Nagel Draxler

Vera Müller

22 Feb - 05 Apr 2014

© Vera Müller
“Make it new V”, 2013
Collage (Mischtechnik auf Papier)
38 x 28 cm (ungerahmt) / 40 x 30 cm (gerahmt in Objektrahmen)
VERA MÜLLER
Mänadenperformance
22 February — 5 April 2014

Make it new und Eros‘ Psyche

“(...)
PSYCHE EROS
EROS PSYCHE
SECRETLY
UNSTONED
THE STONE” (Michael Lekakis,1973)

„Für den Dichter Pound und den Maler Förg gelten Übertragen und Paraphrasieren als Huldigung an das Alte und als Schaffung des Neuen. (...) Das Statement Make it new erfüllt für Ezra Pound ein Dichterleben, es verspricht für den Maler Förg ein work in progress.“, schreibt Reiner Speck in seinem gleichnamigen Essay zu Günther Förgs 1997 veröffentlichtem Buch Alba.

2007 lernte ich die Schriftstellerin Eva Hesse (*1925), die deutsche Übersetzerin des gesamten literarischen Werkes Ezra Pounds, in München kennen. Zwischen uns entwickelte sich ein intensiver Austausch über Lyrik und verwandte Themen, insbesondere auch über die Gedichte Text für Psyche im Goldenen Buch des Apuleius von Ezra Pound und EROS PSYCHE von Michael Lekakis, was mich dazu führte, mich mit Platons Texten über den Eros und die menschliche Seele, mit Lucius Apuleius‘ Märchen Amor und Psyche und mit den zahlreichen assoziativen Verknüpfungen dieser Texte zu beschäftigen. In den darauffolgenden Jahren entstanden daraus zahlreiche Arbeiten in verschiedenen Medien (auf Papier, als Texte und Tanzvideos).

Mit dem Mythos als Konstante lassen sich komplexe Aspekte des menschlichen Lebens wie die Liebe, das Göttliche und der Tod denken. Dabei ist es unmöglich, den Mythos auf nur eine Deutung festzulegen. Es geht mir eher darum, die mythischen Figurenkonstellation Psyche, Eros und Venus, wie eine Art Essenz des Menschlichen, immer wieder zu umkreisen.

In meinen neuesten Papierarbeiten interessiert mich erneut der sogenannte apollinisch-dionysische Aspekt. Dabei ist Pounds Leitspruch Make it new programmatisch. Während ich für Blumen und Raumschiffe (Serie von 12 Arbeiten) Formen aus älteren Arbeiten schneide und zu einer neuen Ordnung zusammenfüge, sind bei den Darstellungen der Mänaden, des Dionysos und des Eros in den mehrteiligen Arbeiten Mänadenperformance I und II griechische Vasenmalereien und Mysterienkulte bedeutsam. Das griechische Wort φιλοζωία wird mit Lebensfreude oder Liebe zum Leben übersetzt und betitelt eine weitere Serie von zwanzig Papierarbeiten. Weder Bildinhalte noch Zitate werden näher benannt, sondern sollen dem Auge des Betrachters überlassen werden. So wünsche ich mir, dass sich die Geheimnisse des Mythos beim Sehen dieser Arbeiten genauso intensiv erfahren lassen, wie für mich selbst während ihrer Entstehung, sodass Eros‘ Psyche wieder symbolhaft lebendig wird – in Gestalt ihrer beider Tochter Voluptas, der Lust.

Vera Müller
Berlin, im Februar 2014

Vera Müller, Jahrgang 1974, studierte Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Günther Förg. Sie schloss 2007 als Meisterschülerin mit Diplom ihr Studium ab. Daraufhin studierte sie von 2008 bis 2011 bei Prof. Wim Wenders den Masterstudiengang Film und digitales Kino an der HFBK in Hamburg. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
 

Tags: Günther Förg, Eva Hesse, Wim Wenders