Christoph Schellberg
07 Mar - 11 Apr 2009
CHRISTOPH SCHELLBERG
March 7 – April 11, 2009
"Bridget Riley once told me that painting is an act of translation (she takes the idea from Paul Klee): that the artist has a text inside themselves, and that they translate that text through their art, from something personal into something universal.
I have always believed that your portraits are about so much more than portraiture; they say a lot about the process of painting itself, about the way we respond to images; and also about the power of the gaze. Your fascination with eyes gives the paintings their unique and devastating intensity."
Michael Bracewell on Christoph Schellberg, November 2008
Künstler können ihre Unergründlichkeit wie eine Rüstung tragen. Ihre Gesichter scheinen Geheimnisse zu bewahren. Schellbergs Portraits von Künstlern - zumeist von Kollegen und Zeitgenossen - werfen Fragen zur Theologie der Romantik auf. Mit ihrer ausdrucksvollen, bisweilen provozierenden Präsenz beharren diese Portraits auf der Maxime von Oscar Wilde: „ Kunst ist die intensivste Form des Individualismus, die die Welt kennt.“* Gleichzeitig stützen sie allerdings vielleicht auch Wildes Auffassung, dass es notwendig sei, eine Maske zu tragen, um die Wahrheit sagen zu können.
Christoph Schellbergs Portraits strahlen eine Intensität aus, die sowohl die Intimität als auch die Reserviertheit menschlicher Gegenwart zeigt. Diese körperliche Kraft - diese vielschichtige Autorität - scheint hervorgerufen durch die äußerste Gelassenheit, mit der er das Mienenspiel seiner Modelle ausbalanciert.
Hat er seine Modelle fotografiert, macht er dann aus seinen Portraits einen Akt der Übertragung von einem Medium ins andere - die selbstverständliche Kontrolle der Fotografie über die Figur mit den vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten der Malerei verschmelzend. Im Prozess dieser Übersetzung vom Foto zu Acryl auf Leinwand definiert Schellberg einen Moment der Stille. Man kann sich vorstellen, dass seine Portraits die Ausstrahlung von Visionen aus der jüngeren Vergangenheit oder der nächsten Zukunft besitzen. Seine Modelle scheinen uns dabei zu beobachten, wie wir sie beobachten; sie vermitteln ein Gefühl von Vorahnung – bisweilen düster, bisweilen resigniert, dann mitunter sogar ermutigend.
Schellbergs Werk erscheint als zutiefst romantisch, bestrebt, jene Eigenschaften des menschlichen Ausdrucks - mimischer Ruhe, Intensität, oder Schönheit - wieder zu entdecken, die eher von den Bindungen zwischen Menschen sprechen als von Entfremdung. Seine Kunst beschreibt die Komplexität menschlicher Gegenwart auf vielfältige Weise und befasst sich lieber mit menschlichen Beziehungen - so schwierig diese auch sein mögen - als einen Standpunkt emotionaler und künstlerischer Isolation einzunehmen.
Michael Bracewell
* Zit. N. Oscar Wilde: Aphorismen. Herausgegeben von Franz Thissen, Insel Verlag 1987
March 7 – April 11, 2009
"Bridget Riley once told me that painting is an act of translation (she takes the idea from Paul Klee): that the artist has a text inside themselves, and that they translate that text through their art, from something personal into something universal.
I have always believed that your portraits are about so much more than portraiture; they say a lot about the process of painting itself, about the way we respond to images; and also about the power of the gaze. Your fascination with eyes gives the paintings their unique and devastating intensity."
Michael Bracewell on Christoph Schellberg, November 2008
Künstler können ihre Unergründlichkeit wie eine Rüstung tragen. Ihre Gesichter scheinen Geheimnisse zu bewahren. Schellbergs Portraits von Künstlern - zumeist von Kollegen und Zeitgenossen - werfen Fragen zur Theologie der Romantik auf. Mit ihrer ausdrucksvollen, bisweilen provozierenden Präsenz beharren diese Portraits auf der Maxime von Oscar Wilde: „ Kunst ist die intensivste Form des Individualismus, die die Welt kennt.“* Gleichzeitig stützen sie allerdings vielleicht auch Wildes Auffassung, dass es notwendig sei, eine Maske zu tragen, um die Wahrheit sagen zu können.
Christoph Schellbergs Portraits strahlen eine Intensität aus, die sowohl die Intimität als auch die Reserviertheit menschlicher Gegenwart zeigt. Diese körperliche Kraft - diese vielschichtige Autorität - scheint hervorgerufen durch die äußerste Gelassenheit, mit der er das Mienenspiel seiner Modelle ausbalanciert.
Hat er seine Modelle fotografiert, macht er dann aus seinen Portraits einen Akt der Übertragung von einem Medium ins andere - die selbstverständliche Kontrolle der Fotografie über die Figur mit den vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten der Malerei verschmelzend. Im Prozess dieser Übersetzung vom Foto zu Acryl auf Leinwand definiert Schellberg einen Moment der Stille. Man kann sich vorstellen, dass seine Portraits die Ausstrahlung von Visionen aus der jüngeren Vergangenheit oder der nächsten Zukunft besitzen. Seine Modelle scheinen uns dabei zu beobachten, wie wir sie beobachten; sie vermitteln ein Gefühl von Vorahnung – bisweilen düster, bisweilen resigniert, dann mitunter sogar ermutigend.
Schellbergs Werk erscheint als zutiefst romantisch, bestrebt, jene Eigenschaften des menschlichen Ausdrucks - mimischer Ruhe, Intensität, oder Schönheit - wieder zu entdecken, die eher von den Bindungen zwischen Menschen sprechen als von Entfremdung. Seine Kunst beschreibt die Komplexität menschlicher Gegenwart auf vielfältige Weise und befasst sich lieber mit menschlichen Beziehungen - so schwierig diese auch sein mögen - als einen Standpunkt emotionaler und künstlerischer Isolation einzunehmen.
Michael Bracewell
* Zit. N. Oscar Wilde: Aphorismen. Herausgegeben von Franz Thissen, Insel Verlag 1987