Ballkünstler
11 Jun - 13 Aug 2006
BALLKÜNSTLER
11.06. - 13.08.06
»In der Kunst ist es anders als beim Fußball: aus dem Abseits
erzielt man die schönsten Treffer.«
Diese provokante Sicht stammt von dem großen surrealistischen
Künstler Salvador Dalí. Am 10. Juni ist auch Anstoß im Museum der bildenden Künste. Dann stehen 24 Abseitspositionen im Zentrum einer Ausstellung.
Es sind allesamt Ballkünstler, die in einer Weltelf spielen könnten. 12f kommen aus Deutschland, 12 repräsentieren eine internationale künstlerische Spielkultur. Sie alle sind Künstler, die sich mit Passion dem Thema Fußball widmen. Sie vertreten Positionen der klassischen Skulptur wie der traditionellen Malerei.
Sie beherrschen die Bildsprache der Fotografie, des Films und des Videos. Sie sind expansiv im Feld der Installation.
Die weltweit nachgefragte Malerei aus Leipzig wird durch den Altmeister BERNHARD HEISIG wie den Jungmaler CHRISTOPH RUCKHÄBERLE vertreten. Der Fotograf ALBRECHT TÜBKE setzt sich in seinem Medium mit der DDR-Fußballnationalmannschaft von 1974 auseinander. Die Kulisse ist das neue Leipziger Stadion.
Jürgen Sparwasser wird in einer künstlerischen Aktion von WIEBKE GRÖSCH das legendäre 1:0 gegen die BRD-Auswahl reinszenieren.
OLAF METZEL zelebriert ohne Scheu vor Trivialitäten die
nordirische Spielerlegende George Best und TILO SCHULZ huldigt einen legendären Schalke-Spieler: »An Gott kommt keiner vorbei – außer Stan Libuda.« Es sind Helden des Fußballs, denen schon früh die Aura von Pop-Stars verliehen wurden. Zwischen Selbstvermarktung und Fremdbestimmung, Medienpräsenz und Realitätsverlust verlieren sie sich nach dem Ende ihrer Karriere im totalen Abseits. Der Beitrag von STEPHAN HUBER kündet mit einem freien Zitat – »Fußball steht für die Schönheit der Arbeiterklasse« –
dagegen von einer grauen Vorzeit des Ballsports. SAMSON KAMBALU beklebt einen Ball mit Seiten aus der Bibel. Wie leicht geht anscheinend aufgeklärten, nicht-religiösen Menschen das Wort vom »Fußballgott« über die Lippen.
WIM DELVOYE baut ein Fußballtor in Originalgröße aus Glasscheiben, die mittelalterliche Malerei vortäuschen: das Tor als quasi kirchliches Gehäuse. Die transparenten Bilder zeigen das Thema von Brot und Spielen. Der Torwart muss begnadet sein, damit beim Torschuss das System nicht kollabiert. MARIJKE VAN WARMERDAM zeigt per Video einen jungen Akteur, der das Kopfballspiel in einen Akt der Selbstbeherrschung und äußerster Ausgeglichenheit transferiert.
Neben den 22 Ballkunststücken stehen zwei Beiträge, die
in höchst unterschiedlicher Weise medial vermittelte Fußballkultur
demonstrieren. Bei JÜRGEN MEIER tauchen wir über Suchmaschinen und Batterien von Beamern in Bildkaskaden ein. Gleich elektronischer Tapeten werden wir von aktuellen globalen Fußballbildern umgeben. Dagegen stehen die Fotos aus der SAMMLUNG PERLWEIN. Es sind Hobbyaufnahmen von improvisierten Fußballtoren von Island bis Kapstadt, von Chile bis Neuseeland. Die Gehäuse-Improvisationen erscheinen wie archaische Skulpturen, die geknipsten Bilder wie aus dem privaten Fotoalbum. Ein Wechselspiel aus Nähe und Distanz begleitet alle tatsächliche oder metaphorische Bezugnahme auf das Fußballspiel.
Fußball als Material für die Kunst: Ein Unentschieden oder einen Weltmeister gibt es hier nicht, aber die persönliche Perspektive, die Schärfe und das Spielvermögen der Kunst.
Die Ausstellung ist offizieller Beitrag des Kunst- und Kulturprogramms der Bundesregierung zur FIFA WM 2006TM und wird unterstützt durch die Nationale DFB Kulturstiftung WM 2006 gGmbH und die Stadt Leipzig. Medienpartner: MDR Figaro.
