Monica Bonvicini
14 Jun - 18 Jul 2015
MONICA BONVICINI
Forget All Instructions
14 June — 18 July 2015
Die Galerie Peter Kilchmann freut sich Monica Bonvicini eine erste Einzelausstellung in der Galerie widmen zu dürfen. Die Ausstellung Forget All Instructions. umfasst Arbeiten verschiedener Medien und greift dabei Themen auf, welche die Künstlerin seit Jahren beschäftigen und interpretiert sie neu.
Den Auftakt der Ausstellung bilden acht großformatige Leinwände im ersten Raum mit dem Titel Portraits* (2014/2015). Die Arbeiten entstanden parallel zur Skulpturenserie LATENT COMBUSTION, welche an der 56. Venedig Biennale All the World's Futures im Arsenale kuratiert durch Okwui Enwezor zu sehen ist. Portraits übersetzt wortwörtlich den Prozess, mit dem diese stark grafischen Arbeiten entstanden sind: mit schwarzer Farbe gemalt, halten sie die Skulpturen vor und nach deren Herstellung im Abbild fest. Die Skulptur Leather Cage (2015) besteht aus einem Netz, das ein visueller Verweis auf ein SM-Leder Geschirr ist. White Socks (2006) ist die früheste Arbeit in der Ausstellung. Die mit schwarzem Gummi verkleideten Bauarbeiterschuhe weisen auf die langjährige Auseinandersetzung der Künstlerin mit Thematiken des Handwerks und der damit verbundenen männlichen Stereotypen.
Im zweiten Ausstellungsraum sind neue Skulpturen sowie Druckarbeiten der Serie Warning!, welche die Sprache von Gebrauchsanweisungen zum Ausgangspunkt nehmen. Die Texte sind eine Vermischung von Warnungen beim Gebrauch von bestimmten Werkzeugen und Hinweisen für SM-Utensilien. Das Ergebnis tendiert zum anarchistischen und punkigen, da der Begriff „Powertool“ je nach Kontext als Penis oder Arbeitswerkzeug verstanden werden kann. Das Thema der manuellen Arbeit ist in den Skulpturen wie Corner Boy (2015), einer Skulptur bestehend aus Ledergürteln um einen Hexaeder (220 x 72 x 72 cm) und Powder Belts, ein an der Wand befestigter Axtgürtel mit griffbereiter Axt, präsent. Mit trockenem Humor führt Bonvicini diese spezielle Art von Literatur zum Extrem, malträtiert sie und verengt sie dabei in eine Gender kritische Richtung.
Schließlich ist im letzten Raum aus der Serie LATENT COMBUSTION eine Skulptur zu sehen, die den Bezug zu Portraits wieder aufnimmt. Die von der Decke hängende Skulptur besteht aus verschiedenen Kettensägen und einer Axt, die, mit Ketten verbunden, in schwarzem Polyurethan getaucht wurden. Die verschiedenartigen Schwerter der Kettensägen treten aus dem monumentalen Konglomerat, das durch seinen Kunststoff-Überzug glänzend und matt zugleich wirkt. So entsteht durch die schiere Masse ein wuchtiger, gar martialischer Eindruck, der indes von der Erinnerung an einen schwebenden Barock-Kronleuchter gebrochen wird. An der Wand hängen die Collagen Legscutout (2015), die eine fast obsessive Anhäufung von Körperteilen sind. Die aus Zeitschriften ausgeschnittenen Beine und Arme werden ordentlich und chaotisch zugleich zusammengebracht. Die Körper, welche in der ganzen Ausstellung angedeutet sind, finden hier ihren Ausdruck.
