Philipp von Rosen

Magdalena von Rudy

10 Jun - 29 Aug 2008

© Magadalena von Rudy
Medusa, 2004
Digital Video, 3:50 min
MAGDALENA VON RUDY

Mit den Filmen Scena, Pronuncio: Amor, Persona Syndrom, Carrie Vs. Miranda, Medusa, Hide and Seek und Regnana nel Silenzio.

10. Juni – 29. August 2008

Eröffnungsscreening am 10. Juni um 21:00 Uhr

Wir freuen uns, erstmalig in Köln sieben Videoarbeiten der jungen deutsch-polnischen Videokünstlerin Magadalena von Rudy (*1973 ) zeigen zu können. Die Absolventin der Düsseldorfer Akademie (Klasse Tony Cragg) inszeniert in ihren Arbeiten Filmszenen der verschiedensten Genres neu. Dabei versucht sie, nicht das Original zu wiederholen, sondern durch verschiedene digitale und analoge Veränderungen, wie neue Szenenbilder und Kostüme, das Vertauschen der Geschlechterrollen, die im Original oder in der synchronisierten Version zu hörenden Filmtexte freizustellen. Durch dieses Herauslösen der Stimmen und Texte aus ihrem ursprünglichen Kontext, bzw. von ihrem ursprünglichen Sprecher öffnet sie die ausgewählten Passagen für völlig neue Verständnisweisen, Interpretationen und Assoziationen und verweist zugleich auf die Bedingungen und Möglichkeiten verbaler Kommunikation. In unserem Screening zeigen wir neben einigen früheren Filmen auch Persona Syndrom von 2006, mit dem sie 2007 den Videokunstpreis des Skulpturenmuseum Glaskasten Marl gewonnen hat. Besonders freuen wir uns, ihren neuesten Film Regnana nel Silenzio uraufführen zu können.
In Scena (2002, DV, 2.48min.) sitzen ein Mann und eine Frau einander abgewandt jeweils in einer schachbrettmusternen Raumecke und führen ein Streitgespräch. Der Dialog ist dem Film Indiskret mit Cary Grant und Ingrid Bergmann entnommen und kreist im Wesentlichen um überholte und kontroverse moralische Wertvorstellungen. Beide Charaktere werden von ein und derselben Person dargestellt und unterstreichen so inhaltlich das formal strenge Schwarz-Weiß des Hintergrundes. Ihr Disput ist in keiner Weise lösungsorientiert, vielmehr erscheinen Mann und Frau gefangen in ihren zwanghaften, geschlechtsspezifischen Rollenmustern.
Die Videoarbeit Pronuncio: Armor (2003, DV, 4.20) ist eine Konstruktion aus drei Einzelelementen. Die Tonebene enstammt der Schlüsselszene aus Francis Ford Coppolas Dracula, doch wird der leidenschaftliche Dialog von der Künstlerin auf wenige Worte, Atemgeräusche, Stöhnen und Seufzer reduziert. Eine videotechnisch gedoppelte Frau trägt den Dialog mit pathetischer Mimik vor, während im Hintergrund Bilder des Weltalls aus Kubricks' 2001: Odyssee im Weltall zu sehen sind.
In Persona Syndrom (2005, DV, 7.00 min.) sitzen zwei junge Frauen in einem schlicht eingerichteten Wohnzimmer und betrachten auf einem Monitor Bergmanns Persona. Von dem Film selbst sehen wir nichts, er ist nur durch die Licht und Farbwechsel auf den Gesichtern der Darstellerinnen und den leisen schwedischen Originalton präsent. Eine der beiden Frauen übersetzt den sehr offenen und freizügigen Monolog des Filmes über das erotische Jugenderlebnis einer Krankenschwester simultan ins Deutsche. Die durch die Simultanität der Übersetzung etwas unpronnocierte und stockende Rede provoziert eine Authentizität des erzählten Erlebnisses, die die Grenzen zwischen der vortragenden Person und der nachgesprochenen Rolle auflösen.
Carrie vs. Miranda (2002, DV, 2.40min.) ist eine Found-Footage-Collage aus Brian de Palmas Carrie und Peter Weiers Picknick am Valentinstag. Durch eine immer schneller werdende Schnittfolge erzeugt von Rudy einen nonverbalen Dialog zwischen den Protagonistinnen Carrie und Miranda lediglich über Mimik, Blicke und Kopfbewegungen.
Der kunst- und filmhistorische Fundus für Medusa (2004, DV, 3.50 min.) speist sich aus Caravaggios Das Haupt der Medusa, David Lynchs Dorothy in Blue Velvet und Jack Nicholsons atavistischer Ansprache über Ehre und Verantwortung aus Eine Frage der Ehre. Eine Frau, glamourös gekleidet und frisiert wie Lynchs Dorothy, spricht eingefasst von einem runden Bilderrahmen mit expressiver und theatralischer Mimik lippensynchron Nicholsons Monolog.
Das Video Hide and Seek (2007, DV, 3.44 min.) besteht formal aus zwei getrennten Bildhälften, die sich im Verlauf der Dramaturgie inhaltlich mehr und mehr überschneiden und ineinander übergehen. Die benutzten original Bild- und Tonausschnitte entstammen dem polnischen Film Panny z Wilka von Andrzej Wajda. Während die linke Seite der männlichen Hauptrolle vorbehalten ist, spielt Magdalena von Rudy in der rechten Seite den weiblichen Part nach und übersetzt dabei den polnischen Originalmonolog simultan ins Deutsche. Aus der anfänglichen Heterogenität von Bild, Text, Handlungen wird zum Ende ein neues, eigenständiges Amalgam.
Der am 10. Juni zum ersten Mal gezeigte Regnana nel Silenzio (2008, DV, 7.00 min.) ist der zweite Teil einer Trilogie, die mit Persona Syndrom begonnen hat. Auch hier reagiert eine im halbdunkeln sitzende Frau auf das, was sie vor sich auf dem Monitor sieht. Doch während es in dem ersten Teil sehr stark um weibliche Sexualität geht, wird in Regnana nel Silenzio die erste Liebesszene zwischen den zwei männlichen Protagonisten aus Ang Lees Brokeback Mountain von einer Frau beschrieben.
 

Tags: Tony Cragg