Hannes Jähn
06 Mar - 10 Apr 2010
Hannes Jähn
Klact-oveeseds-tene (G + F Nr . 2), 1976-79
Stoffcollage genäht / collage, sewed
Diptychon, jeweils 200 x 245 cm/ each 78.7 x 96.5 inches
Klact-oveeseds-tene (G + F Nr . 2), 1976-79
Stoffcollage genäht / collage, sewed
Diptychon, jeweils 200 x 245 cm/ each 78.7 x 96.5 inches
HANNES JÄHN
"Pattern Paintings"
March 6 – April 10, 2010
Hannes Jähn gehörte zu den maßgeblichen Buchgestaltern in Deutschland.
Er ist einer der vielleicht noch am meisten zu entdeckende deutsche Gebrauchsgrafiker der zweiten Jahrhunderthälfte.
1928 in Leipzig geboren, machte Jähn nach Schule und Oberschule in seiner Geburtsstadt eine Schildermalerlehre. Mit 18 Jahren übersiedelte er nach Köln und besuchte die Kölner Werkschulen und wurde schon früh als herausragende graphische Begabung erkannt. Zu seinen Entdeckern gehörte der Verleger Josef-Caspar Witsch (Kiepenheuer & Witsch), für ihn - und nachfolgend nahezu alle bekannten Verlage - gestaltete er seine ersten Schutzumschläge. Es waren eigenwillige Bild-Schriftkompositionen, jenseits der damals gängigen Illustrations- und Typographiemoden. 1972 gründete er zusammen mit Walther König die Chihuahua Press. 1983 wurde er Art-Direktor des Zweitausendeins Verlages, in dem er seine Kalenderideen und eigene Buchprojekte realisieren konnte. 1985 erhielt er einen Ruf an die Bergische Universität Wuppertal, die in den achtziger Jahren zu einer der wichtigsten deutschen Design- und Kommunikationshochschulen geworden war. Darüber hinaus war Jähn auch als freischaffender Künstler tätig. Er hatte ein Atelier an der Kölner Friesenstrasse und zeigte 1979 seine legendären Stoffcollagenbilder in der Galerie Rudolf Zwirner.
Gerade erst 53 Jahre alt geworden, starb Hannes Jähn im Juni 1987.
Wir freuen uns sehr, in der aktuellen Ausstellung Hannes Jähn, Pattern Paintings den Zyklus der großformatigen Stoffcollagen Bilder zu zeigen, den er in den Jahren 1976 - 1979 geschaffen hat. Einige dieser Arbeiten waren auch in der Einzelausstellung bei Rudolf Zwirner 1979 hier in Köln zu sehen. Ein weiteres wichtiges Diptychon der Stoffcollagen Bilder befindet sich jetzt in der Sammlung des Ludwig Forums, Aachen.
́Anlass zu dieser Serie von Revolverbildern war eine Meldung, die 1970 durch die Presse ging, ein Bräutigam hatte seine Braut mit einem Revolver, versteckt in einem Blumenstrauß, umgebracht. Diese makabere Geschichte motivierte Hannes Jähn zur Bearbeitung der sehr gegensätzlichen Thematik. Er nutze die Technik der Pattern-Art, um seine Entwürfe zu realisieren. Auf farbigen Blumenstoffen verbergen sich hinter Blumenmustern die Revolver. Auf jedem der Diptychen ein Revolver, die aufeinander gerichtet sind. Der Eindruck dieser Bilder ist dekorativ, fröhlich und sogar glücklich stimmend, nur entstehen hin und wieder hässliche Brüche im Hintergrund durch aufgesetzte Flicken, die das Muster stören – ein formaler Hinweis auf die versteckte Gewalt. Der Gegensatz von Dekoration und latenter Gefahr sind für diese Bilder ebenso bestimmend, wie ihre Formate ( 2 x 5 m ) und ihre Farbigkeit. Der gemeinsame Titel dieser Serie ́Klact-oveeseds-tene ́ bezieht sich auf ein Musikstück von Charlie Parker. Auch dies eine weitere Verschlüsselung des Themas. Mit minutiöser Sorgfalt und mit Hilfe einer Näherin wurden viele kleine, farbige Stofflappen zusammen-, und übereinander genäht, um so den dekorativen Charakter zu steigern: Pattern-Art, aber nicht um ihrer selbst willen, sondern dialektisch. ́
Rudolf Zwirner, im Juni 1990
́Ein Unikum also, dieser Hannes Jähn, Exemplar einer offenbar sterbenden Gattung. Verschwenderisch mit seinen Einfällen und Geschichten, Anreger, Beeinflusser, Freund und Förderer, Sammler, Herausgeber Posadas und zweier Almanachs voller bizarrer Anekdoten, Werbebildchen, Fotos, Reklamen, Kalendermacher für Zweitausendeins, Kommunikationsdesigner und Art Director und wie man den ganzen Quatsch sonst noch nennt...jedenfalls war er der erste, den ich kennenlernte, für den die Scheidung zwischen Kunst und Ernst und Unterhaltung schlicht nicht existierte. ́
Roger Willemsen in ́Hannes Jähn Bücher, Buchstaben, Bilder, 1934-1987 ́, 1990
Dank an Gundel Gelbert
"Pattern Paintings"
March 6 – April 10, 2010
Hannes Jähn gehörte zu den maßgeblichen Buchgestaltern in Deutschland.