Bild © Albrecht Tübke
11.06. - 13.08.06
»In der Kunst ist es anders als beim Fußball: aus dem Abseits
erzielt man die schönsten Treffer.«
Diese provokante Sicht stammt von dem großen surrealistischen
Künstler Salvador Dalí. Am 10. Juni ist auch Anstoß im Museum der bildenden Künste. Dann stehen 24 Abseitspositionen im Zentrum einer Ausstellung.
Es sind allesamt Ballkünstler, die in einer Weltelf spielen könnten. 12f kommen aus Deutschland, 12 repräsentieren eine internationale künstlerische Spielkultur. Sie alle sind Künstler, die sich mit Passion dem Thema Fußball widmen. Sie vertreten Positionen der klassischen Skulptur wie der traditionellen Malerei.
Sie beherrschen die Bildsprache der Fotografie, des Films und des Videos. Sie sind expansiv im Feld der Installation.
Die weltweit nachgefragte Malerei aus Leipzig wird durch den Altmeister BERNHARD HEISIG wie den Jungmaler CHRISTOPH RUCKHÄBERLE vertreten. Der Fotograf ALBRECHT TÜBKE setzt sich in seinem Medium mit der DDR-Fußballnationalmannschaft von 1974 auseinander. Die Kulisse ist das neue Leipziger Stadion.
Jürgen Sparwasser wird in einer künstlerischen Aktion von WIEBKE GRÖSCH das legendäre 1:0 gegen die BRD-Auswahl reinszenieren.
OLAF METZEL zelebriert ohne Scheu vor Trivialitäten die
nordirische Spielerlegende George Best und TILO SCHULZ huldigt einen legendären Schalke-Spieler: »An Gott kommt keiner vorbei – außer Stan Libuda.« Es sind Helden des Fußballs, denen schon früh die Aura von Pop-Stars verliehen wurden. Zwischen Selbstvermarktung und Fremdbestimmung, Medienpräsenz und Realitätsverlust verlieren sie sich nach dem Ende ihrer Karriere im totalen Abseits. Der Beitrag von STEPHAN HUBER kündet mit einem freien Zitat – »Fußball steht für die Schönheit der Arbeiterklasse« –
dagegen von einer grauen Vorzeit des Ballsports. SAMSON KAMBALU beklebt einen Ball mit Seiten aus der Bibel. Wie leicht geht anscheinend aufgeklärten, nicht-religiösen Menschen das Wort vom »Fußballgott« über die Lippen.
WIM DELVOYE baut ein Fußballtor in Originalgröße aus Glasscheiben, die mittelalterliche Malerei vortäuschen: das Tor als quasi kirchliches Gehäuse. Die transparenten Bilder zeigen das Thema von Brot und Spielen. Der Torwart muss begnadet sein, damit beim Torschuss das System nicht kollabiert. MARIJKE VAN WARMERDAM zeigt per Video einen jungen Akteur, der das Kopfballspiel in einen Akt der Selbstbeherrschung und äußerster Ausgeglichenheit transferiert.
Neben den 22 Ballkunststücken stehen zwei Beiträge, die
in höchst unterschiedlicher Weise medial vermittelte Fußballkultur
demonstrieren. Bei JÜRGEN MEIER tauchen wir über Suchmaschinen und Batterien von Beamern in Bildkaskaden ein. Gleich elektronischer Tapeten werden wir von aktuellen globalen Fußballbildern umgeben. Dagegen stehen die Fotos aus der SAMMLUNG PERLWEIN. Es sind Hobbyaufnahmen von improvisierten Fußballtoren von Island bis Kapstadt, von Chile bis Neuseeland. Die Gehäuse-Improvisationen erscheinen wie archaische Skulpturen, die geknipsten Bilder wie aus dem privaten Fotoalbum. Ein Wechselspiel aus Nähe und Distanz begleitet alle tatsächliche oder metaphorische Bezugnahme auf das Fußballspiel.
Fußball als Material für die Kunst: Ein Unentschieden oder einen Weltmeister gibt es hier nicht, aber die persönliche Perspektive, die Schärfe und das Spielvermögen der Kunst.
Die Ausstellung ist offizieller Beitrag des Kunst- und Kulturprogramms der Bundesregierung zur FIFA WM 2006TM und wird unterstützt durch die Nationale DFB Kulturstiftung WM 2006 gGmbH und die Stadt Leipzig. Medienpartner: MDR Figaro.
Bild © Albrecht Tübke