Produzentengalerie

Hoda Tawakol

03 Sep - 21 Oct 2011

© Hoda Tawakol
Tanura #3, 2011
Fabric, nylons, thread
80 x 70 cm
HODA TAWAKOL
Membrane
3 September - 21 Oktober, 2011

Eine Membrane ist eine dünne Haut, die Schutz gewährt, Halt bietet und große Spannungen aushält. Sie kann amorphe Formen umschließen oder auch verschiedene Schichten, Räume und Zustände voneinander trennen. Sie ist dehnbar und fest zugleich und gibt durch ihr enges Anliegen viel vom Inhalt preis, den sie bedeckt.

Diese ambivalenten Eigenschaften sind Bestandteile des Kosmos, in dem sich die ägyptische Künstlerin Hoda Tawakol bewegt. Sie verwendet in ihren Arbeiten bevorzugt elastischen Elastan, der für Bikinis und Leggins verwendet wird, und Strumpfhosen aus Nylon. Beides sind Stoffe, die verbergen und doch durch ihr Anschmiegen an den Körper ihrer Trägerinnen mehr enthüllen als verschleiern.

In der Serie der "Fragments" ist der Bikinistoff unzählige Male eingeritzt und bildet ornamentale, zellenartige Muster. Die Löcher im Stoff geben den Blick frei auf eine oder mehrere darunter liegende Stoffschichten. Die "Fragments" sind angeregt von den Mashrabiyas, häufig filigran verzierten Holzgittern vor den Fenstern alter Paläste in der arabischen Welt. Sie gewähren die Sicht von innen nach außen, aber dem außen Stehenden ist der Blick in das zumeist von Frauen dominierte Innere verwehrt. Tawakol spielt mit diesen Sichtweisen ebenso wie mit der Spannung zwischen der Brutalität, die sie anwendet, indem sie die glänzenden Membranen mit einem Cutter zerschneidet, und der durch die Schnitte entstehenden Schönheit der ornamentalen Muster. Außerdem verstärken eingestickte Linien und herunter hängende Fäden den Eindruck des Organischen, indem sie wie Adern um die Lochmuster herumgeführt sind.

Auch in "Warrior # 2" geht es um das Verhältnis von Verbergen und Offenbaren. Die Skulptur ist eine durchbrochene, lebensgroße Hülle aus langem, schwarzem Kunsthaar. Sie wirkt zunächst unangenehm durch die vermeintliche Ganzkörperverschleierung, gleichzeitig aber zart und filigran durch die geflochtenen Zöpfe, die der Kriegerfigur eine weibliche Komponente hinzufügen. In "Warrior #2" nimmt Tawakol Bezug auf den Hijab, den in einigen arabischen Regionen gebräuchlichen Schleier für Frauen, der den ganzen Körper bedeckt. Vor allem die langen Haare müssen versteckt werden, da sie im islamischen Raum als Zeichen der Weiblichkeit und der Verführung gelten. Tawakol kehrt das Prinzip der Verschleierung um, indem sie das, was eigentlich verborgen werden soll, als Mantel nach außen kehrt. Hier bilden die kunstvoll miteinander verbundenen Haare die Hülle der Figur, die sich selbst darunter verflüchtigt hat.

Mit einer anderen arabischen Tradition setzt sich Tawakol in der "Tanura"-Serie auseinander. Hier sind bunte Streifen aus Strumpfhosenstoffen so zusammengenäht, dass sie kreisförmig aus der Mitte wegzustreben scheinen. Die Formen erinnern an Tanura-Röcke, die in Ägypten bei kultischen Tänzen benutzt werden. Durch die wilde Drehung des Tänzers werden die Röcke immer weiter in die Höhe gewirbelt, bis sie schließlich über dem Kopf zu schweben scheinen. Für Frauen gibt es die entsprechende Zar-Zeremonie, bei der sich die Frauen in Trance tanzen, um sich einer inneren Reinigung zu unterziehen und böse Geister auszutreiben. Der bei Tawakol isolierte Rock kann hier als Symbol für das Freilegen verborgener Schichten und Zustände der weiblichen Seele gelesen werden.

Auch "Hole # 3" ist eine Auseinandersetzung mit Gegensätzen, die das Frausein in sich bergen kann. Erdfarbene Strumpfhosenstücke breiten sich netzartig wie ein großer Fleck nach außen aus oder fallen in sich zusammen. Eine Assoziation an das Hymen, an die Leben spendende Kraft der Frau liegt nahe, gleichzeitig an ihre Fähigkeit, sogartig und destruktiv alles mit sich zu reißen und zu verschlingen wie ein schwarzes Loch.

Mehrere Objekte aus Luftballons und Strumpfhosen, die durch Kunstharz fixiert leichte, aufstrebende Formen bilden, tragen die Namen "Fifi", "Soheir", "Nagua", "Samia", und "Tahia". Es sind Vornamen berühmter ägyptischer Bauchtänzerinnen. Die Reihung der Luftballons lassen an eine Folge rhythmischer, impulsiver Bewegungen denken, wie sie beim Bauchtanz vollzogen werden. Die erotische Ausstrahlung des Tanzes findet ihr Gegenbild in den organischen Schwellungen der Ballonobjekte.

Hoda Tawakol setzt sich in den hier gezeigten Werken mit Formen von Weiblichkeit in verschiedenen Traditionen des Nahen Ostens au
 

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