Er ist einer der vielleicht noch am meisten zu entdeckende deutsche Gebrauchsgrafiker der zweiten Jahrhunderthälfte.
1928 in Leipzig geboren, machte Jähn nach Schule und Oberschule in seiner Geburtsstadt eine Schildermalerlehre. Mit 18 Jahren übersiedelte er nach Köln und besuchte die Kölner Werkschulen und wurde schon früh als herausragende graphische Begabung erkannt. Zu seinen Entdeckern gehörte der Verleger Josef-Caspar Witsch (Kiepenheuer & Witsch), für ihn - und nachfolgend nahezu alle bekannten Verlage - gestaltete er seine ersten Schutzumschläge. Es waren eigenwillige Bild-Schriftkompositionen, jenseits der damals gängigen Illustrations- und Typographiemoden. 1972 gründete er zusammen mit Walther König die Chihuahua Press. 1983 wurde er Art-Direktor des Zweitausendeins Verlages, in dem er seine Kalenderideen und eigene Buchprojekte realisieren konnte. 1985 erhielt er einen Ruf an die Bergische Universität Wuppertal, die in den achtziger Jahren zu einer der wichtigsten deutschen Design- und Kommunikationshochschulen geworden war. Darüber hinaus war Jähn auch als freischaffender Künstler tätig. Er hatte ein Atelier an der Kölner Friesenstrasse und zeigte 1979 seine legendären Stoffcollagenbilder in der Galerie Rudolf Zwirner.
Gerade erst 53 Jahre alt geworden, starb Hannes Jähn im Juni 1987.
Wir freuen uns sehr, in der aktuellen Ausstellung Hannes Jähn, Pattern Paintings den Zyklus der großformatigen Stoffcollagen Bilder zu zeigen, den er in den Jahren 1976 - 1979 geschaffen hat. Einige dieser Arbeiten waren auch in der Einzelausstellung bei Rudolf Zwirner 1979 hier in Köln zu sehen. Ein weiteres wichtiges Diptychon der Stoffcollagen Bilder befindet sich jetzt in der Sammlung des Ludwig Forums, Aachen.
́Anlass zu dieser Serie von Revolverbildern war eine Meldung, die 1970 durch die Presse ging, ein Bräutigam hatte seine Braut mit einem Revolver, versteckt in einem Blumenstrauß, umgebracht. Diese makabere Geschichte motivierte Hannes Jähn zur Bearbeitung der sehr gegensätzlichen Thematik. Er nutze die Technik der Pattern-Art, um seine Entwürfe zu realisieren. Auf farbigen Blumenstoffen verbergen sich hinter Blumenmustern die Revolver. Auf jedem der Diptychen ein Revolver, die aufeinander gerichtet sind. Der Eindruck dieser Bilder ist dekorativ, fröhlich und sogar glücklich stimmend, nur entstehen hin und wieder hässliche Brüche im Hintergrund durch aufgesetzte Flicken, die das Muster stören – ein formaler Hinweis auf die versteckte Gewalt. Der Gegensatz von Dekoration und latenter Gefahr sind für diese Bilder ebenso bestimmend, wie ihre Formate ( 2 x 5 m ) und ihre Farbigkeit. Der gemeinsame Titel dieser Serie ́Klact-oveeseds-tene ́ bezieht sich auf ein Musikstück von Charlie Parker. Auch dies eine weitere Verschlüsselung des Themas. Mit minutiöser Sorgfalt und mit Hilfe einer Näherin wurden viele kleine, farbige Stofflappen zusammen-, und übereinander genäht, um so den dekorativen Charakter zu steigern: Pattern-Art, aber nicht um ihrer selbst willen, sondern dialektisch. ́
Rudolf Zwirner, im Juni 1990
́Ein Unikum also, dieser Hannes Jähn, Exemplar einer offenbar sterbenden Gattung. Verschwenderisch mit seinen Einfällen und Geschichten, Anreger, Beeinflusser, Freund und Förderer, Sammler, Herausgeber Posadas und zweier Almanachs voller bizarrer Anekdoten, Werbebildchen, Fotos, Reklamen, Kalendermacher für Zweitausendeins, Kommunikationsdesigner und Art Director und wie man den ganzen Quatsch sonst noch nennt...jedenfalls war er der erste, den ich kennenlernte, für den die Scheidung zwischen Kunst und Ernst und Unterhaltung schlicht nicht existierte. ́
Roger Willemsen in ́Hannes Jähn Bücher, Buchstaben, Bilder, 1934-1987 ́, 1990
Dank an Gundel Gelbert