Der Titel LATENT COMBUSTION dieser neuesten Skulpturenserie – die aus insgesamt sechs Unikaten besteht – bezieht sich auf die eigentliche Verbrennung (internal combustion) in den Motoren der Kettensägen und impliziert zugleich eine gewisse Idee von Erschütterung, Aufruhr und Tumult, sowie des ruhenden Zustands. Der Verlust der handwerklichen Fähigkeit im traditionellen Sinne und den latenten Umbruch, der daraus entsteht, wird damit aufgerufen. Seit vielen Jahren benutzt die Künstlerin industriell hergestellte Materialien wie Ketten, Leder, Latex, Spiegel u.a. als Elemente ihrer Arbeiten und greift damit das Spannungsfeld von Produktion und Handwerk auf. In LATENT COMBUSTION vereint sie so ein weiteres Mal die Handarbeit mit dem Readymade. Manuell und industriell hergestellte Materialien werden dazu gebraucht, eine Kritik an gewissen männlichen Machtsymbolen anzubringen.
Monica Bonvicini wurde 1965 in Venedig geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Sie gehört zu den einflussreichsten KünstlerInnen ihrer Generation. Seit 2003 hat sie als Professorin für Performance-Kunst und Bildhauerei einen Lehrstuhl an der Akademie der bildenden Künste in Wien inne. Sie hat an der Hochschule der Künste, Berlin, und am California Institute of Arts, Valencia, studiert.
Monica Bonvicinis Werk setzt sich mit Machtstrukturen in Architektur, (sozialem) Raum und Beziehungen auseinander, deren subtile Konnotationen sie mit intelligenten historischen Bezügen analysiert und prägnant in die unterschiedlichsten Medien übersetzt und kommentiert. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt: in den Dachtorhallen in Hamburg, Fridericianum in Kassel, im Museion Bozen, am Art Institute of Chicago, im Lenbachhaus in München, im Museum für Gegenwartskunst Basel und im Sculpture Center, NY, um nur einige zu erwähnen. Sie war an mehreren Biennalen vertreten, unter anderen an der Biennale di Venezia (2015, 2011, 2005 und 1999) New Orleans Biennale (2008), São Paulo Biennale (2006), der Liverpool Biennale (2006) und in der Berlin Biennale (1998, 2003, 2014).
Vergangenes Jahr zeigte Bonvicini im Projektraum der Galerie Peter Kilchmann, anlässlich ihrer zeitgleichen Teilnahme an der Ausstellung Gasträume 2014 der Stadt Zürich, eine Auswahl an Werken.
Forget All Instructions
14 June — 18 July 2015
Die Galerie Peter Kilchmann freut sich Monica Bonvicini eine erste Einzelausstellung in der Galerie widmen zu dürfen. Die Ausstellung Forget All Instructions. umfasst Arbeiten verschiedener Medien und greift dabei Themen auf, welche die Künstlerin seit Jahren beschäftigen und interpretiert sie neu.
Den Auftakt der Ausstellung bilden acht großformatige Leinwände im ersten Raum mit dem Titel Portraits* (2014/2015). Die Arbeiten entstanden parallel zur Skulpturenserie LATENT COMBUSTION, welche an der 56. Venedig Biennale All the World's Futures im Arsenale kuratiert durch Okwui Enwezor zu sehen ist. Portraits übersetzt wortwörtlich den Prozess, mit dem diese stark grafischen Arbeiten entstanden sind: mit schwarzer Farbe gemalt, halten sie die Skulpturen vor und nach deren Herstellung im Abbild fest. Die Skulptur Leather Cage (2015) besteht aus einem Netz, das ein visueller Verweis auf ein SM-Leder Geschirr ist. White Socks (2006) ist die früheste Arbeit in der Ausstellung. Die mit schwarzem Gummi verkleideten Bauarbeiterschuhe weisen auf die langjährige Auseinandersetzung der Künstlerin mit Thematiken des Handwerks und der damit verbundenen männlichen Stereotypen.
Im zweiten Ausstellungsraum sind neue Skulpturen sowie Druckarbeiten der Serie Warning!, welche die Sprache von Gebrauchsanweisungen zum Ausgangspunkt nehmen. Die Texte sind eine Vermischung von Warnungen beim Gebrauch von bestimmten Werkzeugen und Hinweisen für SM-Utensilien. Das Ergebnis tendiert zum anarchistischen und punkigen, da der Begriff „Powertool“ je nach Kontext als Penis oder Arbeitswerkzeug verstanden werden kann. Das Thema der manuellen Arbeit ist in den Skulpturen wie Corner Boy (2015), einer Skulptur bestehend aus Ledergürteln um einen Hexaeder (220 x 72 x 72 cm) und Powder Belts, ein an der Wand befestigter Axtgürtel mit griffbereiter Axt, präsent. Mit trockenem Humor führt Bonvicini diese spezielle Art von Literatur zum Extrem, malträtiert sie und verengt sie dabei in eine Gender kritische Richtung.
