Produzentengalerie

Ulla von Brandenburg

27 Jan - 10 Mar 2007

ULLA VON BRANDENBURG
"Brief oder Neuigkeiten"

Eröffnung:26.01.07

Fuer ihre Ausstellung in der Produzentengalerie hat Ulla von Brandenburg einen neuen Film (Schluessel, 2007) und einen Zyklus von Zeichnungen entwickelt, die sie mit einer Zeltkonstruktion zu einer Gesamtinstallation verbindet. Der Film zeigt in nuechternem Schwarz-Weiss eine Kamerafahrt ueber ein Tableau Vivant. Zehn Personen reihen sich zu Posen erstarrt und zum Teil zu Figurengruppen formiert auf einer Buehne zu einem Panorama: In der titelgebenden Szene uebergeben sich zwei Frauen einen Schluessel, ein junger Mann liest ein Buch, eine Frau haelt hinter ihm kulissenhaft ein Tuch hoch, ein Band kraeuselt sich ueber einem Sofa, eine Frau haelt das Bild einer Figurengruppe. Ein sich von dem Ensemble abwendender Mann sitzt am rechten, abschliessenden Rand des Bildes. Es ist sein Blick, der zugleich das Bild oeffnet. Die ‚Subjektive Kamera’ laesst den Blick des Betrachters ueber die erstarrten Koerper gleiten. Die quadratische Zeltkonstruktion, die Ulla von Brandenburg in der Galerie installiert hat, praesentiert sich dem Betrachter zunaechst als geschlossene Schachtel. Auf acht Stoffbahnen werden jeweils verschiedene, aus Waagerechte, Vertikale und Diagonale gebildete Muster variiert. Sie bilden die Waende dieses Raums im Raum, der Assoziationen an Wanderbuehnen und mobile Architekturen fuer wechselnde Zwecke zulaesst. Die Serie von grossformatigen, nahezu schwarz-weissen Tusche-Zeichnungen nimmt zum Teil Motive aus dem Film auf: ein in Schlaufen gelegtes Band, Haende, die ein Buch halten, die Rueckenansicht einer Skulptur, die die versteinerte Haltung der Figuren des Tableau Vivant zu kommentieren scheint.

Ulla von Brandenburgs Zeichnungen, Aquarelle, Scherenschnitte, Kuenstlerzeitschriften und Wandzeichnungen, sowie ihre Performances und Filme zeigen soziale, diffus historisierende Gesten und Posen. Die Sujets sind Rituale und soziale Gesten, Masken und Motive der Commedia dell’Arte, Szenen der Magie, des Okkultismus und der Parapsychologie, die ebenso von Vorlagen aus dem spaeten 19. bzw. fruehen 20. Jahrhundert, wie sie aus aktuellen Tageszeitungen oder Filmen stammen. Die Bildelemente umkreisen gesellschaftliche ‚Spiele’ und Regeln, ohne sich in einen narrativen Zusammenhang zu fuegen. Dabei sind die Zeichnungen zumeist in grafischem, oft scherenschnittartigem Schwarz, Dunkelblau oder klaren Primaerfarben auf Weiss gehalten; die grafische Flaechigkeit reduziert die Motive der Arbeiten nahezu bis zur Abstraktion. Die Grobkoernigkeit des Filmmaterials, die zu Posen eingefrorenen Gesten oder die offenkundig fuer die Kamera inszenierten Bewegungsablaeufe sowie die geschichtlich entrueckt wirkende AEsthetik aller Werke betonen Distanz und zurueckgenommene Individualitaet.

Ulla von Brandenburg (*1974, Karlsruhe) lebt und arbeitet in Paris und Hamburg. Sie hatte Einzelausstellungen u.a. in der Kunsthalle Zuerich, im Palais de Tokyo, Paris und im Kunstverein Braunschweig. Ihre Arbeiten wurden in Gruppenausstellungen im ARC Musee d’Art Moderne de la Ville de Paris, im ZKM Karlsruhe und im Kunstverein Hamburg gezeigt. 2007 wird sie an Ausstellungen in der Arnolfini Galerie, Bristol, im Wattis Institute, San Francisco und in der Tate Modern teilnehmen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Anna-Catharina Gebbers

© Ulla von Brandenburg
Untitled (Baender), instalation view, 2007
Inc on tssue paper
148 x 115 cm
 

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