Siggi Hofer
17 Nov - 30 Dec 2010
SIGGI HOFER
Der gute Verkäufer
17. 11. – 30. 12. 2010
Siggi Hofer erinnert an seine persönliche Geschichte – die Lehrlingsausbildung als Verkäufer in einer Gemüsehandlung in Südtirol.
In dieser Profession war er gut, so dass ihm sogar die Nachfolge des Geschäftes angeboten wurde. Er hat sie also professionell erlernt, die Kunst der Verführung, kennt den Traum und das Trauma, soviel Geld zu verdienen und so erfolgreich zu sein, wie irgend möglich.
Die Ausstellung dreht sich um Verführung – und Schmerz.
Loman, der Held in Arthur Millers Drama "Tod eines Handlungsreisenden", beschreibt exemplarisch einen im Alter erfolglosen Verkäufer, der den ausbleibenden Erfolg bis hin zum Verlust seines Arbeitsplatzes durch eine einzige Lebenslüge nach dem Motto mehr Schein als Sein zu kaschieren sucht. Loman klingt wie low man und legt nahe, es werde damit die gesellschaftliche Position oder psychische Situation der Hauptfigur beschrieben. Miller: "What the name really meant to me was a terror–stricken man calling into the void for help that will never come." Ein zerrissener Mensch, dessen Leben in einer Welt stattfindet, in der sich für ihn Vergangenheit und Gegenwart vermischen. – Ausgeträumt, der amerikanische Traum?
Das Experiment Mensch und Gesellschaft plant die Katastrophe logistisch mit ein. Veit Loers: "Der Mensch ist nicht nur der Erfinder des Schuhkartons, sondern auch des Kubus und der horizontalen, geometrischen Terrassierung, die er der bergigen und gewellten Struktur der Erde aufoktroyiert, um mehr zu ernten und ökonomischer zu wohnen. Deshalb kann bei Hofer ein Land auch wie ein Schiff aussehen."
Hofer baut Skulpturen in Form von Modellen und das Modell eines Bootes verfremdet er zum Bauwerk, zum Tatlin'schen Monument, zum Merz'schen Bau. Da drängen Aufbauten – zu viel Baumasse – um den Menschen atmen zu lassen, aber es gibt auch moderne Erweiterungen, Pavillons und Rampen, im Stil selbstbewusster Avantgarde. Formation, Deformation, Detonation. In welche Welt entführt uns der Künstler? Da erinnert ein bunt getäfelter Galerieboden an abstrakte Farbfeldmalereien, wechseln sich große Aquarelle mit wirklichen Architekturmodellen ab. Schriften lassen aufhorchen. Rückerinnerung als deformiertes Geschichtsbild wie bei Arthur Miller oder Walter Benjamin? Das Gestern hat ein Heute oder gar ein Morgen. Siggi Hofer schreibt in anderem Zusammenhang: "ich versuche nachhers und vorhers zu erzeugen, weil ich glaube, dass dies ein gutes Lebensmodell sein könnte, momentan wahrscheinlich das einzige, das ich mir vorstellen kann ..."
Siggi Hofer wurde 2009 mit dem Otto Mauer Preis und 2010 mit dem Paul Flora Preis ausgezeichnet.
Der gute Verkäufer
17. 11. – 30. 12. 2010
Siggi Hofer erinnert an seine persönliche Geschichte – die Lehrlingsausbildung als Verkäufer in einer Gemüsehandlung in Südtirol.
In dieser Profession war er gut, so dass ihm sogar die Nachfolge des Geschäftes angeboten wurde. Er hat sie also professionell erlernt, die Kunst der Verführung, kennt den Traum und das Trauma, soviel Geld zu verdienen und so erfolgreich zu sein, wie irgend möglich.
Die Ausstellung dreht sich um Verführung – und Schmerz.
Loman, der Held in Arthur Millers Drama "Tod eines Handlungsreisenden", beschreibt exemplarisch einen im Alter erfolglosen Verkäufer, der den ausbleibenden Erfolg bis hin zum Verlust seines Arbeitsplatzes durch eine einzige Lebenslüge nach dem Motto mehr Schein als Sein zu kaschieren sucht. Loman klingt wie low man und legt nahe, es werde damit die gesellschaftliche Position oder psychische Situation der Hauptfigur beschrieben. Miller: "What the name really meant to me was a terror–stricken man calling into the void for help that will never come." Ein zerrissener Mensch, dessen Leben in einer Welt stattfindet, in der sich für ihn Vergangenheit und Gegenwart vermischen. – Ausgeträumt, der amerikanische Traum?
Das Experiment Mensch und Gesellschaft plant die Katastrophe logistisch mit ein. Veit Loers: "Der Mensch ist nicht nur der Erfinder des Schuhkartons, sondern auch des Kubus und der horizontalen, geometrischen Terrassierung, die er der bergigen und gewellten Struktur der Erde aufoktroyiert, um mehr zu ernten und ökonomischer zu wohnen. Deshalb kann bei Hofer ein Land auch wie ein Schiff aussehen."
Hofer baut Skulpturen in Form von Modellen und das Modell eines Bootes verfremdet er zum Bauwerk, zum Tatlin'schen Monument, zum Merz'schen Bau. Da drängen Aufbauten – zu viel Baumasse – um den Menschen atmen zu lassen, aber es gibt auch moderne Erweiterungen, Pavillons und Rampen, im Stil selbstbewusster Avantgarde. Formation, Deformation, Detonation. In welche Welt entführt uns der Künstler? Da erinnert ein bunt getäfelter Galerieboden an abstrakte Farbfeldmalereien, wechseln sich große Aquarelle mit wirklichen Architekturmodellen ab. Schriften lassen aufhorchen. Rückerinnerung als deformiertes Geschichtsbild wie bei Arthur Miller oder Walter Benjamin? Das Gestern hat ein Heute oder gar ein Morgen. Siggi Hofer schreibt in anderem Zusammenhang: "ich versuche nachhers und vorhers zu erzeugen, weil ich glaube, dass dies ein gutes Lebensmodell sein könnte, momentan wahrscheinlich das einzige, das ich mir vorstellen kann ..."
Siggi Hofer wurde 2009 mit dem Otto Mauer Preis und 2010 mit dem Paul Flora Preis ausgezeichnet.