Meyer Riegger

Franz Ackermann

26 Apr - 14 Jun 2008

© Franz Ackermann
Runaway, 2008
oil on canvas
402 x 283 x 5 cm
Franz Ackermann
"Terminal"

26.04.2008 - 14.06.2008

Wir freuen uns, mit der Ausstellung „Terminal“ eine weitere raumbezogene Installation von Franz Ackermann vorzustellen, welche sich inhaltlich wie formal an „Haus am Strand – und wie man dorthin kommt“ als auch „Welt 1...and no one else wanted to play“ in unserer Galerie anschließt.
Im Zentrum der Ausstellung steht dabei die Auseinandersetzung mit der Frage nach der Gestaltbarkeit von realen Ereignisräumen, welche sich an einer Schnittstelle zwischen Fiktion und Wirklichkeit befinden.
Vom Zustand des Totalen ausgehend, verkleidet Ackermann die Wände des vorderen Galerieraums lückenlos mit fünf Ölbildern. Im maßstabgetreuen Verhältnis von 1:1 passt er die Leinwände mit einer Länge von 300 bis 600 cm und der Höhe von 283 cm an das Format der Wandflächen unserer Galerie an. Dabei nimmt der Künstler keine Unterscheidung bezüglich der Wertigkeit der verschiedenen Raumsituationen vor. Auch der Gang hin zum hinteren Galeriebereich ist mit verschiedenen Einbauten versehen und kann somit als gleichwertiger Baustein der Ausstellung betrachtet werden. Hier arbeitet Franz Ackermann jedoch mit unterschiedlichen Medien. Durch die Verwendung von traditionellen türkischen Kelims (gewebte Teppiche oder Wandbehänge), schafft Ackermann eine Korrespondenz zwischen Boden und Decke, lässt aber zugleich den Aufbruch des geschlossenen Systems zu. Durch die mediale Öffnung im hinteren Galeriebereich erfolgt schließlich der Durchbruch der Homogenität, welche Ackermann im vorderen Ausstellungsraum mit der präzisen Verkleidung der Wände schafft. Neben der Integration von Fotografie als Collage befindet sich auch eine frühere Arbeit in der Schau, ein kleines Mental Map. Durch den Einbezug dieser Kartografie der Erinnerung lässt Ackermann einen Verweis auf seine bisherigen Ausstellungen in unserer Galerie zu und untermauert zugleich den Begriff der subjektiven Aneignung eines Gebietes.
Mit den illusionistischen Mitteln der Malerei definiert Franz Ackermann die Präsenz eines konkreten Raums, wodurch das Bild zu einem konstitutiven Bestandteil der realen Raumerfahrung wird. Er verfolgt damit eine Intervention von Schein und Wirklichkeit, wie sie an heterotopen Orten zu erleben ist. Der Künstler veranschlagt an dieser Stelle eine Verbindung zum Terminal, welcher als tatsächlich vorhandener Ort außerhalb seiner Wirksamkeit keine spezifische Funktion innehat. Dabei greift er die Art dieses Zustands sowohl formal, als auch inhaltlich in seinem Ausstellungskonzept auf. Als Ort zwischen den Orten entsteht hier schließlich ein Raum, der evident, aber dennoch von mangelnder Wahrhaftigkeit getragen ist. Ackermann beabsichtigt, eine solche veränderte Wahrnehmungssituation im Galerieraum zu erzeugen, die sich zwischen Zeit und Raum analog jener Zwischensituation am Terminal eines Flughafens bewegt. Als Umschlagplatz verkörpert dabei der Terminal par excellence die für Ackermann so wesentliche Reisethematik.
Seine Kunst ist auf das Prozessuale angelegt: Befreit vom gewohnten Kontext entstehen seine Arbeiten oft auf Reisen, finden aber ebenso ihren Ursprung im Atelier und generieren sich noch während der Aufbauten im Ausstellungsraum. Die Installation „Terminal“ wird selbst mit der Eröffnung der Schau noch nicht abgeschlossen sein, sondern als sich entwickelnder Vorgang über den Rahmen der eigentlichen Ausstellung hinweg setzen. Das prozesshafte Denken sowie das künstlerische Handeln Ackermanns erfolgt dabei ohne Unterbrechung als kontinuierliche Bewegung und manifestiert sich assoziativ aus dieser heraus.
„Terminal“ ist somit als eine Art Wanderausstellung mit akkumulativem Charakter konzipiert und wird in ihrer abgeschlossenen Form in der Kunsthalle St. Gallen im September 2008 zu sehen sein. Erst im Anschluss an diesen Endpunkt werden Ackermanns Bilder als Einzelstücke im gewohnten Ausstellungskontext betrachtet werden können. Durch die Enthierarchisierung der Form des Bildes sowie dessen Einbezug als wesentlicher Bestandteil eines profanen Raumes, intendiert Ackermann den Aufbruch einer konventionell idealisierten Präsentationsform und unterwandert damit das Dogmatische der Kunst.
Mit seinem neuen Raumkonzept im Zuge der dritten Einzelausstellung in unserer Galerie, verfolgt Franz Ackermann die Weiterentwicklung einer Biografie, welche er getragen von einer zeitlichen sowie emotionalen Verbindung diesen Räumen einschreibt.

Christina Irrgang
 

Tags: Franz Ackermann, Li Gang