Anetta Mona Chisa / Lucia Tkácová
13 Dec 2008 - 15 Feb 2009
ANETTA MONA CHISA / LUCIA TKÁCOVÁ
Ausstellung: 13. Dezember 2008 – 15. Februar 2009
(Von Montag, 22. Dezember 2008 bis Montag, 5. Januar 2009 bleibt die Ausstellung geschlossen.)
Eröffnung: Freitag, 12. Dezember 2008, 19 Uhr
19–22 Uhr Performance „Uncomfortable Heritage“
Kurator: Marius Babias
Anetta Mona Chisa (Prag) und Lucia Tkácová (Bratislava) arbeiten seit 2000 zusammen und verfolgen weiterhin auch Einzelkarrieren. In ihren Gemeinschaftsarbeiten thematisieren sie Geschlechterverhältnisse sowie die Rolle als osteuropäische Künstlerinnen in einer westlich dominierten Kunstwelt. Mit Videos, Installationen, Textarbeiten und Performances brechen sie Konsumerwartungen und setzen Reflexionsprozesse über Genderfragen, Kunstmarkt und Kunstmachen in Gang. Ausstellung und Publikation sind als Werkschau angelegt. Die vorliegende Publikation ist ihre erste umfassende Monographie.
Die postkommunistische Welt mit ihren mehrfachen Brechungen und Diskontinuitäten steckt den thematischen Rahmen ihrer Arbeiten ab. Der Blick der Künstlerinnen richtet sich dabei weniger auf die verdrängte Vergangenheit und auf die Verwüstungen der Ost-Biographien, als vielmehr auf die konkrete Erfahrungswelt der Subjekte, die dem sogenannten Transformationsprozess vom Kommunismus zum Kapitalismus unterworfen sind. Sie fragen danach, welche Erfahrungsräume im derzeitigen Stadium des Übergangs noch bleiben. Die Arbeiten von Chisa und Tkácová sind nicht Ausdruck der Suche nach Identität, wie vielfach in den Werken von KünstlerInnen der älteren Generation in Osteuropa zu beobachten; ihr künstlerisches Interesse liegt in der Sichtbarmachung des Wandels und der Neugestaltung des sich formierenden Neuen Europa.
Das bevorzugte Medium der beiden Künstlerinnen ist Video, weil es schnell im Do-it-yourself-Verfahren zum Einsatz kommen kann und weil es – zumindest in Osteuropa – tendenziell von Künstlern angeeignet wurde. Eine zweifache Selbstermächtigung: Die Künstlerinnen nehmen sich die Freiheit, die Vergangenheit zu überschreiten sowie ein künstlerisches Medium zu wählen, das sie gewissermaßen der Männerdomäne entreißen. Ohne explizit an feministische Positionen der historischen Neo-Avantgarde anzuschließen, sind einige ihrer Arbeiten geschlechterpolitisch grundiert, vor allem in ihrer Videoserie „Dialectics of Subjection“, 2005/06, wo die Mächtigen der Weltpolitik und der Kunstwelt aus der Perspektive der Frau und Künstlerin bloßgestellt werden. In dem vom n.b.k. co-produzierten Video „Manifesto of Futurist Women (Let’s Conclude)“, 2008, beziehen sie sich auf das „Manifest der futuristischen Frau“ von Valentine de Saint-Point, 1912, dass eine Replik auf das Gründungsmanifest des Futurismus, 1909, von Filippo Tommaso Marinetti ist.
Der Selbstermächtigung im eigenen osteuropäischen Kontext steht die Exklusion im westeuropäischen Kontext gegenüber, denn Herkunft und Geschlecht steuern nach wie vor den künstlerischen Erfolg im Kunstmarkt. Dieser Erfahrung entspringt das Projekt „Private Collection“ (seit 2005 in den Kunstzentren Paris, Berlin, London, Wien, New York und Zürich realisiert), bei dem die Künstlerinnen Objekte aus Galerien weltweit entwenden und anschließend ausstellen. Der Fetisch Kunst, das Verkaufsgeheimnis im Kunstmarkt schlechthin, erfährt so eine Abwertung zum austauschbaren und banalen Alltagsgegenstand. Die gestohlenen Objekte, wie Preziosen in der Ausstellung gezeigt, erzählen von den Ein- und Ausschlussmechanismen einer stilvoll entrückten Kunstwelt, die aus symbolischen Aufladungen und spekulativen Behauptungen, letztlich aus banalen Tauschobjekten besteht.
