Astrid Nippoldt
15 Oct - 11 Nov 2005
Astrid Nippoldt
15. Okt - 11. Nov 2005
Astrid Nippoldt präsentiert in ihrer zweiten Einzelausstellung in der Galerie Olaf Stüber vier neue Filme.
In den ersten Sekunden des einminütigen Videos „Prolog“ sehen wir eine undefinierbare Lichtquelle in geheimnisvollem Nebel, wir hören ein Ticken, die Musik wird orchestral, Fanfaren steigern die Erwartung; schon schwindet der Nebel, und der Blick fällt auf den nach all der 'galaktischen’ Spannung sehr weltlichen Schriftzug eines Gebäudes: WORLD. Der Film zeigt in konzentrierter Form den Spannungsbogen, der für viele Arbeiten Astrid Nippoldts charakteristisch ist, indem sie ihre eigene Inszenierung konterkariert.
Bei der Arbeit „Afrika“ agiert die Künstlerin nicht hinter, sondern vor der Kamera. Beladen mit Tasche und Schirm versucht sie, einen verschneiten Hang zu erklimmen. Die öde Landschaft lässt kein attraktives Ziel vermuten, und die Art der Aufmachung erscheint deplaziert. Dieser Film entstand als Zufallsprodukt auf dem Weg der Künstlerin zu einem Auftrag, der sie beladen mit Filmtasche und Schirm (zum Schutz des Materials) über einen verschneiten Hügel führte. Kunst zu machen sei „ein Dialog zwischen dem, was man sucht, und dem, was einem passiert“, sagt Astrid Nippoldt, was in besonderem Maß für diese Arbeit gilt. Ohne Kenntnis des Hintergrundes wird der Film zur Metapher: mit unpassender Ausrüstung an einem unwegsamen Ort einem ersehnten Ziel nachjagen ist eine naive, aber entdeckerfreudige Geisteshaltung, die in einer sinndiktierten Welt verloren scheint.
Der dritte Kurzfilm, „Concorde“, entstand am französischen Nationalfeiertag in Paris. Er zeigt die Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten, die mit einer Flugschau enden. Hier spielt die Künstlerin mit zwei Erwartungshaltungen: die des Publikums wird durch die Flugschau am Ende der aufwendigen Vorbereitungen erfüllt; unsere bricht nach der erneut eindrucksvollen Orchestrierung ab. Realität und Film, Erwartung und Ergebnis sind die Skalen, an denen der Betrachter seinen Eindruck mißt. Daß die Parameter erneut irritierend verschoben sind, gehört zum Arbeitsprinzip Astrid Nippoldts. Die Künstlerin dekonstruiert Bild- und Tonlogik und erzeugt mit ihren kraftvollen Bildkompositionen ein Gefühl der Komik.
„Fog on Nov 2“ besteht aus überblendeten Standbildern, die Astrid Nippoldt im Internet gefunden hat. Vor dem Vulkan Mount St. Helens im Staat Washington ist eine Webcam installiert, die in fünfminütigen Abständen Photos von der Aktivität des Berges macht. Im Herbst 2004 wurde ein erneuter Ausbruch erwartet. Am 2. November - dem Tag der Präsidentenwahl in den USA - hatte sich der Berg endgültig als inaktiv erwiesen, doch die Künstlerin blieb ihm treu. Fast manisch entnahm sie dem Internet Bilder, die, in eine filmische Sequenz gebracht, den intensiven Wechsel der natürlichen Begebenheiten dokumentieren, welche an Ereignis nichts vermissen lassen. Astrid Nippoldt überrascht erneut mit ihrem Bildmaterial: wo keine Inszenierung und kein Ton die Spannung schürt, entsteht in einem Werk voller Widersprüche und Irritationen vielleicht das monumentalste aller bildlichen Eindrücke durch einen ruhigen, zurückhaltenden Blick auf die Natur.
Astrid Nippoldt (geb. 1973 in Gießen) hat an der Hochschule für Künste / Atelier für Zeitmedien in Bremen studiert. 2004 erhielt sie das Stipendium Cité des Arts der Kulturstiftung der Länder und das Stipendium der Jürgen Ponto-Stiftung. 2005 wurde sie mit dem Rom-Stipendium der Villa Massimo ausgezeichnet. Arbeiten von Astrid Nippoldt werden ab 30. Oktober in der Paraplufabriek in Nimwegen (NL) gezeigt. Am 14. Oktober 2005 nimmt sie an einem Video-Screening im Museum Folkwang in Essen teil. „Concorde“ wird vom 17.-21. November auf dem Viper International Festival for Film, Video and New Media in Basel gezeigt.
