Mark Müller

Tilo Schulz

10 Mar - 28 Apr 2012

Exhibition view • Tilo Schulz, «Facing the blank...», 2012
TILO SCHULZ
Facing the blank...

Parallel zu Joachim Bandaus «Alles nur Illusion» zeigt Tilo Schulz in «Facing the blank...» fünf Werke aus der Serie «Your head is not my prison (portraits)» und die Bodenskulptur «I built a desert under the bridge».
Bühnenhaft breiten sich graue, präzis verarbeitete Bodenplatten im Raum aus, teilen ihn durch leere Fugen in eine genaue Rasterung. Der Abstand zu den Wänden, die freie Platzierung im Raum, macht die Installation zu einer Art Bodenskulptur, die jedoch betreten werden muss. Die Wandarbeiten in ihren kleinen Formaten und ihrer Feinheit zwingen den Besucher zu einer nahen Betrachtung und somit zum Gang über die Platten. Durch den Kern aus Schaumstoff geben diese unter den Schritten leicht nach. Ein kaum wahrnehmbares Schwanken stellt sich ein und somit ein Bewusstsein für jeden Schritt – ein Gleichgewichtsuchen, so subtil, dass man verunsichert ist, ob es nun unter den Füssen oder im eigenen Kopf geschieht.
In diesem leicht unsicheren Stand befindet man sich Angesicht zu Angesicht mit den Wandarbeiten: geknitterte, mit crèmefarbenem Acryllack überzogene Papiere, die mit Schaumstoff hinterlegt sind. Die Bilder, die durch ihre Formate an Porträts erinnern, stellen ein undefiniertes, vages Gegenüber dar, erinnern in Farbigkeit und Struktur an Haut. Die Lackschicht konserviert und verstärkt die Plastizität, kittet feine Risse im Papier und hinterlässt eine Pinselstruktur und Farbschlieren in einem malerischen Moment. Die Arbeit gegenüber der Glasfront wurde vor dem Lackieren wieder geglättet, während andere reliefartig in den Raum hinaus stehen.
Schulz' abstrakte, reduzierte Arbeiten fordern die Wahrnehmung des Betrachters auf allen Ebenen heraus. Lediglich mit Spuren von Andeutungen angereichert entsteht ein Ort mit idealen Voraussetzungen um Inhalte zu generieren. Der Betrachter füllt den Raum somit im doppelten Wortsinn. Man begegnet den eigenen Handlungen und Erkenntnissen, der Standortsuche, der Verunsicherung und der Restriktion.

Julia Schmidt
 

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