Cornelius Quabeck
20 Mar - 18 May 2013
CORNELIUS QUABECK
Tiere lesen, Menschen essen
20 March - 18 May 2013
“Etwas Besseres als den Tod findest du überall.”
Das Märchen Die Bremer Stadtmusikanten erzählt von vier Tieren (Hahn, Katze, Hund und Esel), die ihren Besitzern infolge ihres Alters nicht mehr nützlich sind und daher getötet werden sollen. Es gelingt den Tieren zu entkommen, worauf sie sich zufällig treffen. Alle folgen dem Vorschlag des Esels, in Bremen Stadtmusikanten zu werden.
Cornelius Quabecks neue Ausstellung liegt die Suche nach einer Ikonographie der Gegenwart zugrunde. In Zeiten immer schneller wechselnder Protagonisten, die die uns in tausend Screens und Formaten umgebenden Kommunikationsmedien bevölkern, wird dies jedoch obsolet. Das alte Wahrnehmungsmodel “linear”, das eine zeitliche Dimension bezeichnet, in der sich Ikonographien überhaupt erst bilden könnten, ist längst einer durch verschachtelte und beschleunigte Bildströme geschulten Dauersynchronität aller Sende- und Wahrnehmungskanäle gewichen. Gemalte Bilder, zumal gegenständliche, erscheinen “alt” und “lahm”, wie die Bremer Stadtmusikanten. Statt sich jedoch töten zu lassen, entwickeln die Tiere eine Eigeninitiative und tun sich zusammen – und so ähnlich könnte man es Quabecks Bildergruppe auch unterstellen. Er malt mit menschlichen Attributen und Haltungen versehene Esel, Hunde, Hasen und Schafe (nachdenkend, lesend, in Gedanken), sowie Portraits von Fernsehköchen und -köchinnen, flach und direkt vom Bildschirm.
Der Ausstellungtitel “Tiere lesen, Menschen essen” ist eine Überschneidung aus “Tiere essen”, dem erfolgreichen Sachbuch von Jonathan Safran Foer, in dem er nach einer ethisch optimierten Form der Ernährung sucht,und einer Gegenüberstellung/Rekombination von Mensch und Tier, nur dass Quabeck den Tieren in den Bildern etwas mehr zutrauen wollte als den Menschen, eine Zukunft als Hybriden, denn als Topfgericht. Eine Utopie findet hier Ausdruck, nicht unbedingt als Paraphrase auf gesellschaftliche Umbrüche, sondern eine, die den Blick aufs (menschlich) Gesellschaftliche von seinem Anderen (hier den Tieren) her inszeniert. Die Bilder haben dabei ein Eigenleben. Sie sind auf widerspenstige Weise einfach. Stilleben und Fabelwesen – das Ende der linear erzählten Bilder als das Ende aller Erzählungen reversierend, denn: etwas Besseres als den Tod, finden sie überall.
Tiere lesen, Menschen essen
20 March - 18 May 2013
“Etwas Besseres als den Tod findest du überall.”
Das Märchen Die Bremer Stadtmusikanten erzählt von vier Tieren (Hahn, Katze, Hund und Esel), die ihren Besitzern infolge ihres Alters nicht mehr nützlich sind und daher getötet werden sollen. Es gelingt den Tieren zu entkommen, worauf sie sich zufällig treffen. Alle folgen dem Vorschlag des Esels, in Bremen Stadtmusikanten zu werden.
Cornelius Quabecks neue Ausstellung liegt die Suche nach einer Ikonographie der Gegenwart zugrunde. In Zeiten immer schneller wechselnder Protagonisten, die die uns in tausend Screens und Formaten umgebenden Kommunikationsmedien bevölkern, wird dies jedoch obsolet. Das alte Wahrnehmungsmodel “linear”, das eine zeitliche Dimension bezeichnet, in der sich Ikonographien überhaupt erst bilden könnten, ist längst einer durch verschachtelte und beschleunigte Bildströme geschulten Dauersynchronität aller Sende- und Wahrnehmungskanäle gewichen. Gemalte Bilder, zumal gegenständliche, erscheinen “alt” und “lahm”, wie die Bremer Stadtmusikanten. Statt sich jedoch töten zu lassen, entwickeln die Tiere eine Eigeninitiative und tun sich zusammen – und so ähnlich könnte man es Quabecks Bildergruppe auch unterstellen. Er malt mit menschlichen Attributen und Haltungen versehene Esel, Hunde, Hasen und Schafe (nachdenkend, lesend, in Gedanken), sowie Portraits von Fernsehköchen und -köchinnen, flach und direkt vom Bildschirm.
Der Ausstellungtitel “Tiere lesen, Menschen essen” ist eine Überschneidung aus “Tiere essen”, dem erfolgreichen Sachbuch von Jonathan Safran Foer, in dem er nach einer ethisch optimierten Form der Ernährung sucht,und einer Gegenüberstellung/Rekombination von Mensch und Tier, nur dass Quabeck den Tieren in den Bildern etwas mehr zutrauen wollte als den Menschen, eine Zukunft als Hybriden, denn als Topfgericht. Eine Utopie findet hier Ausdruck, nicht unbedingt als Paraphrase auf gesellschaftliche Umbrüche, sondern eine, die den Blick aufs (menschlich) Gesellschaftliche von seinem Anderen (hier den Tieren) her inszeniert. Die Bilder haben dabei ein Eigenleben. Sie sind auf widerspenstige Weise einfach. Stilleben und Fabelwesen – das Ende der linear erzählten Bilder als das Ende aller Erzählungen reversierend, denn: etwas Besseres als den Tod, finden sie überall.