Dan Halter
16 Nov - 18 Dec 2011
DAN HALTER
Mappa del Mondo
06. November 2011 bis 18. Dezember 2011
In einer Kabinettausstellung zeigt der NKV drei aktuelle Arbeiten von Dan Halter (*1977, Simbabwe). Auf spielerische und hintergründige Weise setzt der Künstler sich mit Geschichte und Gegenwart der Länder im Süden Afrikas auseinander. Indem er alltägliche Materialien aus seiner unmittelbaren Umgebung auf überraschende Weise neu verarbeitet, stellt er scheinbar selbstverständliche Strukturen infrage. Häufig setzt er dazu sehr arbeitsintensive traditionelle Handarbeitstechniken wie Weben oder Nähen ein. Durch Bezüge zu Literatur, Geschichte und populärer Kultur entstehen scharfsinnige Kommentare zum politischen und gesellschaftlichen Status Quo.
„Rifugiato Mappa del Mondo“ (2011) ist eine Weltkarte, die aus neuen und gebrauchten Plastik-Reisetaschen zusammen genäht wurde. In Anlehnung an Infografiken über weltweite Migrationsbewegungen verweisen die besonders abgenutzten Stellen auf der Karte auf Orte, an denen Menschen auf der Flucht sind und ihre Heimat verlassen müssen. Auch die Entstehungsgeschichte der Karte selbst verweist auf diese Problematik: sie wurde von dem Simbabwischen Flüchtling Sibongile Chinjonjo hergestellt.
Der Titel der Arbeit „Samizdat (The Theory and Practice of Oligarchical Collectivism, in theory) (2011)” zitiert die russische Bezeichnung für die inoffizielle Produktion und Verbreitung systemkritischer Literatur in der UdSSR. Das entspricht der aufwändigen Herstellungsweise der Buchseite, die Dan Halter in einem Bilderrahmen präsentiert. Es handelt sich nicht um ein gedrucktes Blatt sondern um ein Gewebe aus feinen bedruckten Papierstreifen. Vorgeblich stammt es aus dem fiktiven Buch „The Theory and Practice of Oligarchical Collectivism“, das George Orwell in seinem Roman 1984 als verbotene Schrift innerhalb einer totalitären Gesellschaft beschreibt.
Der „Ghana Must Go Quilt 1“ (2011) greift ein Muster auf, das den Sklaven aus den Südstaaten während ihrer Flucht in den Norden in Zeiten des amerikanischen Bürgerkriegs als Geheimsprache diente. Er besteht nicht aus Stoff sondern aus den gleichen karierten Plastikreisetaschen, die Dan Halter bereits für „Rifugiato Mappa del Mondo“ verwendet. In Ghana heißen sie „Ghana must go“-Bag – ein Begriff, der während der Massenabschiebungen von Arbeitsimmigranten entstand, die in den 60er und 80er Jahren in das afrikanische Land eingewandert waren. Über die Epochen und geographischen Zusammenhänge hinaus verweist der Quilt somit auf die individuelle Dimension jeder Migrationsbewegung.
Dan Halter versteht Kunst als Manifest, das nicht nur im Kunstkontext sondern auch im Alltagsleben zum Umdenken auffordern soll. Dabei vermeidet er jeglichen Dogmatismus durch die Vielschichtigkeit und den ironischen Humor, die alle seine Arbeiten verbinden.
Dan Halter lebt und arbeitet in Kapstadt. Er wird vertreten durch WHATIFTHEWORLD / GALLERY, Südafrika.
Mappa del Mondo
06. November 2011 bis 18. Dezember 2011
In einer Kabinettausstellung zeigt der NKV drei aktuelle Arbeiten von Dan Halter (*1977, Simbabwe). Auf spielerische und hintergründige Weise setzt der Künstler sich mit Geschichte und Gegenwart der Länder im Süden Afrikas auseinander. Indem er alltägliche Materialien aus seiner unmittelbaren Umgebung auf überraschende Weise neu verarbeitet, stellt er scheinbar selbstverständliche Strukturen infrage. Häufig setzt er dazu sehr arbeitsintensive traditionelle Handarbeitstechniken wie Weben oder Nähen ein. Durch Bezüge zu Literatur, Geschichte und populärer Kultur entstehen scharfsinnige Kommentare zum politischen und gesellschaftlichen Status Quo.
„Rifugiato Mappa del Mondo“ (2011) ist eine Weltkarte, die aus neuen und gebrauchten Plastik-Reisetaschen zusammen genäht wurde. In Anlehnung an Infografiken über weltweite Migrationsbewegungen verweisen die besonders abgenutzten Stellen auf der Karte auf Orte, an denen Menschen auf der Flucht sind und ihre Heimat verlassen müssen. Auch die Entstehungsgeschichte der Karte selbst verweist auf diese Problematik: sie wurde von dem Simbabwischen Flüchtling Sibongile Chinjonjo hergestellt.
Der Titel der Arbeit „Samizdat (The Theory and Practice of Oligarchical Collectivism, in theory) (2011)” zitiert die russische Bezeichnung für die inoffizielle Produktion und Verbreitung systemkritischer Literatur in der UdSSR. Das entspricht der aufwändigen Herstellungsweise der Buchseite, die Dan Halter in einem Bilderrahmen präsentiert. Es handelt sich nicht um ein gedrucktes Blatt sondern um ein Gewebe aus feinen bedruckten Papierstreifen. Vorgeblich stammt es aus dem fiktiven Buch „The Theory and Practice of Oligarchical Collectivism“, das George Orwell in seinem Roman 1984 als verbotene Schrift innerhalb einer totalitären Gesellschaft beschreibt.
Der „Ghana Must Go Quilt 1“ (2011) greift ein Muster auf, das den Sklaven aus den Südstaaten während ihrer Flucht in den Norden in Zeiten des amerikanischen Bürgerkriegs als Geheimsprache diente. Er besteht nicht aus Stoff sondern aus den gleichen karierten Plastikreisetaschen, die Dan Halter bereits für „Rifugiato Mappa del Mondo“ verwendet. In Ghana heißen sie „Ghana must go“-Bag – ein Begriff, der während der Massenabschiebungen von Arbeitsimmigranten entstand, die in den 60er und 80er Jahren in das afrikanische Land eingewandert waren. Über die Epochen und geographischen Zusammenhänge hinaus verweist der Quilt somit auf die individuelle Dimension jeder Migrationsbewegung.
Dan Halter versteht Kunst als Manifest, das nicht nur im Kunstkontext sondern auch im Alltagsleben zum Umdenken auffordern soll. Dabei vermeidet er jeglichen Dogmatismus durch die Vielschichtigkeit und den ironischen Humor, die alle seine Arbeiten verbinden.
Dan Halter lebt und arbeitet in Kapstadt. Er wird vertreten durch WHATIFTHEWORLD / GALLERY, Südafrika.