Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.)

Matthias Weischer

10 Nov - 23 Dec 2007

Matthias Weischer: o. T. (Zeichnung), 2007, Pastellkreide auf Papier, 26 x 34 cm
courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin. VG Bildkunst, Bonn 2007.
Foto: Uwe Walter
Matthias Weischer
Der Garten - Arbeiten auf Papier

Ausstellung: 10. November - 23. Dezember 2007
Eröffnung: Freitag, 9. November, 19 Uhr

Nachdem sich die Malerei der jungen „Leipziger Schule“ inzwischen als eine vom Kunstsystem gefeierte Marke durchgesetzt hat, ist es nur konsequent, mit etwas zeitlichem Abstand nach den Charakteristika eines einzelnen Werkes zu fragen. Die Ausstellung von Matthias Weischer im NBK ist nicht nur seine erste Einzelpräsentation in einer öffentlichen Institution in Berlin, sie bildet gleichzeitig auch den Abschluss seines von der Rolex Arts Initiative geförderten Mentoringjahres bei David Hockney. Gezeigt werden erstmals seine neuesten Arbeiten auf Papier, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik, die während seines diesjährigen Stipendiums in der Villa Massimo in Rom entstanden sind.

Der Aufenthalt in dem italienischen Künstlerexil mit dem idyllischen Park und seiner mediterranen Atmosphäre ermöglichten dem Künstler die Wiederentdeckung des Naturraumes und damit auch den Beginn einer neuen Werkphase. War Weischers Malerei bisher fast ausschließlich auf die Atmosphäre und Raumwirkung des Interieurs bezogen, so stellen die römischen Papierarbeiten eine Expedition, ein Hinaustreten aus dem Innenraum in die Landschaft dar. Jedoch bricht der Künstler nicht in die Ferne auf, sondern bleibt im Garten, einer Übergangszone von Natur und Kultur, deren gestaltete Anlage als Raum entworfen ist und einer bestimmten Architektur unterliegt. In den neu entstandenen Arbeiten finden sich folglich Aufbruch und Kontinuität zugleich: die Erforschung der Parklandschaft als einem geometrisch und ornamental angelegten Bereich und seiner im Tageslicht wechselnden Stimmungen. Weischer geht es auch in seinen Zeichnungen um die bildliche Erzeugung einer Raumatmosphäre. Es scheint, als wolle er den komplexen Wahrnehmungsprozess des Betrachtens der Natur, die Vielfalt von Sinneseindrücken in ein räumlich verdichtetes Arrangement reicher Oberflächentexturen und damit einen Augenblick konzentrierter Stille bannen. Entstanden sind keinesfalls pittoreske Details oder italienische Panoramen, sondern vielmehr individuelle, fast intime perspektivische Blicke in die Tiefe der Gärten der Villa Massimo und des japanischen Kulturinstituts nahe der Galleria d’Arte Moderna.

Das Arbeiten in Aquarell und Zeichnen mit Pastell-Ölkreide, Kohle- und Graphitstift bietet ihm für das neue Sujet und dessen rasch wechselnde Impressionen ideale Möglichkeiten: Schnelligkeit, Spontaneität und unmittelbare Umsetzung. Mit einem treffsicheren System von Konturlinien, Schraffuren und Hell-Dunkeleffekten übersetzt Weischer die Parkansichten – Pflanzen, Statuen und Gebäudefragmente – in dynamische Bildkompositionen. Und obwohl die Blätter durchweg kleinere Formate aufweisen, sind sie keine flüchtigen Skizzen, sondern stellen aufgrund ihrer durchdachten Kompositionen autonome Werke von ausgesprochenem Bildcharakter dar, die der Malerei in ihrer Bedeutung durchaus ebenbürtig sind. Insbesondere die Kohlezeichnungen besitzen in ihrer Intensität eine reiche malerische Qualität, deren gewischte Partien eine optische Sinnlichkeit erzeugen und der Kühle des Mediums kontrastierend gegenüber stehen.

Die römischen Park- und Gartenzeichnungen Weischers sind in einer langen Tradition von Landschaftskunst zu sehen, ohne dass der Künstler sich dabei auf konkrete Vorbilder beriefe. Der Rückzug in die intensive Naturbeobachtung ermöglicht ihm vielmehr sein eigenes bildnerisches Instrumentarium zu reflektieren und zu schärfen. Dem Medium der Zeichnung wird im Prozess der weiteren Werkentstehung größere Bedeutung zufallen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hatje Cantz Verlag mit Textbeiträgen von Wolfgang Holler, Harry Lehmann und Alexander Tolnay zum Preis von 39,80 Euro.

Begleitprogramme Im Rahmen unserer Reihe „Treffpunkt NBK

21. November, 19 Uhr:
„Die Villa Massimo – Künstlerherberge oder auswärtige Kulturpolitik?“ Vortrag von Dr. Joachim Blüher, Direktor der Villa Massimo, Rom

12. Dezember, 19 Uhr:
Matthias Weischer im Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks

www.nbk.org
 

Tags: David Hockney, Matthias Weischer