Nusser & Baumgart

Johannes Esper

24 May - 23 Jun 2007

JOHANNES ESPER

Nusser & Baumgart Contemporary zeigt zum ersten Mal Werke des 1971 geborenen Künstlers Johannes Espers.
Eröffnung: Donnerstag, 24. Mai 2007, 19 - 21 Uhr

"Die Galerie Nusser & Baumgart freut sich, Ihnen neue Arbeiten des Künstlers Johannes Esper (geb. 1971, Karlsruhe) vorzustellen.
Espers Arbeiten erfüllen auf den ersten Blick die klassischen Kriterien einer Skulptur: Es sind bildnerische Körper, die aus bestimmten Materialien bestehen, aus welchen eine Form gestaltet wurde, die eine gewisse Farbigkeit aufweist. „Fenster“, „Tafel“, „Markise“, „Wurst“, „Matratze“, „Haus“, „Loch“, „Klarsichthülle“ oder etwa „ContiEco“ für einen Autoreifen, in dem eine Wasserlake steht, so konkret und eindeutig lauten Espers Titel. Die Referenzbezüge dazu finden sich in unserem banalsten Alltagswissen. Zuordnungsschwierigkeiten, von welchem Objekt die Rede ist, gibt es nicht. Schon die Simplizität der Titel bietet eine Spielwiese für auratische Aufladungen, mitschwingende Bedeutungen und Assoziationen. Durch die Reduziertheit der Werke, ihre starke formale Konzentration und ihre scheinbare Einfachheit treten sie um so stärker in ein offenes und vielschichtiges Geflecht von Beziehungen, sei es zum Ort, zum Präsentationsraum oder zum Betrachter und dessen Erfahrungs- und Vorstellungswelt. Fast hat man den Eindruck, es handle sich um materialisierte Prototypen von Gegenständen unserer Erinnerung, die nun allerdings stehen, liegen, an der Wand lehnen, hängen oder in sie eingearbeitet sind. Daß ihre Materialität nicht unbedingt der des angeblichen Referenzobjekts entspricht, scheint nur folgerichtig. Esper arbeitet vornehmlich mit industriell hergestellten Materialien wie Aluminium, Stahl, MDF, Glas und Lack. Ganz gleich, ob es sich nun um einen erfahren Sammler, einen Kenner, Kunsthistoriker Kunstliebhaber oder einen Flaneur in der Kunstwelt handelt, Espers Skulpturen suchen den Dialog und bieten auf intelligente und scharfsinnige Weise den Zugang zur Diskussion um zentrale Fragen: Wie viel an Gegenstand und Repräsentationscharakter ist nötig, um heute im Jahre 2007 von einer bildhauerischen Arbeit sprechen zu können? Wie verhält sich die Position des „jungen Künstlers“ zu den arrivierten Entwicklungen in der Kunstgeschichte, etwa zu Ready-Made, Suprematismus, Minimalismus, Pop-Art und Konzeptkunst? Was habe ich hier vor mir?
Esper kokettiert mit dem Abbildhaften und führt die Auseinandersetzung um die An- und Abwesenheit eines gegenständlichen Objekts auf ähnliche Weise. Was gelten hier für Kriterien im Gegensatz zur Leere und wie steht es mit dem Wirklichkeitsbezug? Als eine mögliche Antwort läßt sich sein Beitrag zum Sculpture@cityNord Projekt der Stadt Hamburg im vergangenen Jahr verstehen: Unter notarieller Aufsicht warf Johannes Esper einen geschliffenen Diamanten ins Gebüsch, den vermutlich keiner mehr findet. Von der Skulptur im öffentlichen Raum zeugt allein die notarielle Beglaubigung des Vorgangs. Der Künstler parodiert den augenscheinlichen Gegenstand und nimmt ihm mit einem charmanten Lächeln und aufrichtiger Ernsthaftigkeit - ganz bewußt im Sinne eines erweiterten Skulpturenbegriffs - seine Relevanz. Die Fragen nach Wirklichkeit und Repräsentation, Bild und Objekt, Konzept und Gegenstand, geistiger Brillanz und humoristischer Einlage eindeutig und erschöpfend zu klären, ist nicht seine Absicht.. Seine künstlerische Position liegt uns vor, die aufgeworfenen Fragen richten sich an die Objekte selbst und an uns als Betrachter, Rezipient und User. Was also ist das hier vor uns? Die Kunstkritikerin Noemi Smolik überschrieb ihre sehr lesenswerte Abhandlung über Johannes Espers Arbeiten treffend mit dem Titel: Weder Bild noch Objekt, auch kein Ready-made, schon gar nicht autonom. Ergänzen ließe sich: “aber richtig gut“.
Text: Julia Lachenmann

Die meisten Werke von Johannes Esper befinden sich bereits in internationalen Sammlungen, in Deutschland u.a. in den Sammlungen Reinking und Lafrenz, Hamburg. Umso mehr freuen wir uns, jüngst entstandene Arbeiten in unserer Galerie zeigen zu können.
 

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