Lothringer13

lernen von pjöngjang

17 Jun - 24 Jul 2010

Photo: Martin Eberle
Pjöngjang
LERNEN VON PJÖNGJANG

mit kim jong il, fabian hesse, robert stark, ulla von brandenburg, arno brandlhuber, martin eberle, stefan schneider, christian posthofen projektfenster apollo13: martin f. spengler

17. juni – 24. juli 2010 | do, fr, sa 16 - 19 uhr
sonderöffnung zur münchner architekturwoche (16. – 24. juli): täglich 16 – 19 uhr

eröffnung am montag, 14. juni 2010
öffentliches seminar 18-20 uhr
eröffnung der ausstellung 20-22 uhr

kuratiert von christian hartard


zum reinhören
signale der präsenz im stadtraum
zur ausstellung lernen von pjöngjang. wilhelm warning im gespräch mit christian posthofen.
bayern 2 kulturwelt vom 15. juni 2010


pjöngjang – die nach außen weitgehend abgeschottete nordkoreanische hauptstadt ist das hässliche zerrbild der postmodernen utopie: eine aus versatzstücken der weltarchitektur zusammengebastelte stadt der oberfläche, der simulation, der fassade. in kim jong ils stalinistischem unterdrückungs system wird architektur zur kulisse eines theaterstücks, das den einzelnen menschen zum statisten einer totalen inszenierung degradiert: eine freiheit der formen ohne freiheit des individuums.

pjöngjang freilich mag eines der bizarrsten, vielleicht auch eines der naivsten beispiele sein für den versuch, architektur als kontroll- und erziehungsmittel zu verwenden – ein bloß exotischer sonderfall ist die nordkoreanische metropole indes nicht: sie ist gleichzeitig chiffre für die versteckten herrschafts- und machtstrukturen des städtebaus schlechthin.

denn jede architektur ist form, die formt.

lernen von pjöngjang präsentiert eine audiovisuelle installation von arno brandlhuber, martin eberle, stefan schneider und christian posthofen, die ausschnitte aus der schrift über die baukunst des nordkoreanischen diktators kim jong il mit eindrücken aus der lebenswirklichkeit des landes kon frontiert. fabian hesse reagiert auf die zumutung hohler repräsentationsgesten mit einer bewusst ver gänglichen, provisorischen anti-architektur, die der dokumentation das räumliche setting gibt. ästheti sche gegenstrategien proben auch die menschen in ulla von brandenburgs singspiel: eingeschlos sen in das gehäuse von le corbusiers villa savoye, einer ikone des funktionalismus, setzen sie die fragilität, flüchtigkeit und poesie der menschlichen stimme gegen die emotionslose nüchternheit und kühle der architektur. ihr gesang wird zum exorzismus – und zum versuch eines gemeinschaftsstiften den tuns, das aus isolierten individuen ein soziales ganzes schaffen soll. die weißen raumkörper robert starks schließlich sind als reine objekte ebenso lesbar wie als abstrahierte architekturmodelle, die zwischen miniaturhaftigkeit und monumentalität pendeln. in der ideologischen uneindeutigkeit, mit der sie sich aus dem fundus architektonischer archetypen bedienen, stellen sie u.a. die frage nach schuld und unschuld architektonischer formen und nach den möglichkeiten ihrer weltanschaulichen aufladung und umwertung.

parallel zur ausstellung bespielt martin f. spengler das projektfenster apollo13 (immer einsehbar).

in kooperation mit den urbanauten.
 

Tags: Ulla von Brandenburg, Arno Brandlhuber