Christian Rosa
Now it's over
20 Jan - 02 Feb 2016
CHRISTIAN ROSA
Now it's over
20 January – 2 February 2016
Christian Rosa wurde 1982 in Rio de Janeiro geboren und wuchs in Wien auf. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Daniel Richter, wo er 2012 graduierte. 2011 erhielt er den Walter Koschatzky Preis.
Einzelausstellungen hatte er 2013 in Los Angeles (The Shits and The Seven Dwarfs, Ibid), 2014 in Turin (Christian Rosa, La Fondazione Sandretto Re Rebaudengo), 2014 in Berlin (Love's Gonna Save The Day, Contemporary Fine Arts), 2014 in Los Angeles (California Screaming, Ibid), 2015 in Heilbronn (I am in love with the Coco, Kunstverein), 2015 in London (Put Your Eye in Your Mouth, White Cube), und 2015 in Sao Paulo (More than Nothing, White Cube).
Ab 2013 ist er, gleichzeitig mit einer Gruppe von jungen abstrakten Malern, darunter Jacob Kassay, Ryan Sullivan und Oscar Murillo, bekannt geworden und gehört mittlerweile zu den prominentesten Künstlern Österreichs. Dies hat als Nebeneffekt auch die internationale Wahrnehmung von Wien als Kunststandort verändert.
Nunmehr kehrt Christian Rosa mit seiner ersten Einzelausstellung in Österreich Now it's over nach Wien zurück.
Die kargen Arbeiten von Christian Rosa wecken zahlreiche Assoziationen zu Künstlern der klassischen sowie der Nachkriegs-Moderne, scheinen diese Traditionen aber gleichzeitig in Frage zu stellen. Offensichtlich agiert er in seiner Malerei mit fremden Zeichen, indem er auf Traditionen zurückgreift, die zwar ihre ursprüngliche Legitimation verloren haben, aber weiterhin als idealer Speicher für eine Fülle von heterogenen Bildern, Ideen, Erinnerungen, Gefühlen dienen. Derart versucht Rosa einen Neuanfang, in dem aber eine quasi klassische Werteorientierung fortlebt. Anders als seine Vorgänger, die mit der Absicht gezielter Kommunikation Symbole und Ikonen bearbeiteten, steht bei ihm das Indexikalische im Vordergrund, die Konzentration auf unwilkürliche Effekte, auf die Handschrift, auf eine Art Sound. Auf rauher Leinwand entsteht so eine Art persönliche Kalligraphie aus Linien, Punkten, Quadraten und Kringeln, die Primärformen für Figurationen sein könnten. Unförmiger, nebeliger Sprühlack steht den graphischen Qualitäten von Bleistift und Ölkreide entgegen. Die inhärenten Qualitäten des Materials bewirken strukturelle Reize, die neue emotionale und visuelle Erfahrungen des Betrachters auslösen sollen. Die Gemälde von Christian Rosa entspringen dabei einer malerischen Aktion, die, geleitet vom Zufall und von einem instinktiven Vertrauen in die Energie physischer Bewegung, auch Fehler nicht verheimlichen will. Zwischen den vereinzelten Markierungen, die sich in ihrer Kürze und Gestik jeder Anmutung von Handwerklichkeit und jedem Anschein von Festlegung und Verwurzelung entziehen wollen, entsteht dann viel Platz und die so entstandene Leere will mit allen möglichen Narrativen und Projektionen besetzt werden. Michael Hort: "These images are very whimsical and imaginative. They are abstract but not entirely abstract. The markings remind you of graffiti, and when you take the time to look, you see all kinds of things."1 Das Werk von Christian Rosa ist also keineswegs mit der Produktion abgeschlossen, sondern entsteht im wahrsten Sinne des Wortes auch im Auge des Betrachters.
