Mai 36

Thomas Ruff

15 Apr - 04 Jun 2011

© Thomas Ruff
THOMAS RUFF
ma.r.s.
15. April - 4. Juni 2011

Wir freuen uns, Ihnen in unserer nächsten Ausstellung neue Arbeiten von Thomas Ruff (*1958 in Zell am Harmersbach/Schwarzwald) präsentieren zu können. Thomas Ruff lebt und arbeitet in Düsseldorf und gehört zu den international bedeutendsten Künstler der Gegenwart. Seine Werke werden regelmässig weltweit in Galerien und wichtigen Museen gezeigt.
Im August 2005 schickte die NASA eine multifunktionale Raumsonde (Mars Renaissance Orbiter) zum Mars, das unter anderem mit einer hochtechnisierten Teleskopkamera (einer HiRISE) ausgestattet worden war. Diese sollte möglichst detaillierte Bilder der Oberfläche des Planeten erstellen, die es den Wissenschaftlern ermöglichten, genauere Kenntnis der Oberfläche, der Atmosphäre und der Wasserverteilung des Mars zu erhalten. Ziel dieser Untersuchungen war - unter anderem – mögliche Landeplätze für zukünftige Flüge zu finden. Um die über einen Satelliten zur Erde geschickten Bilder der Raumsonde, die im März 2006 ihr Ziel erreicht hatte, möglichst vielen Forschern zugänglich zu machen, stellte die NASA die Bilder frei ins Internet.
Thomas Ruff, der seit den späten 1980er Jahren immer wieder wissenschaftliche Fotografien als Ausgangspunkt seiner Arbeit benutzt hat, stieß auf die Bilder bei seinen Recherchen zu den bildgenerierenden Mittel der Fotografie. Die sehr realistisch, naturgetreu und doch befremdlich wirkenden Aufnahmen einer außerhalb unseres Radius befindlichen Welt, faszinierten den Künstler so sehr, dass er begann, mit ihnen zu arbeiten. Zunächst transformierte er die von der Raumsonde senkrecht nach unten aufgenommenen Aufnahmen in eine Schrägansicht. Der Betrachter erhält so die Perspektive eines Reisenden, der aus einem Flugzeug auf den Planeten Mars blickt. Die Oberfläche des Mars rückt so sehr nahe an den Betrachter heran, der sie als unmittelbar erreichbar empfindet. Zusätzlich koloriert Ruff die schwarz-weiß übermittelten Aufnahmen, um die Außergewöhnlichkeit der Landschaften zu betonen, ohne jedoch deren Charakter zu verändern. Auf diese Weise entstehen Bilder von unglaublicher Schönheit und Fremdheit von Wüsten- oder Kraterlandschaften, die sehr vertraut erscheinen, obwohl sie sich auf einem weit entfernten Planeten befinden.
Mit der Serie ma.r.s. zeigt sich nach der Serie Sterne (1989-1992) und cassini (2008/09) erneut die Auseinandersetzung von avanciertester Technik mit sachlicher Dokumentation und formaler Eleganz im Werk von Thomas Ruff. Sein künstlerisches Interesse galt schon immer den enormen kollektiven Anstrengungen, die hinter der Entwicklung neuer fotografischer Techniken stehen. Mit seiner neuen Serie legt Ruff die ästhetischen und inhaltlichen Qualitäten von Bilder frei, die zunächst für einen kleinen wissenschaftlichen Kreis gedacht waren. Dies geschieht nicht nur durch die Verwendung der Bilder selbst, sondern auch ganz entschieden durch deren Bearbeitung, die den wissenschaftlichen Vorlagen ihre ästhetische Qualität entlockt. Der Betrachter wird von dem Künstler auf eine fiktive Reise in die Schönheit des fernen Weltraums mitgenommen. In Anbetracht der Diskussionen bezüglich der Möglichkeiten einer allgemein zugänglichen bemannten Raumfahrt in naher Zukunft, scheinen die Bilder daher fast wie eine virtuelle Vorwegnahme von zukünftigen Reisebildern.

[Text: Valeria Liebermann]
 

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