Artaud - ein inszeniertes Leben
16 Jul - 16 Oct 2005
ARTAUD – EIN INSZENIERTES LEBEN
16.07.2005 - 16.10.2005
Filme, Zeichnungen, Dokumente des Schauspielers und Zeichners
Unter dem Titel „Antonin Artaud. Ein inszeniertes Leben“ bietet das museum kunst palast in Form einer „Montrage“ eine umfassende
Würdigung des künstlerischen Wirkens von Antonin Artaud (1896–1948), der als einer der bedeutenden Protagonisten der Avantgarde des 20. Jahrhunderts gilt. Die Montrage betont zwei Schwerpunkte im Werk des französischen Künstlers: Artaud als Filmschauspieler sowie Artaud als Zeichner. So wird in einer multimedialen Schau das filmische Schaffen Artauds vorgestellt, und – erstmals in Deutschland – eine konzentrierte Auswahl aus seinem zeichnerischen Werk präsentiert. Antonin Artaud spielte in über zwanzig Filmen mit. Er verkörperte u.a. den Marat in Abel Gances „Napoléon“ (1927) wie auch den dissidenten Priester, der in C. T. Dreyers Filmepos „La Passion de Jeanne d’Arc“ (1927–28) der Heldin in ihrer letzten Stunde beisteht. Doch nicht nur in den Blockbustern der 1920er Jahre zeigte er eine außergewöhnlich intensive Auseinandersetzung mit den vorgegebenen Rollencharakteren. Artaud zählte auch zu den radikalen Avantgardisten, die unter den Zeichen von „Surrealismus“
und „Pataphysik“ neue Schauspielformen im Film und im Theater erprobten.
Die Montrage wird zum ersten Mal das Ensemble der aufgefundenen
Filme versammeln und in Ausschnitten zeigen. Umrahmt wird das filmische Material von einer beeindruckenden Dokumentation mit z.T. bislang unbekannten Zeugnissen, u.a. von Standfotos zu Filmen und Bühnenauftritten, Briefen, diversen Publikationen, aber auch von dem medizinisch-psychiatrischen Dossier, das Artaud von Hospital zu Hospital begleitete. Es enthält die Protokolle seiner Elektroschockbehandlungen, seiner Röntgenaufnahmen,
die medizinisch-psychiatrischen Beurteilungen sowie andere
Informationen zu Artauds diversen Klinikaufenthalten. Als Audio-Dokumente werden zudem zwei in Mark und Bein dringende Reden vorgestellt, die Artaud kurze Zeit vor seinem Tod im Radio hielt.
Artauds Furor und Leidenschaft für die Schauspielkunst wird in der Montrage wieder unmittelbar erlebbar. In einem nachtdunklen Labyrinth ist er in all seinen Kinorollen zu sehen, die parallel auf Leinwänden erscheinen: in „Dreigroschenoper“ (1930, von G. W. Pabst), Liliom (1933, von Fritz Lang), „Lucrèce Borgia“ (1935) und vielen anderen. Gezeigt werden hier stets nur die Szenen, in denen Artaud agiert. Ergänzt wird dieser filmische „Bildersturm“ durch eine Schau „Artaud gesehen von ...“ Sie versammelt gemalte, gezeichnete und fotografierte Artaud-Porträts seiner Künstlerfreunde, unter ihnen Man Ray, Balthus und Jean Dubuffet – in dieser Zusammenstellung eine Premiere. Artauds Radikalität, seine permanente Weltzertrümmerung und Neuerschaffung finden in seinen Zeichnungen ihren sinnlichen Ausdruck. Sie führen in die Abgründe der Psyche. Noch heute lassen diese Arbeiten, die
hierzulande bislang nur durch die Übersetzung der Monographie von Paule Thévenin und Jacques Derrida in den 1980er Jahren präsent waren, den Betrachter nicht unberührt. Ihre elementare Wirkung ist zeitlos, ohne vergessen zu machen, wann und unter welchen Umständen sie entstanden: in schwerster jahrelanger nervlicher Zerrüttung. In den Porträts aus Artauds letzten Lebensjahren zeigt sich eine Hinwendung zu dem äußeren Leben. Es sind Arbeiten, die niemals oberflächlich, sondern von Antonin Artauds profunder Kenntnis der Zerrissenheit des Menschen geprägt sind.
