Knut Klaßen
07 Nov - 19 Dec 2009
KNUT KLAßEN
“Vor der Entscheidung ist alles offen”
Nov 7 - Dec 19, 2009
Behaupten
Carsten Krohn
Knut Klaßen ist ein Initiator. Seine Fotos dokumentieren Situationen, die er selbst initiiert hat, oder die seine Arbeiten des Initiierens wiederum ausgelöst haben. Wenn er in den Gesten von Filmschauspielern das Potential einer Übertragung in den Kontext seines eigenen Werkes erkennt, fotografiert er sie direkt vom Laptop ab. Oder er fotografiert Demonstrationen, wenn er in der Aneignung von Stadtraum durch politische Gesten ebenfalls ein Potential für die eigene Tätigkeit des Inszenierens sieht.
Bei seinen Inszenierungen arbeitet er wiederum mit Schauspielern zusammen, nicht nur dann, wenn er die Situationen allein für das Produkt des Fotos veranstaltet, sondern auch in den Bereichen des Theaters und des Films, in die er sein Tätigkeitsfeld konsequent ausweitet. So stehen die Schauspieler auf seinen Fotos in einem Kontext, den er selbst erst ins Leben gerufen hat. Wenn er eine Gruppe von posierenden Afrikanern fotografiert, dann nicht nur, weil diese ihre Gesten als Demonstrationen bezeichnen, sondern auch, weil er den Rahmen ihres Auftretens geschaffen hat, indem er ein Theaterfestival an der Elfenbeinküste initiierte.
In seiner Fotografie untersucht Knut Klaßen Körperhaltungen, die mit Bedeutungen aufgeladen wurden und dies in unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen. Ihn fasziniert der Akt der Behauptung, wenn ein Tänzer aus Afrika einen eigenen Tanz kreiert und dabei vom Demonstrieren eines Konzepts spricht. Durch dieses Auftreten wird in der anderen Kultur auch der eigene Stellenwert behauptet, und es gilt wie im Kunstbetrieb, je überzeugender und vor allem je anmaßender die Behauptung, desto Respekt einflößender die Wirkung.
Das Wesen seiner Arbeit ist die übergreifende Tätigkeit in den unterschiedlichen gestalterischen Bereichen. Er ist Theater- und Filmregisseur, Kameramann, Grafiker, Entwerfer von Möbeln und Räumen – er unterrichtet sogar Architekturstudenten – , doch in seiner Fotografie laufen die Fäden als eine Synthese zusammen.
Wenn er den Architekten der Berliner Autobahnüberbauung fotografiert, wie er in seinen offenen Jaguar-Caprio einsteigt, dann geschieht dies während er einen Film über ihn dreht. Das Bild markiert einen Übergang und dokumentiert den feierlichen Moment eines Aufbruchs, der geplanten Fahrt durch das von ihm selbst entworfene Haus. Auch wenn die Situation inszeniert war, denn er öffnet sein Autoverdeck gewöhnlich nicht, ist sie dennoch von hoher Authentizität.
Diese Gleichzeitigkeit von Gestelltem und Spontanem sowie eines euphorischen Aufbruchs zeichnet auch die Fotoshootings des afrikanischen Tänzers und Schauspielers in der Residenz des Bundespräsidenten aus. Knut Klaßen wurde zwar dorthin eingeladen, um vor ausgewähltem Publikum ein Stück aufzuführen, doch er nahm das Ereignis auch zum Anlass, um den posierenden Star in einer Reihe der Präsidentenskulpturen zu fotografieren.
Auch wenn seine Fotos Beziehungen von Körperhaltungen zu Räumen behandeln, thematisieren sie zugleich seine eigene Arbeitsweise. Nicht nur, dass die dargestellten Personen diejenigen Menschen sind, mit denen er eng zusammenarbeitet, und die Räume die von ihm gestalteten oder ausgewählten – sein gesamtes Werk basiert auf der Kooperation mit anderen. Er befindet sich auf einer permanenten Suche, neue Konstellationen des Zusammenwirkens zu ergründen und wird auch von anderen Künstlern engagiert, um für sie Arbeitsstrukturen des Zusammenwirkens zu entwickeln. Diese auf Synergie basierende Arbeitsweise ist seine künstlerische Behauptung und spiegelt sich in seinen Fotos wieder, die sich ebenfalls in unterschiedlichen Konstellationen miteinander verknüpfen lassen.
