Lenbachhaus

Jenny Holzer

01 Dec 2006 - 28 Feb 2007

Jenny Holzer, Untitled, 1994
(18 German Language LED Signs)
LED-Displays, jeweils 10 x 12,4 x 3,7 cm
Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
JENNY HOLZER
UNTITLED (GERMAN LANGUAGE LED SIGNS), 1994
Dez. 06 - Feb. 07

Wenn eine rhetorisch schlüssig vorgetragene Information im Grunde keinen Erkenntniswert besitzt, dann spricht man von einem Gemeinplatz oder einer Binsenweisheit. Die US-amerikanische Künstlerin Jenny Holzer (geb. 1950) hat eine Sammlung solcher Floskeln angelegt, die genauso wahr wie absurd sein können. „JEDE LEISTUNG VERLANGT OPFER“, „WORTE SIND OFT UNZULÄNGLICH“ oder „SICH SORGEN WAPPNET FÜR MORGEN“ sind typische Beispiele aus dieser Sammlung. Zusammengestellt in den späten siebziger Jahren hat Jenny Holzer diese Truisms auf Poster gedruckt und überall in New York an öffentlichen Gebäuden angebracht.

Seitdem ist ihr künstlerisches Medium der konzeptuelle Einsatz der Schriftsprache, sei es auf T-Shirts gedruckt, auf Anzeigetafeln, in Stein gemeißelt oder als fortlaufendes LED-Leuchtband. Immer sind es scharf formulierte Ideen, Argumente oder Anliegen, die genauso mit den nichtssagenden Stereotypen der Sprache als auch mit den grausigen Wahrheiten unserer Lebenswelt arbeiten. Die Arbeit War von 1992-94 beschreibt die Akte des Krieges, während Lustmord von 1993-95 sich mit der Gewalt gegen Frauen im Jugoslawienkrieg auseinandersetzt: „DA, WO FRAUEN STERBEN; BIN ICH HELLWACH".

Elementare Strategie vieler Arbeiten von Jenny Holzer ist ihre Präsenz an öffentlichen Orten. Überall dort, wo Menschen es gewohnt sind Werbetexte, Börsenkurse oder Abflugzeiten zu lesen, finden sich ihre Textarbeiten. Jenny Holzer gehört damit zu den Pionieren einer schriftlich artikulierten und politisch motivierten Interventionskunst. Ihre Arbeit drängte von Anfang an auf den maximalen Wirkungsraum künstlerischer Praxis: auf die urbane Öffentlichkeit. Ihre Fließtexte sind stets strategisch an belebten Plätzen wie dem Times Square in New York oder den Ufermauern des Arno in Florenz positioniert und wenden sich an den zufälligen Passanten. Unvermittelt trifft er auf fortlaufende Wörter, deren Bedeutung er nur verlangsamt erfassen kann. Es sind die unerwarteten Aussagen und Geschichten, die den Leser nicht mit dem Gebrauchswertversprechen eines Konsumprodukts, sondern den Realitäten unserer Gesellschaft konfrontieren.

Die im KUBUS im Petuelpark installierte Arbeit Untitled (German Language LED Signs) von 1994 vereinigt, wie eine kleine Retrospektive, unterschiedliche Textarbeiten der Künstlerin von 1977 bis 1994. Die Schriftbänder umfassen die ins Deutsche übersetzten Textserien Truisms 1-6 von 1977-79, Essays 1-5 von 1979-82, Living von 1980-82, Survivals von 1983-85, Mother and Child von 1990, War von 1992-94 und Lustmord 1-3 von 1993-94. Zudem sind die englischsprachigen Texte Inflammatory von 1979-82, Under a Rock von 1986 und Laments von 1989 zu sehen.
 

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