16.07.2005 - 16.10.2005
Filme, Zeichnungen, Dokumente des Schauspielers und Zeichners
Unter dem Titel „Antonin Artaud. Ein inszeniertes Leben“ bietet das museum kunst palast in Form einer „Montrage“ eine umfassende
Würdigung des künstlerischen Wirkens von Antonin Artaud (1896–1948), der als einer der bedeutenden Protagonisten der Avantgarde des 20. Jahrhunderts gilt. Die Montrage betont zwei Schwerpunkte im Werk des französischen Künstlers: Artaud als Filmschauspieler sowie Artaud als Zeichner. So wird in einer multimedialen Schau das filmische Schaffen Artauds vorgestellt, und – erstmals in Deutschland – eine konzentrierte Auswahl aus seinem zeichnerischen Werk präsentiert. Antonin Artaud spielte in über zwanzig Filmen mit. Er verkörperte u.a. den Marat in Abel Gances „Napoléon“ (1927) wie auch den dissidenten Priester, der in C. T. Dreyers Filmepos „La Passion de Jeanne d’Arc“ (1927–28) der Heldin in ihrer letzten Stunde beisteht. Doch nicht nur in den Blockbustern der 1920er Jahre zeigte er eine außergewöhnlich intensive Auseinandersetzung mit den vorgegebenen Rollencharakteren. Artaud zählte auch zu den radikalen Avantgardisten, die unter den Zeichen von „Surrealismus“
und „Pataphysik“ neue Schauspielformen im Film und im Theater erprobten.
Die Montrage wird zum ersten Mal das Ensemble der aufgefundenen
Filme versammeln und in Ausschnitten zeigen. Umrahmt wird das filmische Material von einer beeindruckenden Dokumentation mit z.T. bislang unbekannten Zeugnissen, u.a. von Standfotos zu Filmen und Bühnenauftritten, Briefen, diversen Publikationen, aber auch von dem medizinisch-psychiatrischen Dossier, das Artaud von Hospital zu Hospital begleitete. Es enthält die Protokolle seiner Elektroschockbehandlungen, seiner Röntgenaufnahmen,
die medizinisch-psychiatrischen Beurteilungen sowie andere
Informationen zu Artauds diversen Klinikaufenthalten. Als Audio-Dokumente werden zudem zwei in Mark und Bein dringende Reden vorgestellt, die Artaud kurze Zeit vor seinem Tod im Radio hielt.
Artauds Furor und Leidenschaft für die Schauspielkunst wird in der Montrage wieder unmittelbar erlebbar. In einem nachtdunklen Labyrinth ist er in all seinen Kinorollen zu sehen, die parallel auf Leinwänden erscheinen: in „Dreigroschenoper“ (1930, von G. W. Pabst), Liliom (1933, von Fritz Lang), „Lucrèce Borgia“ (1935) und vielen anderen. Gezeigt werden hier stets nur die Szenen, in denen Artaud agiert. Ergänzt wird dieser filmische „Bildersturm“ durch eine Schau „Artaud gesehen von ...“ Sie versammelt gemalte, gezeichnete und fotografierte Artaud-Porträts seiner Künstlerfreunde, unter ihnen Man Ray, Balthus und Jean Dubuffet – in dieser Zusammenstellung eine Premiere. Artauds Radikalität, seine permanente Weltzertrümmerung und Neuerschaffung finden in seinen Zeichnungen ihren sinnlichen Ausdruck. Sie führen in die Abgründe der Psyche. Noch heute lassen diese Arbeiten, die
hierzulande bislang nur durch die Übersetzung der Monographie von Paule Thévenin und Jacques Derrida in den 1980er Jahren präsent waren, den Betrachter nicht unberührt. Ihre elementare Wirkung ist zeitlos, ohne vergessen zu machen, wann und unter welchen Umständen sie entstanden: in schwerster jahrelanger nervlicher Zerrüttung. In den Porträts aus Artauds letzten Lebensjahren zeigt sich eine Hinwendung zu dem äußeren Leben. Es sind Arbeiten, die niemals oberflächlich, sondern von Antonin Artauds profunder Kenntnis der Zerrissenheit des Menschen geprägt sind.