Jonas Burgert
28 Oct - 25 Nov 2006
JONAS BURGERT
Die Produzentengalerie Hamburg freut sich, die erste Einzelausstellung von Jonas Burgert präsentieren zu dürfen.
Zehn neue Bilder sind hierfür entstanden: Einzelfiguren, Figurengruppen und Porträts unterschiedlicher Formate und Farbatmosphären. Einen überraschend neuen Motivhorizont eröffnen zwei grosse Querformate (,Fluchtversuch’, 2006, 240 x 340 cm und ,Begegner’, 2006, 240 x 340 cm), die zum ersten Mal ein häusliches Ambiente erschliessen. Zwei Wohnzimmer zeigen sich in einem desaströsen, post-apokalyptischen Zustand. Ausgehend von einem normalen, alltäglichen Raumeckmotiv, das auch die erste Malschicht der Arbeiten bildet, hat Jonas Burgert die Interieurs Stück für Stück demontiert und in einen surrealen Ort transformiert. In ,Fluchtversuch’ öffnet sich der zerstörte Raum nach hinten und man sieht durch eine Tür einen Dieb fliehen, der sich heimlich an einer mysteriösen Flüssigkeit bedient hat. Das in ,Begegner’ gezeigte Zimmer wird von einer überdimensionalen, hockenden Figur dominiert, deren Haut von einem Schachbrettmuster überzogen ist. Die harten Linien kontrastieren ihre weiche kindliche Statur. Aus alltäglichen Gegenständen, Radiogeräten, Fernsehern und zerborstene Bodendielen formieren sich zwei unterschiedliche Farbwelten, in die sich am Rande kleine kritisch beobachtende Alter Egos des Künstlers eingeschlichen haben.
Flankiert werden diese Bilder von grossen Hochformaten, die zerfallene mythisch-symbolische Stätten wiedererwecken. ,Täufer’ (2006, 240 x 220 cm) zeigt eine Szenerie auf den Treppen einer Pyramide. Die Ton in Ton aus dem schwarzen Grund erwachsende Raum-Illusion wird mit dem giftigen Türkis einer Flüssigkeit kontrastiert, das sich als der heimliche Hauptprotagonist des Bildes erweist. Ebenso wie bei ,Zeuge’ (2006, 300 x 240 cm), bei dem die Räumlichkeit aus einem hellen Malgrund hervortritt, trägt die formale Komposition die emphatische Atmosphäre, während die dargestellte Szene von einer vergangenen Spiritualität zu erzählen scheint.
Im Gegensatz zu Bildern wie ,Täufer’ (2006, 240 x 220 cm), ,Zeuge’ (2006, 300 x 240 cm), ,Fürst’ (2006, 240 x 210 cm), die von vornherein thematisch mit Erhabenheit aufgeladen sind und dies unter anderem in leichten Hochformat der Leinwände umsetzen, präsentieren sich mit den beiden Interieurs zwei für Jonas Burgert ungewöhnlich eindeutige Querformate, in denen die formale Struktur dem inhaltlichen Sujet des Alltäglichen entsprechen: Das natürliche Sehen folgt der Horizontlinie und entspricht eher der heimeligen Normalität.
Mehrere von zentralen Figuren auf neutralem Grund beherrschte Tableaux (,Fürst’, ,Staub’, ,o.T.’) zeigen Jonas Burgerts langjährige Auseinandersetzung mit Flächen und der Erzeugung von malerischer Tiefe ohne illusionistische Perspektiven. In altmeisterlicher Manier von Dunkel zu Hell arbeitend, entstehen die für Burgert charakteristischen Farbklimata wie etwa der subtile Kalt-Warm-Kontrast bei ,Fürst’. Mit dem schwarzen Bildgrund bei ,Täufer’ wagt sich Burgert an eine kunstgeschichtlich belegte malerische Aufgabe, der er durch die Dominanz des Blautons begegnet.
Jonas Burgert breitet in seinen neuen Bildern Kontexte aus, erschliesst Räume, versetzt Figuren und Bedeutungsebenen. Er scheint auf sich selbst aufzubauen und darin immer mehr lebendige Kunstgeschichte in seinen Werken zeitgenössisch zum Leben zu erwecken.