Schließlich ist im letzten Raum aus der Serie LATENT COMBUSTION eine Skulptur zu sehen, die den Bezug zu Portraits wieder aufnimmt. Die von der Decke hängende Skulptur besteht aus verschiedenen Kettensägen und einer Axt, die, mit Ketten verbunden, in schwarzem Polyurethan getaucht wurden. Die verschiedenartigen Schwerter der Kettensägen treten aus dem monumentalen Konglomerat, das durch seinen Kunststoff-Überzug glänzend und matt zugleich wirkt. So entsteht durch die schiere Masse ein wuchtiger, gar martialischer Eindruck, der indes von der Erinnerung an einen schwebenden Barock-Kronleuchter gebrochen wird. An der Wand hängen die Collagen Legscutout (2015), die eine fast obsessive Anhäufung von Körperteilen sind. Die aus Zeitschriften ausgeschnittenen Beine und Arme werden ordentlich und chaotisch zugleich zusammengebracht. Die Körper, welche in der ganzen Ausstellung angedeutet sind, finden hier ihren Ausdruck.
Der Titel LATENT COMBUSTION dieser neuesten Skulpturenserie – die aus insgesamt sechs Unikaten besteht – bezieht sich auf die eigentliche Verbrennung (internal combustion) in den Motoren der Kettensägen und impliziert zugleich eine gewisse Idee von Erschütterung, Aufruhr und Tumult, sowie des ruhenden Zustands. Der Verlust der handwerklichen Fähigkeit im traditionellen Sinne und den latenten Umbruch, der daraus entsteht, wird damit aufgerufen. Seit vielen Jahren benutzt die Künstlerin industriell hergestellte Materialien wie Ketten, Leder, Latex, Spiegel u.a. als Elemente ihrer Arbeiten und greift damit das Spannungsfeld von Produktion und Handwerk auf. In LATENT COMBUSTION vereint sie so ein weiteres Mal die Handarbeit mit dem Readymade. Manuell und industriell hergestellte Materialien werden dazu gebraucht, eine Kritik an gewissen männlichen Machtsymbolen anzubringen.
Monica Bonvicini wurde 1965 in Venedig geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Sie gehört zu den einflussreichsten KünstlerInnen ihrer Generation. Seit 2003 hat sie als Professorin für Performance-Kunst und Bildhauerei einen Lehrstuhl an der Akademie der bildenden Künste in Wien inne. Sie hat an der Hochschule der Künste, Berlin, und am California Institute of Arts, Valencia, studiert.
Monica Bonvicinis Werk setzt sich mit Machtstrukturen in Architektur, (sozialem) Raum und Beziehungen auseinander, deren subtile Konnotationen sie mit intelligenten historischen Bezügen analysiert und prägnant in die unterschiedlichsten Medien übersetzt und kommentiert. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt: in den Dachtorhallen in Hamburg, Fridericianum in Kassel, im Museion Bozen, am Art Institute of Chicago, im Lenbachhaus in München, im Museum für Gegenwartskunst Basel und im Sculpture Center, NY, um nur einige zu erwähnen. Sie war an mehreren Biennalen vertreten, unter anderen an der Biennale di Venezia (2015, 2011, 2005 und 1999) New Orleans Biennale (2008), São Paulo Biennale (2006), der Liverpool Biennale (2006) und in der Berlin Biennale (1998, 2003, 2014).
Vergangenes Jahr zeigte Bonvicini im Projektraum der Galerie Peter Kilchmann, anlässlich ihrer zeitgleichen Teilnahme an der Ausstellung Gasträume 2014 der Stadt Zürich, eine Auswahl an Werken.