15. Okt - 11. Nov 2005
Astrid Nippoldt präsentiert in ihrer zweiten Einzelausstellung in der Galerie Olaf Stüber vier neue Filme.
In den ersten Sekunden des einminütigen Videos „Prolog“ sehen wir eine undefinierbare Lichtquelle in geheimnisvollem Nebel, wir hören ein Ticken, die Musik wird orchestral, Fanfaren steigern die Erwartung; schon schwindet der Nebel, und der Blick fällt auf den nach all der 'galaktischen’ Spannung sehr weltlichen Schriftzug eines Gebäudes: WORLD. Der Film zeigt in konzentrierter Form den Spannungsbogen, der für viele Arbeiten Astrid Nippoldts charakteristisch ist, indem sie ihre eigene Inszenierung konterkariert.
Bei der Arbeit „Afrika“ agiert die Künstlerin nicht hinter, sondern vor der Kamera. Beladen mit Tasche und Schirm versucht sie, einen verschneiten Hang zu erklimmen. Die öde Landschaft lässt kein attraktives Ziel vermuten, und die Art der Aufmachung erscheint deplaziert. Dieser Film entstand als Zufallsprodukt auf dem Weg der Künstlerin zu einem Auftrag, der sie beladen mit Filmtasche und Schirm (zum Schutz des Materials) über einen verschneiten Hügel führte. Kunst zu machen sei „ein Dialog zwischen dem, was man sucht, und dem, was einem passiert“, sagt Astrid Nippoldt, was in besonderem Maß für diese Arbeit gilt. Ohne Kenntnis des Hintergrundes wird der Film zur Metapher: mit unpassender Ausrüstung an einem unwegsamen Ort einem ersehnten Ziel nachjagen ist eine naive, aber entdeckerfreudige Geisteshaltung, die in einer sinndiktierten Welt verloren scheint.
Der dritte Kurzfilm, „Concorde“, entstand am französischen Nationalfeiertag in Paris. Er zeigt die Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten, die mit einer Flugschau enden. Hier spielt die Künstlerin mit zwei Erwartungshaltungen: die des Publikums wird durch die Flugschau am Ende der aufwendigen Vorbereitungen erfüllt; unsere bricht nach der erneut eindrucksvollen Orchestrierung ab. Realität und Film, Erwartung und Ergebnis sind die Skalen, an denen der Betrachter seinen Eindruck mißt. Daß die Parameter erneut irritierend verschoben sind, gehört zum Arbeitsprinzip Astrid Nippoldts. Die Künstlerin dekonstruiert Bild- und Tonlogik und erzeugt mit ihren kraftvollen Bildkompositionen ein Gefühl der Komik.
„Fog on Nov 2“ besteht aus überblendeten Standbildern, die Astrid Nippoldt im Internet gefunden hat. Vor dem Vulkan Mount St. Helens im Staat Washington ist eine Webcam installiert, die in fünfminütigen Abständen Photos von der Aktivität des Berges macht. Im Herbst 2004 wurde ein erneuter Ausbruch erwartet. Am 2. November - dem Tag der Präsidentenwahl in den USA - hatte sich der Berg endgültig als inaktiv erwiesen, doch die Künstlerin blieb ihm treu. Fast manisch entnahm sie dem Internet Bilder, die, in eine filmische Sequenz gebracht, den intensiven Wechsel der natürlichen Begebenheiten dokumentieren, welche an Ereignis nichts vermissen lassen. Astrid Nippoldt überrascht erneut mit ihrem Bildmaterial: wo keine Inszenierung und kein Ton die Spannung schürt, entsteht in einem Werk voller Widersprüche und Irritationen vielleicht das monumentalste aller bildlichen Eindrücke durch einen ruhigen, zurückhaltenden Blick auf die Natur.
Astrid Nippoldt (geb. 1973 in Gießen) hat an der Hochschule für Künste / Atelier für Zeitmedien in Bremen studiert. 2004 erhielt sie das Stipendium Cité des Arts der Kulturstiftung der Länder und das Stipendium der Jürgen Ponto-Stiftung. 2005 wurde sie mit dem Rom-Stipendium der Villa Massimo ausgezeichnet. Arbeiten von Astrid Nippoldt werden ab 30. Oktober in der Paraplufabriek in Nimwegen (NL) gezeigt. Am 14. Oktober 2005 nimmt sie an einem Video-Screening im Museum Folkwang in Essen teil. „Concorde“ wird vom 17.-21. November auf dem Viper International Festival for Film, Video and New Media in Basel gezeigt.