Museum Wiesbaden

Alison Knowles

Retrospektive

20 Sep 2024 - 26 Jan 2025

Alison Knowles, Retrospektive, Museum Wiesbaden 2024. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Alison Knowles, Retrospektive, Museum Wiesbaden 2024. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Besucherin vor Alison Knowles‘ The Idential Lunch © Alison Knowles. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Alison Knowles, Retrospektive, Museum Wiesbaden 2024. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Alison Knowles, „The House of Dust“, 1971. Cal Arts, Valencia, CA © Courtesy of California Institute of Arts Insitute Archives
Alison Knowles, The House of Dust, 1967/2021. Kranzplatz Wiesbaden. Foto: Wolfgang Günzel / © tinyBE Wiesbaden, 2021
Ein Blick auf die Editionsarbeit Leone d’Oro (1978) © Alison Knowles. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Besucherin vor White Stripes for John Cage und Coeur Volant, eine Kooperation von Alison Knowles und Marcel Duchamp (1968) © Alison Knowles. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Installationsansicht The Boat Book (2014) © Alison Knowles. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Alison Knowles (Künstlerin) / Nan Hoover (Fotografin), A Shoemaker’s Assistant, 1976. Courtesy Alison Knowles. Foto: © The Nan Hoover Foundation
Als Alison Knowles im September 1962 nach Wiesbaden kam, um gemeinsam mit George Maciunas, Dick Higgins, Nam June Paik, Emmett Williams, Ben Patterson und Wolf Vostell den Vortragsaal des Städtischen Museums für vier Wochenenden und vierzehn Aufführungen im Rahmen der „Fluxus Internationalen Festspiele Neuester Musik“ zu bespielen, war sie 29 Jahre alt. Anders als es das Wiesbadener Publikum von den alljährlichen kaiserlichen „Mai Festspielen“ kannte, war die damalige Konzertreihe ein integraler Bestandteil der radikalen Abkehr von allem, was bis dato in der wohlhabenden und gemäßigten Kunst- und Politikszene nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs jemals erlebt worden war. Energetisch, an die Grenzen des vermeintlich „guten Geschmacks“ gehend und den Besuch einer musealen Veranstaltung neu definierend, brach „Fluxus“ mit den Konventionen und Erwartungen — so weit, dass einzelne Wiesbadener:innen die damaligen Ereignisse nur mit einem „Die Irren sind los“ kommentierten.

Die Retrospektive dieser außergewöhnlichen Künstlerin präsentiert das umfangreiche Werk von Alison Knowles von frühesten Arbeiten bis in die Gegenwart. Dabei wirft die Ausstellung einen Blick auf die ideellen Aspekte der Fluxus-Bewegung und der Gedanken jenes Zeitgeists, betont aber vor allem Alison Knowles' einfühlsame und poetische Kunst sowie ihren Blick auf die Welt. Bis heute gilt sie als eine der zentralsten Figuren der Fluxus-Bewegung, wohl auch, da ihr Kunstschaffen die erste Generation von Fluxus überdauerte, und sie sich neben ephemerer, performativer Kunst, ebenso in den Bereichen von Malerei, Druckgrafik, bis hin zu Skulptur und Installation, Klangarbeiten, Poesie und Publikation bewegte.

Die Poesie des Alltäglichen

Alison Knowles' Kunst begegnet uns überall: Im Rascheln bei der Zubereitung von Salatblättern, im Klackern getrockneter Bohnen, im Knistern von Zeitungspapier und im schmatzenden Geräusch von Hautcreme beim Verreiben in den Handinnenflächen. Mit einem feinfühligen Blick für ihre Umgebung lenkt die Fluxus-Künstlerin (*1933) unseren Blick auf die Poesie des Alltäglichen und lädt ihr Publikum ein, dies ebenso zu tun. Ob es abgetragene Schuhe oder Zwiebelschalen sind, Knowles widmet ihnen die gleiche Aufmerksamkeit.

Sie verleiht den bisher unbeachteten Szenen des Alltags neue Bedeutung und schafft damit eine Sinnlichkeit, die sowohl in der emotional aufgeladenen Nachkriegszeit als auch heute neue Denkräume eröffnet.

Als einzige weibliche Mitbegründerin von Fluxus unterscheidet sich die Arbeit von Knowles von der ihrer männlichen Kollegen insbesondere durch ihr Interesse an Lebensmitteln und häuslichen Materialien und Aktivitäten, die sie als „Geheimnisse der gewöhnlichen Dinge“ bezeichnet hat. Die daraus folgende, breite Palette ihrer künstlerischen Ausdrucksformen, verdeutlicht daher einmal mehr das breite Spektrum von Knowles mittlerweile mehr als 60-jähriger Tätigkeit, und die Interdisziplinarität, die sie sowohl im eigenen Kunstschaffen, wie im performativ partizipativen Spektrum formulierte.

Mit internationalen Leihgaben, die auch raumgreifende Installation wie ‚The Boat Book‘ umfassen, bietet die Ausstellung einen in so konzentrierter Form seltenen Einblick in Knowles' Werk. Dazu gehört auch „The House of Dust“, das dank des Projekts „tinyBE“ seit 2021 auf dem Kranzplatz in Wiesbaden zu sehen ist.
 

Tags: Jana Dennhard, Alison Knowles