Produzentengalerie

Nicole Wermers

03 Nov 2007 - 19 Jan 2008

© Nicole Wermers
Installation view
NICOLE WERMERS
"Filialen"

3. November – 19. Januar 2008
Eröffnung: Freitag, 2. November 2007, 19 – 21 Uhr

Die Produzentengalerie Hamburg freut sich, Nicole Wermers Einzelausstellung „Filialen“ präsentieren zu können. Diese Gruppe neuer Arbeiten setzt sich aus drei Werktypen zusammen, die den Raum mit unterschiedlichen Verarbeitungsformen von Stahl, Aluminium und Sand aufteilen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, in dem die Dokumentation der Hamburger Ausstellung durch Materialien zur Nicole Wermers Einzelausstellungen im Aspen Art Museum (Colorado/ USA) und in der Galerie Tanya Bonakdar (New York/ USA) ergänzt wird.
Formal setzen sich Wermers oft minimalistisch anmutenden Skulpturen aus der Reduktion vielfältiger Referenzen aus Architektur, Design- und Kunstgeschichte und dem alltäglichen Leben zusammen. So ist der Titel der Ausstellung „Filialen“ sowohl als Hinweis auf den kommerziellen Alltag zu verstehen, als auch auf das Prinzip der Verzweigung und Variation als künstlerischem Produktionsverfahren.
„Untitled Forcefield“, ist der Titel der drei im Raum plazierten Skulpturen, die sich in unterschiedlichen Formen mit Toren, Portalen und Passagen auseinandersetzen. Geschäfte sichern ihre Ausgänge mit Stahlkonstruktionen, mit Bewegungsmeldern und Sperren, im Science-Fiction bezeichnen Tore den Übergang in eine neue Welt, im Alltag markieren sie Grenzen und Übergänge. Die „Untitled Forcefields“ eröffnen keinen neuen Raum hinter sich, sondern zerteilen ihn zwischen sich.
Zwei Ringskulpturen aus Stahl, die sich an den Wänden des Raumes abstützen, erinnern zunächst an Design und Architektur der klassischen Moderne und doch wird diese Assoziation durch Titel und Platzierung sofort wieder verwischt. Die „Untitled Forcefields“ suggerieren ‚Kraftfelder’ im Raum, dominieren ihn, ohne dabei je eine klare Grenze zwischen sich und dem Betrachter zu ziehen.
Auch das dritte „Untitled Forcefield“ scheint die Grenze zwischen Objekt und Umfeld durchlässig zu machen. Hier wird der Blick betrogen: die Plexiglasskulptur, die als Tor im Raum steht, wirkt durch den Sand, der die untere Hälfte füllt, massiv, aber durch dessen irrisierende Oberfläche und die Verzerrungen, die beim Blick durch die Skulptur entstehen, gleichzeitig instabil.
Die „Filialen“, der neueste Werktypus Nicole Wermers, lassen eine andere Verknüpfung von Design und Funktion in den Vordergrund treten. Das Tränen- oder Rautenblech, dass den Materialausgangspunkt für die fünf hier ausgestellten Werke bildete, ist ein genormtes Industrieblech, das als rutschfester und trittsicherer Fußbodenbelag im Aussenraum verwendet wird. Es hat regelmäßig erhaben aufgewalzte Muster (Tränen), ellipsenförmige, spitz zulaufende Erhöhungen, an denen Flüssigkeitsansammlungen abfließen können. Diesen Industriebelag hat Nicole Wermers als Aluminiumrelief rekonstruiert, wodurch dieses Muster als gestaltetes Element überhaupt erst erkennbar wird. Das Referenzmaterial wird erst durch seine funktionslose und handgearbeitete Neugestaltung zum Designobjekt. Die „Filialen“ glänzen und doch sind ihre Oberflächen gleichzeitig ‚angegriffen’, denn Spuren der Bearbeitung und Handhabung zeichnen sich wie Indizien auf ihnen ab.
Die Ausstellung positioniert den Betrachter zwischen Skulpturen die den Raum aktivieren, in Beobachtungsbereiche zerlegen und stetig den Übergang zwischen Kunstobjekt und Alltagsraum verschieben. Nicole Wermers Arbeiten führen vielfache historische Referenzen aus Design, Architektur, Kunstgeschichte und Alltäglichem mit sich, doch keine von ihnen wird unmittelbar zitiert, vielmehr scheinen alle gefiltert durch ihre Rezeption und Stilisierung in der Freizeit- und Warenkultur.
 

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