“Vor der Entscheidung ist alles offen”
Nov 7 - Dec 19, 2009
Behaupten
Carsten Krohn
Knut Klaßen ist ein Initiator. Seine Fotos dokumentieren Situationen, die er selbst initiiert hat, oder die seine Arbeiten des Initiierens wiederum ausgelöst haben. Wenn er in den Gesten von Filmschauspielern das Potential einer Übertragung in den Kontext seines eigenen Werkes erkennt, fotografiert er sie direkt vom Laptop ab. Oder er fotografiert Demonstrationen, wenn er in der Aneignung von Stadtraum durch politische Gesten ebenfalls ein Potential für die eigene Tätigkeit des Inszenierens sieht.
Bei seinen Inszenierungen arbeitet er wiederum mit Schauspielern zusammen, nicht nur dann, wenn er die Situationen allein für das Produkt des Fotos veranstaltet, sondern auch in den Bereichen des Theaters und des Films, in die er sein Tätigkeitsfeld konsequent ausweitet. So stehen die Schauspieler auf seinen Fotos in einem Kontext, den er selbst erst ins Leben gerufen hat. Wenn er eine Gruppe von posierenden Afrikanern fotografiert, dann nicht nur, weil diese ihre Gesten als Demonstrationen bezeichnen, sondern auch, weil er den Rahmen ihres Auftretens geschaffen hat, indem er ein Theaterfestival an der Elfenbeinküste initiierte.
In seiner Fotografie untersucht Knut Klaßen Körperhaltungen, die mit Bedeutungen aufgeladen wurden und dies in unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen. Ihn fasziniert der Akt der Behauptung, wenn ein Tänzer aus Afrika einen eigenen Tanz kreiert und dabei vom Demonstrieren eines Konzepts spricht. Durch dieses Auftreten wird in der anderen Kultur auch der eigene Stellenwert behauptet, und es gilt wie im Kunstbetrieb, je überzeugender und vor allem je anmaßender die Behauptung, desto Respekt einflößender die Wirkung.
Das Wesen seiner Arbeit ist die übergreifende Tätigkeit in den unterschiedlichen gestalterischen Bereichen. Er ist Theater- und Filmregisseur, Kameramann, Grafiker, Entwerfer von Möbeln und Räumen – er unterrichtet sogar Architekturstudenten – , doch in seiner Fotografie laufen die Fäden als eine Synthese zusammen.
Wenn er den Architekten der Berliner Autobahnüberbauung fotografiert, wie er in seinen offenen Jaguar-Caprio einsteigt, dann geschieht dies während er einen Film über ihn dreht. Das Bild markiert einen Übergang und dokumentiert den feierlichen Moment eines Aufbruchs, der geplanten Fahrt durch das von ihm selbst entworfene Haus. Auch wenn die Situation inszeniert war, denn er öffnet sein Autoverdeck gewöhnlich nicht, ist sie dennoch von hoher Authentizität.
Diese Gleichzeitigkeit von Gestelltem und Spontanem sowie eines euphorischen Aufbruchs zeichnet auch die Fotoshootings des afrikanischen Tänzers und Schauspielers in der Residenz des Bundespräsidenten aus. Knut Klaßen wurde zwar dorthin eingeladen, um vor ausgewähltem Publikum ein Stück aufzuführen, doch er nahm das Ereignis auch zum Anlass, um den posierenden Star in einer Reihe der Präsidentenskulpturen zu fotografieren.
Auch wenn seine Fotos Beziehungen von Körperhaltungen zu Räumen behandeln, thematisieren sie zugleich seine eigene Arbeitsweise. Nicht nur, dass die dargestellten Personen diejenigen Menschen sind, mit denen er eng zusammenarbeitet, und die Räume die von ihm gestalteten oder ausgewählten – sein gesamtes Werk basiert auf der Kooperation mit anderen. Er befindet sich auf einer permanenten Suche, neue Konstellationen des Zusammenwirkens zu ergründen und wird auch von anderen Künstlern engagiert, um für sie Arbeitsstrukturen des Zusammenwirkens zu entwickeln. Diese auf Synergie basierende Arbeitsweise ist seine künstlerische Behauptung und spiegelt sich in seinen Fotos wieder, die sich ebenfalls in unterschiedlichen Konstellationen miteinander verknüpfen lassen.