Ausstellung: 13. Dezember 2008 – 15. Februar 2009
(Von Montag, 22. Dezember 2008 bis Montag, 5. Januar 2009 bleibt die Ausstellung geschlossen.)
Eröffnung: Freitag, 12. Dezember 2008, 19 Uhr
19–22 Uhr Performance „Uncomfortable Heritage“
Kurator: Marius Babias
Anetta Mona Chisa (Prag) und Lucia Tkácová (Bratislava) arbeiten seit 2000 zusammen und verfolgen weiterhin auch Einzelkarrieren. In ihren Gemeinschaftsarbeiten thematisieren sie Geschlechterverhältnisse sowie die Rolle als osteuropäische Künstlerinnen in einer westlich dominierten Kunstwelt. Mit Videos, Installationen, Textarbeiten und Performances brechen sie Konsumerwartungen und setzen Reflexionsprozesse über Genderfragen, Kunstmarkt und Kunstmachen in Gang. Ausstellung und Publikation sind als Werkschau angelegt. Die vorliegende Publikation ist ihre erste umfassende Monographie.
Die postkommunistische Welt mit ihren mehrfachen Brechungen und Diskontinuitäten steckt den thematischen Rahmen ihrer Arbeiten ab. Der Blick der Künstlerinnen richtet sich dabei weniger auf die verdrängte Vergangenheit und auf die Verwüstungen der Ost-Biographien, als vielmehr auf die konkrete Erfahrungswelt der Subjekte, die dem sogenannten Transformationsprozess vom Kommunismus zum Kapitalismus unterworfen sind. Sie fragen danach, welche Erfahrungsräume im derzeitigen Stadium des Übergangs noch bleiben. Die Arbeiten von Chisa und Tkácová sind nicht Ausdruck der Suche nach Identität, wie vielfach in den Werken von KünstlerInnen der älteren Generation in Osteuropa zu beobachten; ihr künstlerisches Interesse liegt in der Sichtbarmachung des Wandels und der Neugestaltung des sich formierenden Neuen Europa.
Das bevorzugte Medium der beiden Künstlerinnen ist Video, weil es schnell im Do-it-yourself-Verfahren zum Einsatz kommen kann und weil es – zumindest in Osteuropa – tendenziell von Künstlern angeeignet wurde. Eine zweifache Selbstermächtigung: Die Künstlerinnen nehmen sich die Freiheit, die Vergangenheit zu überschreiten sowie ein künstlerisches Medium zu wählen, das sie gewissermaßen der Männerdomäne entreißen. Ohne explizit an feministische Positionen der historischen Neo-Avantgarde anzuschließen, sind einige ihrer Arbeiten geschlechterpolitisch grundiert, vor allem in ihrer Videoserie „Dialectics of Subjection“, 2005/06, wo die Mächtigen der Weltpolitik und der Kunstwelt aus der Perspektive der Frau und Künstlerin bloßgestellt werden. In dem vom n.b.k. co-produzierten Video „Manifesto of Futurist Women (Let’s Conclude)“, 2008, beziehen sie sich auf das „Manifest der futuristischen Frau“ von Valentine de Saint-Point, 1912, dass eine Replik auf das Gründungsmanifest des Futurismus, 1909, von Filippo Tommaso Marinetti ist.
Der Selbstermächtigung im eigenen osteuropäischen Kontext steht die Exklusion im westeuropäischen Kontext gegenüber, denn Herkunft und Geschlecht steuern nach wie vor den künstlerischen Erfolg im Kunstmarkt. Dieser Erfahrung entspringt das Projekt „Private Collection“ (seit 2005 in den Kunstzentren Paris, Berlin, London, Wien, New York und Zürich realisiert), bei dem die Künstlerinnen Objekte aus Galerien weltweit entwenden und anschließend ausstellen. Der Fetisch Kunst, das Verkaufsgeheimnis im Kunstmarkt schlechthin, erfährt so eine Abwertung zum austauschbaren und banalen Alltagsgegenstand. Die gestohlenen Objekte, wie Preziosen in der Ausstellung gezeigt, erzählen von den Ein- und Ausschlussmechanismen einer stilvoll entrückten Kunstwelt, die aus symbolischen Aufladungen und spekulativen Behauptungen, letztlich aus banalen Tauschobjekten besteht.