisa Milroy in den Jahren 2004 und 2005 malte. Das Bild, bzw. der Bildzyklus, trägt den Titel „Black & White“. Die Malerin gewährt darin dem Betrachter einen Einblick in ihr Atelier und gleichzeitig einen Blick auf ihr Schaffen. Es darf als Metapher für die künstlerische Arbeit Milroys gelesen werden und nimmt eine Schlüsselrolle ein. Wie auf einem Spaziergang erspäht der Betrachter zunächst eine Ateliersituation mit Leinwand und Pinseln. Über einen sinnigen Kunstgriff verwandelt sie sich in einen leeren Raum mit dem Stuhl vor einem Spiegel und erzählerisch, geht dieser Raum wiederum über in ein Wohnzimmer, gefolgt von einem Abstellraum. 12 Bildelemente bilden den Zyklus, reich ausgestattet mit Verweisen und Anekdoten.

Zur Ausstellung erscheint bis Mitte Mai ein Katalog in Deutsch und Englisch zum Preis von 37 Franken. Die Ausstellung Lisa Milroy dauert vom 22. April bis 27. Mai 2006.

Im Garten zeigen wir die Skulptur "Open Cross Box" von David Nash und in der Grafikabteilung im 1. Stock eine Accrochage mit Arbeiten von Urs Lüthi „Nature Morte“ sowie einem Zeichnungen-zyklus von Günter Brus.

Öffnungszeiten: Di.-Fr. 11.00 bis 18.00, Sa. 10.00 bis 16.00.

© Lisa Milroy
Cherry Blossoms, 2005 - 2006
Öl auf Leinwand
165.1 x 203.2 cm/65 x 80 in
 

Tags: Günter Brus, Urs Lüthi, David Nash