Untersucht man sein Werk nicht nur in Hinblick auf ästhetische Verwandtschaften, sondern unter soziologischen Gesichtspunkten, so wird die Verankerung seiner Arbeit im Bereich der Pop-Kultur evident. Die Malerei von Christian Rosa ist in erster Linie ein Atelierprodukt. Ihr Referenzpunkt ist weder der eigentliche kompositorische Akt, noch die Echtzeitsituation einer Performance, sondern eine oft unter Anwesenheit von Kollegen, vollzogene Studiopraxis. (2014 hat er mit 1704 Hooper Projects in Los Angeles einen Showroom eröffnet, der es europäischen Künstler-Freunden ermöglicht, dort in der Nähe seines Studios zu arbeiten und auszustellen.)
Das endgültige Format entsteht dann im Rezeptionsprozess und dieser ist erst vollständig, wenn eine Einheit mit verschiedenen medialen Kommunikationsformen entsteht. In diesem Sinne wird die Personality (Rolle) des Künstlers selbst zum Thema. So kursieren in den Medien über den Digital Native Christian Rosa zahlreiche Stories, wie etwa der Film LA with Christian Rosa von Ace Norton.
Wie Diedrich Diederichsen analysiert, treten an Stelle der Bourgeoisie und der Mittelschichten global agierende, kulturell hybride Oberschichten (und neu zugelassene Akteure, Migranten, Jugendliche, sexuelle Minderheiten, Frauen), die ihre kulturelle Zugehörigkeit nicht mehr im Modus der Tradition und der Herkunft, sondern in dem der Identifikation und des Begehrens regeln.2 Im Einzugsgebiet des großen Konsensus in westlichen Nachkriegsgesellschaften, der nunmehr auch die Kunst erreicht hat, gelingt es Rosa in einer Dialektik zwischen Bejahung und Verneinung konsequent die Möglichkeiten der Nonkonformität in Stellung zu bringen. Offensichtlich betreibt er dabei eine Art von Re-Entry von Differenzen und der Unterscheidung populär/elitär in einem größer gewordenen Feld der zeitgenössischen Kunst.
1 Zit. nach: Michael and Susan Hort, Michael & Susan Hort's Favorite Artworks at Art L.A. Contemporary, Artspace, 04.02.2014
2 Zit. nach: Michael and Susan Hort, Michael & Susan Hort's Favorite Artworks at Art L.A. Contemporary, Artspace, 04.02.2014
Now it's over
20 January – 2 February 2016
Christian Rosa wurde 1982 in Rio de Janeiro geboren und wuchs in Wien auf. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Daniel Richter, wo er 2012 graduierte. 2011 erhielt er den Walter Koschatzky Preis.
Einzelausstellungen hatte er 2013 in Los Angeles (The Shits and The Seven Dwarfs, Ibid), 2014 in Turin (Christian Rosa, La Fondazione Sandretto Re Rebaudengo), 2014 in Berlin (Love's Gonna Save The Day, Contemporary Fine Arts), 2014 in Los Angeles (California Screaming, Ibid), 2015 in Heilbronn (I am in love with the Coco, Kunstverein), 2015 in London (Put Your Eye in Your Mouth, White Cube), und 2015 in Sao Paulo (More than Nothing, White Cube).
Ab 2013 ist er, gleichzeitig mit einer Gruppe von jungen abstrakten Malern, darunter Jacob Kassay, Ryan Sullivan und Oscar Murillo, bekannt geworden und gehört mittlerweile zu den prominentesten Künstlern Österreichs. Dies hat als Nebeneffekt auch die internationale Wahrnehmung von Wien als Kunststandort verändert.
Nunmehr kehrt Christian Rosa mit seiner ersten Einzelausstellung in Österreich Now it's over nach Wien zurück.
