Sarah Morris
26 Apr - 14 Sep 2008
SARAH MORRIS
1972
26. April - 14. September 2008
Seit Mitte der 1990er Jahre ist Sarah Morris international für ihre komplexen abstrakten Gemälde und ihre Filme bekannt, die aus der genauen Beobachtung von Architektur und Psychologie der städtischen Umgebung entstehen. In den Gemälden verwendet sie Farben und Geometrien, die sie sowohl mit dem spezifischen ästhetischen Vokabular und der Farbpalette einer Stadt, als auch mit deren Charakter und Geschichte verbindet. Die Filme von Sarah Morris sind gleichzeitig als Dokumentation und Biographie einer Stadt aber auch als nicht-narrative Fiktion zu verstehen. Sie verhandeln kritisch die Bedeutung von Architektur, politischer Herrschaft und die ästhetische Spannung zwischen Ökonomie und Politik.
Das Lenbachhaus zeigt als Premiere den siebten Film von Sarah Morris. Es ist der zweite Film (nach /Robert Towne/, 2005), bei dem Morris nicht mehr das panoramatische Bild einer Stadt, sondern das Porträt eines Bürgers in den Mittelpunkt stellt. Georg Sieber war 1972 der leitende Psychologe des Ordnungsdienstes bei der Olympiade und der Münchner Polizei. Am Morgen des 5. September 1972, als Mitglieder der Terrorgruppe Schwarzer September die israelische Mannschaft angriffen und als Geiseln nahmen, war Georg Sieber in der Conollystraße anwesend. Seine Position gab er später an diesem Morgen auf. Georg Sieber war vom Internationalen Olympischen Komitee und der Münchner Polizei angestellt worden, um Szenarien zu entwerfen, wie die Olympischen Spiele gefährdet werden könnten, und die Sicherheitsdienste entsprechend vorzubereiten. Eines der von ihm erstellten Szenarien, dasjenige mit der Nummer 26, war eine nahezu exakte Vorhersage dessen, was sich dann tragischer Weise ereignete. Georg Sieber entwirft eine differenzierte Analyse der Ereignisse dieses Tages. In der Montage von /1972/ verknüpft Sarah Morris das Interview mit Georg Sieber mit Bildern polizeilicher Überwachung von Demonstranten und archivierter Fotografien der Olympischen Sommerspiele von 1972 sowie mit Ansichten des eindrucksvollen Olympiaparks in München. Der Film, auf 35 mm gedreht, verhandelt das Verhältnis von Projektion und Planung und dessen möglichem Fehlen an einem konkreten historischen Beispiel. Er zeigt eine subjektive Sicht auf die Ereignisse von 1972, die sich ästhetisch wie inhaltlich von den gängigen Darstellungen unterscheidet.
Die Münchner Spiele der XX. Sommer Olympiade 1972 sollten der Welt ein neues, demokratisches und optimistisches Bild von Deutschland zeigen, wie es sowohl im offiziellen Motto der „heiteren Spiele“ als auch im visionären und farbenprächtigen Design von Behnisch und Aicher zum Ausdruck kam. Die Berichterstattung über das Scheitern von 1972 verhalf dem Terrorismus auf die Weltbühne und veränderte sichtbar dessen Rolle in den Medien.
Die Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau freut sich sehr, die Premiere von /1972/ präsentieren zu können.
Kurator: Matthias Mühling
1972
26. April - 14. September 2008
Seit Mitte der 1990er Jahre ist Sarah Morris international für ihre komplexen abstrakten Gemälde und ihre Filme bekannt, die aus der genauen Beobachtung von Architektur und Psychologie der städtischen Umgebung entstehen. In den Gemälden verwendet sie Farben und Geometrien, die sie sowohl mit dem spezifischen ästhetischen Vokabular und der Farbpalette einer Stadt, als auch mit deren Charakter und Geschichte verbindet. Die Filme von Sarah Morris sind gleichzeitig als Dokumentation und Biographie einer Stadt aber auch als nicht-narrative Fiktion zu verstehen. Sie verhandeln kritisch die Bedeutung von Architektur, politischer Herrschaft und die ästhetische Spannung zwischen Ökonomie und Politik.
Das Lenbachhaus zeigt als Premiere den siebten Film von Sarah Morris. Es ist der zweite Film (nach /Robert Towne/, 2005), bei dem Morris nicht mehr das panoramatische Bild einer Stadt, sondern das Porträt eines Bürgers in den Mittelpunkt stellt. Georg Sieber war 1972 der leitende Psychologe des Ordnungsdienstes bei der Olympiade und der Münchner Polizei. Am Morgen des 5. September 1972, als Mitglieder der Terrorgruppe Schwarzer September die israelische Mannschaft angriffen und als Geiseln nahmen, war Georg Sieber in der Conollystraße anwesend. Seine Position gab er später an diesem Morgen auf. Georg Sieber war vom Internationalen Olympischen Komitee und der Münchner Polizei angestellt worden, um Szenarien zu entwerfen, wie die Olympischen Spiele gefährdet werden könnten, und die Sicherheitsdienste entsprechend vorzubereiten. Eines der von ihm erstellten Szenarien, dasjenige mit der Nummer 26, war eine nahezu exakte Vorhersage dessen, was sich dann tragischer Weise ereignete. Georg Sieber entwirft eine differenzierte Analyse der Ereignisse dieses Tages. In der Montage von /1972/ verknüpft Sarah Morris das Interview mit Georg Sieber mit Bildern polizeilicher Überwachung von Demonstranten und archivierter Fotografien der Olympischen Sommerspiele von 1972 sowie mit Ansichten des eindrucksvollen Olympiaparks in München. Der Film, auf 35 mm gedreht, verhandelt das Verhältnis von Projektion und Planung und dessen möglichem Fehlen an einem konkreten historischen Beispiel. Er zeigt eine subjektive Sicht auf die Ereignisse von 1972, die sich ästhetisch wie inhaltlich von den gängigen Darstellungen unterscheidet.
Die Münchner Spiele der XX. Sommer Olympiade 1972 sollten der Welt ein neues, demokratisches und optimistisches Bild von Deutschland zeigen, wie es sowohl im offiziellen Motto der „heiteren Spiele“ als auch im visionären und farbenprächtigen Design von Behnisch und Aicher zum Ausdruck kam. Die Berichterstattung über das Scheitern von 1972 verhalf dem Terrorismus auf die Weltbühne und veränderte sichtbar dessen Rolle in den Medien.
Die Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau freut sich sehr, die Premiere von /1972/ präsentieren zu können.
Kurator: Matthias Mühling