Max Mayer

Cayetano Ferrer, Cornelius Quabeck, Anne de Vries

26 Jan - 24 Mar 2012

© Max Mayer Gallery
CAYETANO FERRER, CORNELIUS QUABECK, ANNE DE VRIES
forecast the days of aquarius, lake placid blue, like oceanburst ́s stage
26 January - 24 March, 2012

Die Gruppenausstellung „forecast the days of aquarius, lake placid blue, like oceanburst’s stage“ ist die dritte Ausstellung der Galerie Max Mayer. Sie fasst zum einen die programmatische Ausrichtung und den gedankli- che Schwerpunkte der Galerie zusammen, bringt aber auch das Medium Gruppenausstellung und dessen Möglichkeiten des diskursiven Lesens von einzelnen künstlerischen Arbeiten in Ausstellungssituationen zur Debatte. Einer visuellen Diskussion von Bild und Raum nachzugehen ist dabei ebenso ein Anliegen der Galerie Max Mayer, wie die Betrachtung von Intermedialität und Formen der Raumbeschreibung.

Der niederländische Künstler Anne de Vries (*1977, lebt und arbeitet in Amsterdam) befasst sich in seiner medienanalytischen Arbeit mit Schnitt- stellen zwischen virtueller und tatsächlicher Welt. Im ersten Ausstellungs- raum zeigen wir die Videoprojektion „Forecast“, die sich mit der Konstruk- tion, Auflösung und Beschreibung von Raum befasst. Durch die als Loop konzipierte Darstellung einzelner, doch miteinander verbundener und ineinander verschränkter Himmelsflächen führt Sprache als Navigation.

Der mit verzerrter Stimme gesprochene Text basiert auf dem Kapitel „The Philosophical Consequences of Relativity“ des 1925 von Betrand Russell verfassten Buches „ABC of Relativity: Understanding Einstein“. In Refe- renz dazu, wie der Mathematiker und Philosoph Russell in seiner Analyse die Verbindung von Ereignissen („events“) und die Bewegung zwischen diesen beschreibt, skizziert de Vries mit seinem Video eine Struktur von Raum, Zeit und Gravitation, die das Durchdringen von Dimensionen in eine visuelle Bilddiskussion münden lässt. Der Künstler bringt hierbei die Projektionsfläche „Himmel“ nicht nur zum Motiv – er überführt seine Bildhaftigkeit in eine virtuelle Sphäre, die in dem von ihm programmierten künstlichen Raum gerinnt und doch zirkuliert.

Die Papierarbeit „The Days of Aquarius“ von Anne de Vries zeigt eine Zahlenfolge, eine kalendarische Übersicht der Tage des Zeitalters des Wassermanns (auch „New Age“). Die seriell aufeinander folgenden Daten umfassen die Zeitspanne 1962-04-02 bis 4122-04-02 – demnach ein Ka- lender, der den imaginären Raum von 2150 Jahren aufzeigt, und der über das menschliche Maß hinausgeht.

Der technischen Imagination steht im zweiten Galerieraum die Malerei von Cornelius Quabeck (*1974, lebt und arbeitet in Düsseldorf) gegenüber. Wir zeigen zwei Arbeiten, die eine Konzentration auf das Verhältnis von Farbe, Raum und Bildgrenze richten. Die Auflösung des Motivs und der Aufbruch des Figurativen wird dabei in den Bildern „Lake Placid Blue“ und „Japanese Reissue“ zum abstrahierten Motiv. Quabecks Malerei entwächst hierbei aus Schichten, die den Prozess der Bewegung dokumentieren, aus dem heraus sie entstehen: Im Vorgang des Malens wir die Leinwand für den Künstler zum Körper, auf dem sich Acryl und Tusche in differenzierter Intensität ausbreiten, als reine Pigmente fixieren oder im Verschwimmen mit Flüssigkeit auf der Fläche des Bildes ausdifferen- zieren. Cornelius Quabeck erzeugt dabei Strukturen, und löst sie zugleich auf.

Die Bilder verlaufen horizontal, mit einer Öffnung im Zentrum, welche den Bildraum sowohl in den Ausstellungsraum hinein stößt, als auch in die Tiefe seiner eigenen Textur zieht. Die Titel der Arbeiten beziehen sich auf die Bezeichnung verschiedener Lackierungsarten von Gitarren, und lassen so auch eine Referenz zur Person des Malers selbst zu, der auch als Musiker tätig ist.

Die Illusion und Imitation von Raum und Architektur ist Gegenstand in der künstlerischen Arbeit von Cayetano Ferrer (*1981, lebt und arbeitet in Los Angeles). Oft bindet der amerikanische Künstler das Moment des Spektakels in seine Betrachtungen ein, die er in früheren Arbeiten am Beispiel von Las Vegas untersucht hat. Die für unseren hinteren Galerieraum konzipierte Arbeit „Stage“ greift mit einem skulpturalen Bodenelement die Form und Funktion einer Bühne auf. Die oktagonale, sich stufenwei- se erhebende Form wird von einer von der Decke auf sie gerichteten Lichtprojektion bespielt. Das Licht zeichnet zum einen die Formen des Bodenelements nach, hebt sie hervor und lässt sie im Dunkeln des Rau- mes verschwinden. Sie bietet zugleich aber auch ein Forum für das Licht selbst, das über der Form zu einem autonomen Lichtkörper entwächst, der partiell in seiner pyramidialen Struktur durch Nebel im Raum sichtbar wird und die Form als Ort beschreibt. Durch das Medium Buch erfährt Cayetano Ferrers Raumbetrachtung eine gleichsam konzeptuelle wie diskursive Erweiterung: Das die im Ausstellungsraum realisierte Arbeit „Stage“ begleitende Bildbuch besteht in Referenz zum physischen Raum als nonverbaler Kommentar, ja als eine Art visuelle Mindmap, die den konkreten Raum in einem immateriellen Denkraum fortsetzt.

Text: Christina Irrgang
 

Tags: Cornelius Quabeck, Anne de Vries