Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.)

NBK Studio: Sophie-Therese Trenka-Dalton

02 Sep - 15 Oct 2006

Sophie-Therese Trenka-Dalton
Nineveh and its Remains

2. September - 15. Oktober 2006
Eröffnung: Freitag, den 1. September 2006, 19 Uhr
parallel zur Vernissage der NBK Ausstellung „Via Lewandowsky: paeninsula"

Die 1979 in Berlin geborene Sophie-Therese Trenka-Dalton, die seit 2001 an der UdK bei Prof. Christiane Möbus studiert, beschäftigt sich in ihrem Werk seit geraumer Zeit mit architektonischen Relikten der assyrischen und babylonischen Kultur Mesopotamiens. Ihr Interesse ist jedoch kein vorrangig archäologisches sondern vielmehr ein kulturwissenschaftliches. Auf ihrer Spurensuche geht sie der Frage nach, wie diese Kultur, im 19. Jahrhundert von britischen Altertumsforschern wieder entdeckt, als fremdartiges Dekor Eingang in die zeitgenössische Bautradition fand, und gleichzeitig über die Musealisierung der Fundstücke die hegemoniale Deutungsherrschaft des Empire über die vorantiken Ursprünge der westlichen Kultur sicherte. Diese Spuren der Aneignung, Okkupation und Popularisierung verfolgt die Künstlerin und macht sie in ihren eigenen architektonischen Modellen und skulpturalen Objekten erfahrbar.

Im Mittelpunkt ihrer Ausstellung im NBKstudio steht ein modellhafter Nachbau der Frontansicht des Ishtartores, Kernstück der größten Tempelanlage Babyloniens, die während der Herrschaft Nebukadnezars errichtet wurde und heute eines der Glanzstücke des Berliner Pergamonmuseums bildet. Doch geht es der Künstlerin um mehr als nur die Frage der Aneignung und auratischen Wiederbelebung. Ihr Ishtartor zieren zwei vergoldete Palmen, die unweigerlich an den kitschigen Pseudo-Orientalismus Hollywoods und die kulissenhafte Interpretation orientalischer Architektur in Amerika erinnern. Denkt man gleichzeitig an die Versuche Saddam Husseins, mit seinem Herrscherkult an die Zeit Nebukadnezars anzuknüpfen und in der Archaisierung der Kultur seinen Machtanspruch zu sichern, dann wirft dieses Modell gerade auch im Hinblick auf die gegenwärtige politische Lage im vorderen Orient und den Kampf um Vormachtstellungen sehr aktuelle Fragen auf.

NBK-Studio, Chausseestraße 128/129, 10115 Berlin
Öffnungszeiten: Di – So , 14 bis 18 Uhr

© Sophie-Therese Trenka-Dalton
L.A. Sargon, 2005, Dia-Positiv
 

Tags: Via Lewandowsky, Christiane Möbus