Die kargen Arbeiten von Christian Rosa wecken zahlreiche Assoziationen zu Künstlern der klassischen sowie der Nachkriegs-Moderne, scheinen diese Traditionen aber gleichzeitig in Frage zu stellen. Offensichtlich agiert er in seiner Malerei mit fremden Zeichen, indem er auf Traditionen zurückgreift, die zwar ihre ursprüngliche Legitimation verloren haben, aber weiterhin als idealer Speicher für eine Fülle von heterogenen Bildern, Ideen, Erinnerungen, Gefühlen dienen. Derart versucht Rosa einen Neuanfang, in dem aber eine quasi klassische Werteorientierung fortlebt. Anders als seine Vorgänger, die mit der Absicht gezielter Kommunikation Symbole und Ikonen bearbeiteten, steht bei ihm das Indexikalische im Vordergrund, die Konzentration auf unwilkürliche Effekte, auf die Handschrift, auf eine Art Sound. Auf rauher Leinwand entsteht so eine Art persönliche Kalligraphie aus Linien, Punkten, Quadraten und Kringeln, die Primärformen für Figurationen sein könnten. Unförmiger, nebeliger Sprühlack steht den graphischen Qualitäten von Bleistift und Ölkreide entgegen. Die inhärenten Qualitäten des Materials bewirken strukturelle Reize, die neue emotionale und visuelle Erfahrungen des Betrachters auslösen sollen. Die Gemälde von Christian Rosa entspringen dabei einer malerischen Aktion, die, geleitet vom Zufall und von einem instinktiven Vertrauen in die Energie physischer Bewegung, auch Fehler nicht verheimlichen will. Zwischen den vereinzelten Markierungen, die sich in ihrer Kürze und Gestik jeder Anmutung von Handwerklichkeit und jedem Anschein von Festlegung und Verwurzelung entziehen wollen, entsteht dann viel Platz und die so entstandene Leere will mit allen möglichen Narrativen und Projektionen besetzt werden. Michael Hort: "These images are very whimsical and imaginative. They are abstract but not entirely abstract. The markings remind you of graffiti, and when you take the time to look, you see all kinds of things."1 Das Werk von Christian Rosa ist also keineswegs mit der Produktion abgeschlossen, sondern entsteht im wahrsten Sinne des Wortes auch im Auge des Betrachters.
Untersucht man sein Werk nicht nur in Hinblick auf ästhetische Verwandtschaften, sondern unter soziologischen Gesichtspunkten, so wird die Verankerung seiner Arbeit im Bereich der Pop-Kultur evident. Die Malerei von Christian Rosa ist in erster Linie ein Atelierprodukt. Ihr Referenzpunkt ist weder der eigentliche kompositorische Akt, noch die Echtzeitsituation einer Performance, sondern eine oft unter Anwesenheit von Kollegen, vollzogene Studiopraxis. (2014 hat er mit 1704 Hooper Projects in Los Angeles einen Showroom eröffnet, der es europäischen Künstler-Freunden ermöglicht, dort in der Nähe seines Studios zu arbeiten und auszustellen.)
Das endgültige Format entsteht dann im Rezeptionsprozess und dieser ist erst vollständig, wenn eine Einheit mit verschiedenen medialen Kommunikationsformen entsteht. In diesem Sinne wird die Personality (Rolle) des Künstlers selbst zum Thema. So kursieren in den Medien über den Digital Native Christian Rosa zahlreiche Stories, wie etwa der Film LA with Christian Rosa von Ace Norton.
Wie Diedrich Diederichsen analysiert, treten an Stelle der Bourgeoisie und der Mittelschichten global agierende, kulturell hybride Oberschichten (und neu zugelassene Akteure, Migranten, Jugendliche, sexuelle Minderheiten, Frauen), die ihre kulturelle Zugehörigkeit nicht mehr im Modus der Tradition und der Herkunft, sondern in dem der Identifikation und des Begehrens regeln.2 Im Einzugsgebiet des großen Konsensus in westlichen Nachkriegsgesellschaften, der nunmehr auch die Kunst erreicht hat, gelingt es Rosa in einer Dialektik zwischen Bejahung und Verneinung konsequent die Möglichkeiten der Nonkonformität in Stellung zu bringen. Offensichtlich betreibt er dabei eine Art von Re-Entry von Differenzen und der Unterscheidung populär/elitär in einem größer gewordenen Feld der zeitgenössischen Kunst.
1 Zit. nach: Michael and Susan Hort, Michael & Susan Hort's Favorite Artworks at Art L.A. Contemporary, Artspace, 04.02.2014
2 Zit. nach: Michael and Susan Hort, Michael & Susan Hort's Favorite Artworks at Art L.A. Contemporary, Artspace, 04.02.2014