Anna-Catharina Gebbers/Kerstin Stakemeier
© Jonas Burgert
"Begegner"
2006
Oil on canvas
280 x 340 cm
Die Produzentengalerie Hamburg freut sich, die erste Einzelausstellung von Jonas Burgert präsentieren zu dürfen.
Zehn neue Bilder sind hierfür entstanden: Einzelfiguren, Figurengruppen und Porträts unterschiedlicher Formate und Farbatmosphären. Einen überraschend neuen Motivhorizont eröffnen zwei grosse Querformate (,Fluchtversuch’, 2006, 240 x 340 cm und ,Begegner’, 2006, 240 x 340 cm), die zum ersten Mal ein häusliches Ambiente erschliessen. Zwei Wohnzimmer zeigen sich in einem desaströsen, post-apokalyptischen Zustand. Ausgehend von einem normalen, alltäglichen Raumeckmotiv, das auch die erste Malschicht der Arbeiten bildet, hat Jonas Burgert die Interieurs Stück für Stück demontiert und in einen surrealen Ort transformiert. In ,Fluchtversuch’ öffnet sich der zerstörte Raum nach hinten und man sieht durch eine Tür einen Dieb fliehen, der sich heimlich an einer mysteriösen Flüssigkeit bedient hat. Das in ,Begegner’ gezeigte Zimmer wird von einer überdimensionalen, hockenden Figur dominiert, deren Haut von einem Schachbrettmuster überzogen ist. Die harten Linien kontrastieren ihre weiche kindliche Statur. Aus alltäglichen Gegenständen, Radiogeräten, Fernsehern und zerborstene Bodendielen formieren sich zwei unterschiedliche Farbwelten, in die sich am Rande kleine kritisch beobachtende Alter Egos des Künstlers eingeschlichen haben.
Flankiert werden diese Bilder von grossen Hochformaten, die zerfallene mythisch-symbolische Stätten wiedererwecken. ,Täufer’ (2006, 240 x 220 cm) zeigt eine Szenerie auf den Treppen einer Pyramide. Die Ton in Ton aus dem schwarzen Grund erwachsende Raum-Illusion wird mit dem giftigen Türkis einer Flüssigkeit kontrastiert, das sich als der heimliche Hauptprotagonist des Bildes erweist. Ebenso wie bei ,Zeuge’ (2006, 300 x 240 cm), bei dem die Räumlichkeit aus einem hellen Malgrund hervortritt, trägt die formale Komposition die emphatische Atmosphäre, während die dargestellte Szene von einer vergangenen Spiritualität zu erzählen scheint.
Im Gegensatz zu Bildern wie ,Täufer’ (2006, 240 x 220 cm), ,Zeuge’ (2006, 300 x 240 cm), ,Fürst’ (2006, 240 x 210 cm), die von vornherein thematisch mit Erhabenheit aufgeladen sind und dies unter anderem in leichten Hochformat der Leinwände umsetzen, präsentieren sich mit den beiden Interieurs zwei für Jonas Burgert ungewöhnlich eindeutige Querformate, in denen die formale Struktur dem inhaltlichen Sujet des Alltäglichen entsprechen: Das natürliche Sehen folgt der Horizontlinie und entspricht eher der heimeligen Normalität.
Mehrere von zentralen Figuren auf neutralem Grund beherrschte Tableaux (,Fürst’, ,Staub’, ,o.T.’) zeigen Jonas Burgerts langjährige Auseinandersetzung mit Flächen und der Erzeugung von malerischer Tiefe ohne illusionistische Perspektiven. In altmeisterlicher Manier von Dunkel zu Hell arbeitend, entstehen die für Burgert charakteristischen Farbklimata wie etwa der subtile Kalt-Warm-Kontrast bei ,Fürst’. Mit dem schwarzen Bildgrund bei ,Täufer’ wagt sich Burgert an eine kunstgeschichtlich belegte malerische Aufgabe, der er durch die Dominanz des Blautons begegnet.
Jonas Burgert breitet in seinen neuen Bildern Kontexte aus, erschliesst Räume, versetzt Figuren und Bedeutungsebenen. Er scheint auf sich selbst aufzubauen und darin immer mehr lebendige Kunstgeschichte in seinen Werken zeitgenössisch zum Leben zu erwecken.
Anna-Catharina Gebbers/Kerstin Stakemeier
© Jonas Burgert
"Begegner"
2006
Oil on canvas
280 x 340 cm