Museum Morsbroich

Das Theater ist auf der Straße

06 Jun - 15 Aug 2010

Wolf Vostell
130 km à l’heure (130 Stundenkilometer), 1963
Rekonstruktion der Skulptur aus dem Happening NEUN NEIN-dé-coll/agen
Auto, Kollisionsspuren
160 x 410 x 170 cm
The Wolf Vostell Estate
Ausstellungsansicht Museum Morsbroich, 2010
Foto: Ludwig Cremer
DAS THEATER IST AUF DER STRASSE
Die Happenings von Wolf Vostell

06. Juni 2010 - 15. August 2010

Eine Kooperation des Museum Morsbroich, Leverkusen und des Consorcio Museo Vostell Malpartida im Rahmen der Projektreihe Europäische Partnerschaften der Kunststiftung NRW und des Goethe-Instituts.

Wolf Vostell (Leverkusen 1932–1998 Berlin) realisierte zwischen 1954 und 1988 über 50 Happenings, die die Zuschauer zu Beteiligten machten. Mit seinem für die europäische Aktionskunst bahnbrechenden Schritt aus dem Atelier auf die Straße bezog Vostell seine Mitmenschen in den künstlerischen Prozess mit ein. Die Überblicksschau präsentierte Vostells Happenings als multimediale Collagen von bildkünstlerischen und theatralischen Ausdrucksformen.

Happenings waren für Wolf Vostell Instrumente der Bewusstmachung von Zeitphänomenen. Die Wirklichkeit sollte zum integralen Bestandteil der Kunst werden. So setzte Vostell dem objet trouvée der Dadaisten sein Konzept des vie trouvée entgegen. Nicht nur den Kunstbegriff mit seinen starren und tradierten Formen, sondern vor allem auch das Leben müsse man erweitern: „Duchamp hat das Objekt zur Kunst erklärt, ich habe das Leben selbst zur Kunst erklärt.“

In den Straßen von Paris realisierte Vostell mit Das Theater ist auf der Straße 1958 das erste europäische Happening, 1961 mit Cityrama (1) in Köln das erste Happening auf deutschem Boden. Als teils inszenierte, teils improvisierte Geschehnisse vermischten die über drei Jahrzehnte im Rheinland und in New York, in Berlin, Amsterdam oder Barcelona realisierten Happenings Elemente der Realität mit Elementen der Farce, wobei das Gelingen immer davon abhing, ob das Publikum mitspielte.

In der Teilnahme an den Happenings konzentrierte und potenzierte sich die erfahrbare Wirklichkeit, und zugleich war Vostells Sozial-, Kultur- und Medienkritik deutlich zu vernehmen. Dabei blieben die Ereignisse immer ambivalent, zwischen Zufälligkeit und Steuerung, Spiel und Ernst, Leben und Tod. In ihrer Offenheit gaben Vostells Happenings Anlass und Anstoß zur Steigerung der eigenen Wahrnehmungs-, Erlebnis- und Erkenntnisfähigkeit: „sehen hören und erleben sie alles mit happeningbewußtsein“!

Die Ausstellung wurde kuratiert von Fritz Emslander (Museum Morsbroich) und José Antonio Agúndez Garcia (Consorcio Museo Vostell Malpartida).

Es ist ein Katalog im Kerber Verlag erschienen (344 S. mit ca. 800 Abbildungen; € 30,-im Museum, € 39,80 im Buchhandel) in deutscher und spanischer Sprache mit vier einleitenden Essays, einem Interview mit Mercedes Vostell und einem Anhang mit Bild- und Textdokumenten zu sämtlichen Happenings
 

Tags: Wolf Vostell